Einer für alle

Wenn man manchmal am „Waffelstübchen“ vorbeikommt oder durchs Ilmkreis-Center schlendert, kann es passieren, dass man auf eine gut gelaunte größere Gruppe von Menschen trifft, die sich bei den Klängen eines Alleinunterhalters amüsieren. »Der kann fast alles spielen, was man sich wünscht«, hört man dann. »Und der sorgt immer für gute Stimmung.« Gemeint ist Klaus Müller. Unterhaltung war schon immer sein Metier.

Mittlerweile ist das Publikum von Klaus Müller älter geworden, auch er ist schließlich schon über 60. Aber wenn die großen Hits von »Creedence Clearwater Revival« erklingen, ist es fast wie damals vor 45 Jahren, als alles anfing. Damals standen bei ihm zuhause immer Gitarren herum, die Eltern von Klaus Müller waren im Chema-Ensemble aktiv. Und im Radio lief eine Art von Musik, die neu war und nicht nur ihn fesselte: Der »Beat« trat seinen Siegeszug an.

Was lag näher, als zu versuchen, die geliebten Songs auf der Gitarre nachzuklimpern? Das klappte ganz gut, fand er. Und als die Ichtershäuser Schülerband »Tropics« einen Bassisten suchte, meldete er sich sehr selbstbewusst. Ob nun Gitarre oder Bass, was war da schon der Unterschied? Er merkte es schnell, als er sich die Bassgitarre umhing. Aber er war in der Band. Und nur das zählte. Da war er 15 Jahre alt.

Die Musik sollte ihn ein ganzes Leben lang nicht loslassen. Neben seinem Beruf als Werkzeugmacher zog er am Wochenende immer wieder los, um in wechselnden Formationen den Leuten Spaß zu bringen – und selbst welchen zu haben. Irgendwann kam auch die Einsicht, dass es nicht schlecht wäre, das Gitarrespiel richtig zu erlernen. Er nahm Unterricht bei Herbert Dietze, dem bekannten Musikerzieher. Mit der Band »Passat« heizte er als Gitarrist und Sänger in den 70-er und 80-er Jahren die Stimmung auf den Tanzböden der Region an. Als einzige »Tanzkapelle« im Kreis hatte sie damals die Einstufung »Sonderklasse« und hielt sich natürlich auch nicht an die vorgegebenen Quoten von DDR-Musik. Die Leute wollten CCR, Beatles oder NDW hören. Und sie bekamen es. Nahe am Original, aber vor allem live.

Der Einschnitt für Klaus Müller kam Mitte der 80-er Jahre. Es erwischte ihn eine Atemwegserkrankung – und es war zunächst vorbei mit dem Singen und der Musik, sagten die Ärzte. Als es dann nach der Wende Medikamente gab, die ihn halfen, war die Band in alle Winde zerstreut. Aber er gab nicht auf. Die technischen Möglichkeiten hatten sich rasant entwickelt, man konnte nun auch allein Musik machen – und es klang trotzdem wie von einer Band.

Aber was seinen Erfolg vor allem beflügelte, war die Erweiterung des Repertoires in Richtung volkstümlicher Musik. Verbiegen musste er sich dafür nicht allzu sehr. »Ich habe schon immer Operetten gemocht«, sagt Klaus Müller. »Und wir haben auch schon früher zur Kirmes gespielt.« Also gab es nun im Programm neben dem Rock und Pop, dem er bis heute treu blieb, auch die Kastelruther Spatzen – und was die Leute sonst noch so hören wollten.

Bis in die Schweiz und nach Österreich lernte man die Programme von »Klaus live« kennen. Und als er im Radio einen Tipp hörte, das im fränkischen Bad Rodach ein »singender Bademeister« gesucht wird, nahm er an dem Ausscheid teil – und tritt seitdem einmal im Monat dort im Thermalbad auf. Den Beinamen »Singender Bademeister« findet er zwar nicht so toll, aber wird eben immer wieder damit angesprochen – denn viele Gäste des Bades kommen aus Thüringen. Manche fahren sogar wegen ihm aus Arnstadt dorthin.

Seit 6 Jahren ist »Klaus live« selbstständiger Klein-Unternehmer und spielt auf Familien- und Betriebsfesten oder auch zu anderen Gelegenheiten. Seine alte Jolana-Gitarre aus DDR-Zeiten hat er noch, obwohl viele andere dazukamen. Das Griffbrett der »Jolana« sei etwas ganz besonderes, sagt er.

Wenn er heute auftritt, ist meist noch der eine oder andere Hit von damals mit dabei. Wenn es zur Stimmung passt. Und dafür hat Klaus Müller immer einen Riecher.

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