Grummeln am Stadtrand

Die Hauptstraße im Arnstädter Ortsteil Angelhausen verdient eigentlich schon lange ihren Namen nicht mehr. Es handelt sich eher um eine Buckelpiste. Zum Teil war das sogar gewollt, denn zwei künstliche Erhöhungen wurden eingebaut, um Kraftfahrer am Schnellfahren durch den Ort zu hindern. Nötig ist das schon lange nicht mehr, denn der allgemeine Zustand ist katastrophal. Und besonders bei Regen verwandelt sich die Straße in eine Seenlandschaft, weil die Wasserabläufe nicht funktionieren. Da die Häuser direkt an der Straße stehen, spritzt dann das Wasser hoch bis an die Fassaden und in die Fenster.

Seit Jahren wird dieses Problem bei jeder Einwohnerversammlung angesprochen. Aber auch im Haushaltsplan der Stadt für das laufende Jahr findet sich kein Geld für die Sanierung. Trotz zweier Änderungsversuche von »Linke« und SPD – und der eindringlichen Bitte des Ortschaftsrates von Angelhausen-Oberndorf. »Mit dem Gedanken, dass die Angelhäuser Straße nicht gemacht werden soll, kann ich mich nicht anfreunden«, sagte Ortsbürgermeister Hans-Werner Trefflich vor den Stadträten. Zumal aus seiner Sicht der Ortsteil wesentlich zum nötigen Wachstum der Stadt beiträgt: » Die Stadt selber wächst nicht, aber Angelhausen. Wir haben von 780 auf über 1200 Einwohner zugelegt. Und das Stückchen Straße kriegen wir nicht auf die Reihe.«

Es war nicht die einzige kritische Äußerung aus den Ortsteilen zum Arnstädter Haushalt. Karl-Heinz Trefflich, Ortsteilbürgermeister von Siegelbach, bedankte sich zwar in seiner Stellungnahme dafür, dass mit der Haushaltsverabschiedung endlich die Mittel für Reparaturen und die ehrenamtliche Arbeit freigegeben werden können, hatte aber dennoch einige Anmerkungen. »Wir haben uns den Haushalt ganz genau angesehen, weil wir Gelder für unsere Straßenunterhaltung gesucht haben«, sagte Trefflich, »und bei einigen Positionen haben wir uns schon etwas gewundert«. Als Beispiele nannte er die Verdoppelung der Gelder für die Unterhaltung der städtischen Sportplätze und der Kosten für die Unterhaltung der Bahnstrecke ins Gewerbegebiet »Erfurter Kreuz«, die der Stadt gehört. »Ich will das ja gar nicht bewerten«, sagte der Siegelbacher Ortsteilbürgermeister, »aber es ist uns nur aufgefallen, dass nicht überall mit gleichem Maß gemessen wird«.

Grundsätzlich wird sehr genau verfolgt, wie ein Ort mit seinen eingemeindeten Dörfern umgeht. Denn das ist nicht nur ein Zeichen für die Gegenwart, sondern auch für die Zukunft. Wenn es um künftige Gebietsveränderungen geht, spielt Geld schon vor der Hochzeit eine wichtige Rolle. Zu beobachten ist das gegenwärtig bei Ichtershausen, das kaum um Partner werben muss: Sie bieten sich selber an. Auf der einen Seite drängt die Wachsenburggemeinde in Richtung des Ortes mit den hohen Steuereinnahmen, auf der anderen Seite hat Kirchheim Interesse. Arnstadt liegen zwar auch Absichtserklärungen für eine Eingemeindung aus Plaue und Gossel vor, aber es wurde erst jüngst im Stadtrat Plaue darüber diskutiert, ob es der Stadt als Teil von Arnstadt wirklich besser gehen würde.

Deshalb ist Arnstadt gut beraten, Probleme wie die Straßensanierung in Angelhausen nicht zu leicht zu nehmen. Versuche dazu gab es in der Haushaltsdebatte. So schlug die »Linke« vor, die Straße durch den Arnstädter Baubetriebshof sanieren zu lassen, weil dies kostengünstiger sei. Die SPD hingegen wollte die nötigen etwa 90 000 Euro für eine fachmännische Sanierung per Änderungsantrag in den Haushalt einstellen. Beide Anträge wurden von der Stadtratsmehrheit abgelehnt – und Angelhausen auf das kommende Jahr vertröstet. Vielleicht würden sich dann Mittel für die Sanierung der Straße auftreiben lassen.

Ortsteilbürgermeister Hans-Werner Trefflich glaubt noch nicht so recht daran, die Angelhäuser sind schon zu oft vertröstet worden. »Wenn einer aus dem Stadtrat in dieser Straße wohnen würde«, sagte Trefflich, »hätte sich wahrscheinlich schon längst was geändert«.

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