Ortsverbot von Asterix

Georg Bräutigam (links), Uwe MöllerVon kämpferischen Auseinandersetzungen zwischen Arnstadt und Erfurt weiß die Geschichtsschreibung einiges zu berichten. In jüngerer Vergangenheit zofften sich die Arnstädter mit Ilmenau, zum Beispiel um Kreissitz oder Autokennzeichen. Nun aber ist ein neuer Kampfplatz entstanden. Der Gegner ist kleiner als Arnstadt, aber reich – und einfallsreich. Gekämpft wird zwar nur verbal, aber sehr persönlich.

Eigentlich ist Georg Bräutigam, Fraktionschef und Bürgermeisterkandidat von „Pro Arnstadt“, mit Ichtershausen eng verbunden. Er hat dort früher mal eine Gaststätte betrieben und kennt deshalb viele Ichtershäuser persönlich, auch CDU-Bürgermeister Uwe Möller. Von dessen Vater haben die Bräutigams sogar ein Pferd gekauft, das ist, so wissen Pferde-Freunde, Vertrauenssache.

In der vergangenen Woche zur Kreistagssitzung allerdings gab ihm Uwe Möller nicht einmal die Hand. Und der Ichtershäuser Bürgermeister spricht in diesen Tagen öffentlich davon, dass man Bräutigam eigentlich Ortsverbot erteilen müsste. Denn was der jetzt so treibe, sei nun wirklich „die Höhe“.

Anlass für die Auseinandersetzung ist ein Antrag, den die „Freien Wähler“ in den Kreistag eingebracht haben, der aber in der vergangenen Woche wegen der Kälte im Saal gar nicht mehr behandelt wurde. Er stammt von Georg Bräutigam (Pro Arnstadt) und Eleonore Mühlbauer (SPD), schon diese Konstellation hatte vorher für einige Aufregung gesorgt. Aber den Ichtershäusern stieß vor allem der Inhalt sauer auf: Der Kreistag sollte sich zu einer Stärkung des Zentrums Arnstadt bekennen – und die geplante Fusion von Ichtershausen und der Wachsenburggemeinde ablehnen.

„Mich stört, dass im Kreistag Sachen behandelt werden, die den Kreistag nichts angehen“, sagt Möller. „Und dazu soll es sogar einen Beschluss geben.“

Klar ist: Wenn der Beschluss so gefasst würde, sähe es schlecht aus für die Fusion im Norden Arnstadts. Gegen ein Votum des Kreistags könnte das Land kaum dem Antrag aus Ichtershausen und Holzhausen zustimmen. Denn die beiden Gemeinden haben zwar ein positives Bürgervotum für ihren Zusammenschluss, aber Arnstadt hat auch eines dagegen. Und da könnte der Kreistagsbeschluss den Ausschlag geben, um den Plan zu Fall zu bringen.

Georg Bräutigam sieht die Reaktion aus Ichtershausen eher belustigt. „Ich habe schon mal überlegt, wie ich Ichtershausen umfahren kann“, sagt er zu dem angedrohten Ortsverbot und setzt sogar noch einen drauf: „Die Bürgermeister aus Ichtershausen und der Wachsenburggemeinde sollen sich doch nicht gebärden wie Asterix und Obelix, denn wir sind nicht die Römer“.

Aus Arnstädter Sicht ist unschön, was sich im Norden abspielt. Mit Ichtershausen, der Wachsenburggemeinde und Teilen des „Riechheimer Berges“ könnte dort ein weiteres Mittelzentrum entstehen, das im Gegensatz zu Arnstadt auch noch Geld hat. „Wir müssen die Eingemeindung von Plaue, Gossel und Teilen des Wipfratals schultern, deren Finanzlage wenig rosig ist. Aber der finanzstarke Partner im Norden verweigert sich“, sagt Bräutigam, „da vermisse ich die gemeinsame Verantwortung für die Region“. Uwe Möller hält dem entgegen, dass eine Eingemeindung bisher nie auf der Tagesordnung stand. Er sei auch grundsätzlich nicht dagegen, aber jetzt eben nicht. Jetzt ginge es zunächst darum, eine starke Gemeinde „Amt Wachsenburg“ zu gründen, auch wenn das manchem nicht passe. „Aller reden über, aber kaum einer mit uns. Da ist kein Wunder, wenn wir etwas pikiert reagieren.“

Allerdings kann er die Aufregung in Arnstadt zum Teil sogar verstehen, denn es ist Wahlkampf. Der laufe offenbar nach dem Motto: „Wer den Skalp von Ichtershausen bringt, wird neuer Bürgermeister“, sagt Möller. „Aber da machen wir nicht mit, wir haben keine Wahl.“

Deshalb sieht er das mit dem Ortsverbot für Bräutigam dann doch nicht so verbissen. Auf die Frage, was passiert, wenn der Arnstädter nach Ichtershausen kommt, sagt Möller trocken: „Na gar nichts. Wir sind doch erwachsene Menschen.“

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