Autostadt am Stadtrand

Die letzte größere Ansiedlung in Arnstadt ist schon eine Weile her. Zwar wächst das Erfurter Kreuz, weil sich die dortigen Firmen sichtbar erweitern, aber neue sind seit Jahren nicht mehr hinzu gekommen. Auch die millionenschwere Investition, mit der sich jetzt  der Bauausschuss beschäftigte, ist keine Neuansiedlung im herkömmlichen Sinne. Denn der Investor, die Ehrhardt AG, betreibt bereits am anderen Ende der Stadt an der Gehrener Straße ein Autohaus.

Allerdings ist diese Firma in den vergangenen Jahren außerhalb der Stadt mächtig gewachsen. Über 400 Mitarbeiter sind zwischen Hildburghausen und Schkeuditz damit befasst, Autos zu verkaufen und Service anzubieten. Und weil der gegenwärtige Arnstädter Standort kaum Erweiterungen zulässt, möchte die Firma nun ganz in der Nähe des Erfurter Kreuzes eine Art kleine Autostadt errichten, zwischen dem Rudislebener Stadion und der kleinen Kiesgrube.

Auf 40 000 Quadratmetern soll dort eine »Erlebniswelt Auto« entstehen, mit jeweils vier Autohäusern für Neuwagen und einem für gebrauchte Fahrzeuge, mit Shops für Zubehör, einem Gastronomie-Komplex und Angeboten für Familien – einschließlich Kinderspielplatz. Dazu könnten sich auch noch »Outlet-Stores« ansiedeln, also Geschäfte, die Direktverkäufe anbieten.

»Das Vorbild für diese Investition ist die Autostadt Wolfsburg«, heißt es in dem Schreiben, das an die Stadtverwaltung ging. Und wie dort soll sich natürlich auch in Arnstadt alles um die Autos aus dem VW-Konzern drehen – neben der Mutter-Marke also auch um Audi, Seat und Skoda. Wenn es nach dem Investor geht, könnte es gar nicht mehr so lange dauern, bis diese Pläne umgesetzt sind. 2013 ist als Fertigstellungstermin angepeilt.

Aber natürlich müssen vorher die nötigen Vorbereitungsschritte absolviert werden. Ausgewiesen als Gewerbegebiet ist diese Fläche bereits. Und Kollisionen mit den Erweiterungsplänen am Erfurter Kreuz schloss der Beigeordnete Ulrich Böttcher in der Sitzung des Bauausschusses aus. Aus verschiedenen Gründen sei es unmöglich, reine Industriebetriebe in diesem Gebiet anzusiedeln. Allerdings ist ein »vorhabenbezogener Bebauungsplan« für ein Objekt dieser Größe nötig. Und dazu muss es einen Stadtratsbeschluss geben.

Für die SPD-Fraktion äußerte sich Christian Hühn skeptisch zu dem Vorhaben. Seine Fragen: Warum wird die Autostadt nicht auf dem Gelände der ehemaligen Garnison errichtet, also näher an Arnstadt und auf einem Gelände, dass gegenwärtig auch ungenutzt ist? Welche Auswirkungen hat dieses neue Super-Zentrum auf die bestehenden Autohäuser, wo ebenfalls die Marke Skoda schon vertrieben wird? Und könnte diese Autostadt dazu führen, dass noch mehr Händler aus der Innenstadt ihren Schwerpunkt an die Stadtgrenzen verlagern?

Warum nicht auf dem Garnisonsgelände gebaut wird, könnte eine reine Geldfrage sein, vermuteten Ausschussmitglieder. Denn dieses Areal, das gegenwärtig der WBG gehört, ist voll erschlossen, schließlich standen dort bis vor einiger Zeit die Plattenbauten.

Vor allem Mitglieder der Fraktion »Pro Arnstadt« warben für den Plan der kleinen Autostadt, schließlich sei eine Investition über 5 Millionen Euro »kein Pappenstiel«. Und andere wollten schon gehört haben, dass der Investor durchaus Alternativen habe: Wenn diese Autostadt nicht in Arnstadt gebaut werde, dann wohl in Chemnitz.

Johann Mahler, der selbst in der unmittelbaren Ichtershäuser Nachbarschaft ein Autohaus betreibt, räumte ein, dass es auch für ihn nicht einfach sein könnte, gegen diese neue Konkurrenz zu bestehen. »Aber Konkurrenz belebt das Geschäft«, sagte der Stadtrat. »Und ich bewundere jeden, der ein solches großes Projekt in Angriff nimmt«.

Am Ende wurde mit zwei Gegenstimmen von SPD und Linken beschlossen, dem Stadtrat einen positiven Beschluss zum Vorhaben zu empfehlen. Und Georg Bräutigam, Fraktionschef von Pro Arnstadt, sah sogar noch einen wichtigen kommunalpolitischen Effekt der Pläne: »Wir reden immer darüber, dass wir näher an Ichtershausen heranrücken sollten. Und diese Autostadt bedeutet praktisch den Lückenschluss«.

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