Der Zwischenrufer

Martin Debes 2002Martin Debes hat den Thüringer Journalistenpreis 2015 erhalten. Ich finde, er hat diesen Preis verdient.  Deshalb und weil ich ihn schon eine Weile kenne (wie nebenstehendes Bild von 2002 beweist), hab ich mal was aufgeschrieben.

Politik ist ein undurchsichtiges Geschäft. Was macht man, um sich in diesem Wirrwarr zurecht zu finden?

Erst mal lesen, was Debes schreibt.

Es lohnt sich immer. Selbst bei einem Stück über den kommunalen Finanzausgleich unter besonderer Berücksichtigung des auslaufenden Solidarpakts hat man hinterher das Gefühl, etwas verstanden zu haben. Oder wenigstens, dass der Verfasser etwas davon verstanden hat. Und man hat über mindestens eine hübsch hintergründige Formulierung gelächelt.

Seit 15 Jahren beackert Martin Debes das steinige Feld der Thüringer Landespolitik für die „Thüringer Allgemeine“. Die Regierungen und die Chefredakteure kamen und gingen, bei ihm sind nur die Haare und die Sätze etwas kürzer geworden. Es kräuselt nicht mehr so viel. Das steht ihm gut.

Fragt man die politischen Akteure jedweder Richtung nach ihrer Meinung über Martin Debes, hört man im Grunde immer dasselbe: Schade, dass er für den politischen Gegner arbeitet. Aber sonst ganz in Ordnung. Menschlich und so. Falls jemand etwas anderes sagt, liegt es meist nicht an Debes.

Wenn man so lange als Journalist im Geschäft ist, dann ist die Versuchung groß, alles besser zu wissen. Er ist dieser Versuchung nie erlegen. Aber wenn sich das Hohe Haus anschickt, denselben Fehler wie vor zehn Jahren noch einmal zu machen, setzt er schon mal zu einen dezenten Zwischenruf an. Und wenn es um die Grundwerte der Gesellschaft geht, auch weniger dezent. Das altmodische Wort „aufrecht“ charakterisiert ihn ziemlich gut. Egal, ob es um Politik oder die Belange der Mitarbeiter in der eigenen Redaktion geht: Er macht den Mund auf, auch wenn Mut dazu gehört.

Martin Debes behauptet zwar von sich, er sei faul. Aber zum Glück merkt man davon nichts. Etwa 900 Artikel mit seinem Namen listet die Homepage der „Thüringer Allgemeine“ auf. Früher, als es noch einen richtigen Redaktionsschluss gab, konnte man sich wenigstens am Tag noch etwas Zeit nehmen für den Feinschliff der Beiträge, heute muss alles gleich ins Netz, mit Twitter-Eintrag und Agenturfassung. Er kriegt das hin, in bewährter Qualität. Wenn man bedenkt, dass der Mann auch noch eine Frau und zwei Söhne im schulpflichtigen Alter hat, fragt man sich, wann er sein Buch geschrieben hat. 2014 ist es erschienen und handelt von Christine Lieberknecht. Man versteht nach der Lektüre nicht nur Frau Lieberknecht besser. Denn in dem Buch geht es zwar vordergründig um die mittlerweile ehemalige Ministerpräsidentin, aber ganz nebenbei werden auch noch jede Menge Wissenslöcher über die politischen Wirren der Nachwendezeit in Thüringen gestopft. Wer warum von wem zurückgetreten wurde, stand damals nie richtig in der Zeitung. Debes hat es recherchiert und für die Nachwelt aufgeschrieben.

Man könnte noch anfügen, dass Martin ein netter Kerl ist. Aber das weiß ja nun wirklich jeder. Er auch.

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