Wie geht es weiter mit der 380-kV-Trasse durch den Ilmkreis? Die neuen Planungen werfen Fragen wie die Masthöhe auf, die bisher noch gar nicht gestanden haben. Nicht für alle ist der künftige Betreiber verantwortlich, es streiten sich auch regionale Verantwortungsträger untereinander.
„Die aktuell vorgesehene Erhöhung von verschiedenen Masten um bis zu 25 Meter wird unsererseits aus Gründen des Schutzes des Landschaftsbildes abgelehnt“, schreibt der Landrat des Ilmkreises in seiner Stellungnahme zu den neuesten Planungen für die 380-kV-Trasse, die auch durch den Kreis führen soll. Aber wie kommt es eigentlich zu den höheren Masten? Und was hat sich der Betreiber „50 Hertz“ dabei gedacht?
Die Antwort ist eher verwirrend. Die höheren Masten sind keine Idee des Betreibers, sondern eine Forderung der Forstverwaltung. Die hatte bei der ersten Stellungnahme bemängelt, dass durch die niedrigeren Masten unter der Leitung nicht genügend hohe Bäume gepflanzt werden können. Und in der neuen Planung für die Trasse ist dieser Forderung nun Rechnung getragen.
Dabei hatten sich, so wird in der Stellungnahme des Landratsamtes beklagt, alle Beteiligten schon Anfang des Jahres an den „Konfliktpunkten“ getroffen und nach langen Diskussionen „einvernehmliche Lösungen gefunden“. „Umso verwunderlicher erscheinen jetzt die einseitigen Forderungen der Forstverwaltung nach den benannten Masterhöhungen“, heißt es im Papier.
Damit ist klar: Die Debatte um die 380-kV-Trasse wird gar nicht nur zwischen den Betreibern und regionalen Kritikern geführt, sondern auch zwischen den Aufgabenträgern in der Region. Denn der Forst möchte zwar mehr höhere Bäume unter der Leitung, aber in Gehren wird zum Beispiel beklagt, dass höhere Masten größere Fundamente benötigen – und dafür mehr Bäume gefällt werden müssen. Es ist also auch eine Frage, wem die Bäume jeweils gehören, um die es geht.
Aus der Sicht des Landschaftsbildes allerdings sind höhere Masten tatsächlich ein Schaden für die Region. Die Frage ist nur, ob die Forstverwaltung in diesem Streit einlenkt. Dem Betreiber wäre sicher die niedrigere Variante auch lieber, denn sie ist billiger.
Es ist nicht das einzige Missverständnis, das die gegenwärtige Debatte um die Trasse prägt. Neuerdings wird auch darüber gestritten, ab die Leitung für das Gewerbegebiet am „Erfurter Kreuz“ notwendig ist. Anlass sind Äußerungen, dass die Stromversorgung der dortigen Betriebe verbessert werden muss und dazu die Trasse gebraucht wird. Das stimmt genau so wie das Argument der Gegner, niemand am „Kreuz“ brauche tatsächlich einen 380-kV-Anschluss. Denn die Fakten sind andere: Wegen des Wachstums im Bereich Arnstadt muss die Versorgung dort tatsächlich verbessert werden, dafür ist eine zusätzliche 110-kV-Leitung zwischen dem Umspannwerk in Altenfeld und Arnstadt schon lange im Plan. Wird die 380-kV-Trasse rechtzeitig fertig, soll diese Leitung mit an deren Masten aufgehängt werden. Dauert es allerdings zu lange, müsste man eine separate Leitung planen und bauen. Aber das wäre auch wieder eine Umwelt- unfreundlichere Variante.
So besteht eine der Hauptaufgaben aller Beteiligten gegenwärtig darin, die Debatte über die Trasse zu versachlichen. Dass das durchaus erfolgreich sein kann, zeigt die erfolgte Bündelung mit der Bahnstromleitung entlang der A 71, die in den neuen Planungen enthalten ist und von den Anrainern auch überwiegend positiv aufgenommen wurde.
Andere regionale Probleme sind weiter offen – und werden derzeit in Gemeinderäten und Bürgerinitiativen diskutiert. Änderungen, so hat der Betreiber bei allen öffentlichen Debatten immer wieder signalisiert, sind möglich. Auch wenn aus deren Sicht an der Notwendigkeit der neuen Stromtrasse kein Weg vorbei führt.
Ob aber 100 Meter hohe Masten notwendig sind, um Strom zu transportieren, ist eine Frage, die man wohl in erster Linie der Forstverwaltung stellen muss. Nicht alle Bäume wachsen in den Himmel. Das zeigt auch die laufende Debatte