Alles rot bei Silly

Man kann machen, was man will: Um den Vergleich kommt man nicht herum. „Silly“ war Tamara Danz. Das ist auch 14 Jahre nach dem Tod der Sängerin nicht vergessen – zumal es auch 14 Jahre ohne Silly-Album waren. Kann sich die Band nun mit Anna Loos dann überhaupt neu erfinden? Oder muss es zwangsläufig bei der sicher hörenswerten Kopie alter Zeiten bleiben, wie bei „Ostrock in Klassik“ zu erleben war?

„Alles rot“, das heute erscheindende Album mit 14 neuen Titeln, wird wohl die hoch gesteckten Erwartungen vieler alter Silly-Fans nicht erfüllen. Denn es ist weder inhaltlich so kritisch wie „Februar“ noch musikalisch so innovativ wie damals „Mont Klamott“. Doch wenn man das nicht allzu schlimm findet und an Silly schon immer auch die Mischung aus Vertrautem und Veränderung mochte, ist man bei „Alles rot“ völlig richtig. Es gibt Ohrwürmer wie einst den Paradiesvogel, schmissige Gitarrenriffs und Klangteppiche, die nicht einlullen, sondern aufhorchen lassen. Und es gibt auf dem Album sogar wieder Texte eines fast vergessenen DDR-Poeten: Werner Karma.

Trotzdem ist es keine Platte nur für Nostalgiker. Sondern durchaus eine, die auch der heutigen Juli-, Silbermond- und Helden-Generation gefallen könnte, denn sie ist ziemlich modern produziert. Ob dieses Kalkül für Silly aufgeht, bleibt abzuwarten, denn die Konkurrenz ist groß. Zu wünschen wäre es der Platte, den Musikern um Uwe Haßbecker und natürlich Anna Loos. Sie kann und will keine zweite Tamara Danz sein, aber nach dieser Platte hat man das Gefühl, es hat sich zwischen Band und Sängerin eine späte Liebe entwickelt. Hoffentlich ist Jan Josef Liefers nicht eifersüchtig. Denn es wäre schön, wenn diese Liebesgeschichte noch weiter ginge.

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