Bereich Litfaßsäule

StimmzettelIn einer Einwohnerbefragung sollen die Arnstädter entscheiden, wo der  Bismarckbrunnen künftig stehen soll. So, wie die Befragung angelegt ist, kann nichts dabei herauskommen. Denn Bürgerbeteiligung basiert auf Informationen. Und die gibt es zum Thema leider nicht. Schade ums Geld.

Im Oktober 2013 wurde der Bismarckbrunnen probeweise auf dem Markt aufgestellt
Im Oktober 2013 wurde der Bismarckbrunnen probeweise auf dem Markt aufgestellt

Im Jahr 2010 wurde in Arnstadt nach einer „Hundewiese“ gesucht. Es ging um die Frage, ob man in Innenstadtnähe ein Stückchen Grün ausweisen könne, wo Hundebesitzer ihre Lieblinge ohne Leine laufen lassen können. Daraufhin erfasste das Ordnungsamt alle Grünflächen in der Stadt und schrieb zu jeder eine Bewertung: Ist sie überhaupt als Hundewiese geeignet?  Was müsste baulich dafür verändert werden? Was würde das kosten?  Kämen Hundebesitzer gut hin, gäbe es genug Parkplätze? Und was würden die Anwohner in der Nähe dazu sagen? Am Ende wurde ein Ranking erstellt, das als Entscheidungshilfe für Ausschuss und Stadtrat diente. Man entschied sich am Ende gegen eine Hundewiese, auf Basis einer soliden Vorarbeit der Verwaltung. 

Sechs Jahre später sollen die Arnstädter darüber entscheiden, wo der alte Bismarckbrunnen wieder aufgestellt werden soll. Sachliche Vorarbeit der Verwaltung? Fehlanzeige. Es werden lediglich zwei Alternativen genannt: Im „Bereich Litfaßsäule“ an der Ecke des Marktes oder irgendwo anders. Wo das sein könnte, kann sich jeder selbst ausdenken. Vielleicht auf dem Jungfernsprung? Und ist nicht auf dem Rabenhold reichlich Platz?

Sicher, im politischen Raum, am Stammtisch und vielleicht auch unter Experten werden sinnvollere Alternativstandorte diskutiert. Zwischen Ex-Gymnasium und Museum zum Beispiel, vor der Arnsbergschule oder vor dem ehemaligen Lindeneck.  Auch der Schlossgarten ist im Gespräch. Aber was davon ist geeignet, durchgerechnet und geprüft? Einschließlich der Variante im „Bereich Litfaßsäule“? Und wie lange würde die Realisierung dauern?

Ideologisch ist die Debatte um den Brunnen zum Glück längst beendet. Mittlerweile bekennen sich alle Stadtratsfraktionen zu dem Erbe, auch jene, die wegen ihrer eigenen Geschichte mit Bismarck nix am Hut haben. Und es gab auch vor Jahren schon konkrete Planungen, den Brunnen im „Bereich Litfaßsäule“ wieder aufzustellen.  Damals wollte man sich eines millionenschweren Bundesprogramms bedienen, um den ganzen Markt umzugestalten. Das Programm gibt es in dieser Form wohl nicht mehr. Aber was würde die Aufstellung des Brunnens auf dem Markt heute kosten? Welche Zeitschiene wäre möglich? Was wären die Kosten an anderen Standorten? Und welche bitte sind überhaupt in der engeren Wahl?

Es fehlen nicht nur solche Informationen. Es redet auch niemand darüber, was „Aufstellen“ heißt. Läuft da richtig Wasser raus oder stellt  man nur die Skulptur hin? Und wie teuer wäre das jeweils?

Es gibt keine Abwägungen dazu, ob und wie man die Sicherheitsfrage in die Planungen einbeziehen sollte. Der Brunnen übt sicher eine hohe Anziehungskraft auf Buntmetalldiebe und autonome Bismarckgegner aus – sollte man ihn deshalb vielleicht irgendwo aufstellen, wo man nachts ein Tor zumachen kann? Zum Beispiel im Garten des Schlossmuseums?

Das sind alles Fragen, mit denen mich meine Stadt  allein lässt. Ich weiß im Grunde nichts, soll aber ankreuzen, wie ich den Brunnen im „Bereich Litfaßsäule“ fände oder doch nicht. Ob ich lieber zum Mars fliegen möchte oder anderswo hin. Was es kostet und wie lange es dauert, erfahre ich dann während des Fluges.

Hier ist mein Votum zum Bismarck-Brunnen:

Ich möchte, dass der Brunnen zu vertretbaren Kosten in absehbarer Zeit an einem vernünftigen Platz aufgestellt wird. Wo das ist, kann ich nach den vorliegenden Fakten nicht entscheiden.

Wenn mir Bürgermeister und Stadtrat dazu keine Entscheidungshilfe liefern können, müssen sie es eben selber machen.  Und wenn sie nicht wissen, wie man solche Entscheidungen vorbereitet, sollten sie in den Akten mal nach der Sache mit der Hundewiese schauen.

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