Ein Ring für Editha

Ein in Arnstadt gefertigter Textbandring aus Titan liegt in dem Sarg mit den Überresten Edithas, der Gattin Ottos des Großen, der heute im Magdeburger Dom erneut beigesetzt wird.


Stefan Todorov hat schon viele Textbandringe gefertigt. Für den Musiker Peter Gabriel zum Beispiel oder den mp3-Erfinder Karlheinz Brandenburg. Aber es ist der erste für eine Königin. Über 1000 Jahre ist Editha schon tot und war fast vergessen – bis man 2008 bei Ausgrabungen in Magdeburg einen Sarg entdeckte, in dem sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die sterblichen Überreste der ersten Frau von Otto I. befanden. Heute wird sie zum dritten Mal in Magdeburg feierlich beigesetzt. Und im Sarg liegt dabei ein Leinensäckchen mit einem Ring, der folgende Inschrift trägt:

„Dieser Sarg enthält die sterblichen Überreste der Königin Editha, Gattin Ottos des Großen, erneut beigesetzt Anno Domini 1510, wiederentdeckt durch archäologische Ausgrabungen im Jahre 2008 und nun abermals bestattet im Jahre 2010“.

Wie bekommt man eine solch lange Inschrift auf einen Ring? Mit einer speziellen Erfindung Todorovs, die er sich auch patentieren ließ. Seine Textbandringe sind Spiralen aus dünnem Titan-Band, auf die man ganze Geschichten eingravieren kann. Ein wenig so wie auf den Papyrusrollen in Ägypten. Und man kann sie fortschreiben, an das Erlebte anpassen. Platz ist genug. Die Titanbänder sind ausgerollt etwa 30 Zentimeter lang und lassen sich auch auf der Rückseite gravieren. Und wenn das nicht reicht, kann man das erste durch ein zweites Textband ergänzen.

Todorovs Titan-Ringe sind praktisch unbegrenzt haltbar, ein Stück bewahrte Lebens-Endlichkeit für die Ewigkeit. Vielleicht kam man deshalb im Magdeburger Landesamt für Denkmalpflege auch auf die Idee, Todorov den Auftrag für einen solchen Ring als Grab-Beigabe für Königin Editha zu geben. Ein Unbekannter in Sachsen-Anhalt ist der 47-jährige Künstler und Goldschmiede-Lehrer an der Arnstädter Berufsschule ohnehin nicht, seine Frau Kirsten Garzareck betreibt in Halle einen Kommunikationsraum mit Galerie.

Für Todorov war es dennoch eine ganz besondere Aufgabe. Da fertigt man einen Ring für eine Frau, die schon über 1000 Jahre tot ist – und er wird auch noch da sein, wenn wir alle nicht mehr sind, sagt er in seiner Arnstädter Werkstatt in der Gehrener Straße. Den Ring kann er nicht mehr zeigen, er liegt bereits seit einer Woche in dem verschlossenen Sarg Edithas, die heute in einer großen Zeremonie im Magdeburger Dom zum zweiten Mal beigesetzt wird.

Stefan Todorov will heute nach Magdeburg fahren. Schon aus fachlichem Interesse, denn der neu geschaffene Sarg Edithas soll ein Meisterwerk sein. Und um einer Königin seine Ehre zu erweisen, der er einen Ring fertigen durfte. Auch wenn er sich ihre Wege wohl erst wieder im Unendlichen kreuzen werden, der Ring könnte auch dann noch dabei sein.

2 Gedanken zu „Ein Ring für Editha“

  1. Na, das könnte doch glatt der Trauring der Zukunft werden: „Ich nehme ein Stück meines Lebens [der Trend geht ja zur zeitlich begrenzten Ehe], schreibe ein Märchen [oder was auch immer] darauf, und widme es Dir. Das hat was!
    Habe das vor Urzeiten in einem Film gesehen. Da war es allerdings kein Titanband, sondern eine Papierschlange.

  2. hallo, ich bin mir ziemlich sicher, dass diese idee eine zukunft hat. als ich im jahre 2000 einen schmuckwettbewerb mit dem textbandring gewonnen habe wusste ich schon, dass was darauf geschrieben steht für die ewigkeit ist, aber dass mein künstlerisches konzept so eindrucksvoll unter beweis gestellt wir, habe ich vorher nie zu hoffen gewagt.
    wenn sie dem link folgen finden sie einen kurzen text zum symbol II award 2000. ( http://designschmuck-unikatschmuck.de/texte.php )
    mit freundlichen grüßen aus arnstadt
    stefan todorov

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