Zum 60. Geburtstag von Sansibar Farrokh Bulsara, der als Freddie Mercury die Welt des Entertainments nachhaltig verändert hat
„Queen – The Greatest Hits“ wird heute wieder auf vielen Plattenspielern aufgelegt oder als CD eingeschoben werden: Immerhin belegt der Sampler von 1994 heute noch Platz 133 der Verkaufshitparade.
Musik von Queen vermag mehrere Generationen zu begeistern. Und obwohl sich die Gruppe stets als ein Ganzes verstanden hat, ist daran vor allem ihr Frontmann Schuld: Freddie Mercury.
Als Farrokh Bulsara heute vor 60 Jahren auf Sansibar geboren, kam er früh nach England und durchlief wie John Lennon eine umfassende künstlerische Ausbildung, lernte außer Klavier auch Malen, Singen und Tanzen. Es scheint im Nachhinein, die frühen Jahre seien wie eine gezielte Vorbereitung auf seine spätere Bestimmung gewesen.
Doch es war natürlich Zufall, dass er eines Tages auf Brian May traf und die anderen von „Queen“. Da hießen sie noch nicht so, Mercury verpasste sich und der Band die neuen Namen und entwarf gleich noch ein Wappen, die Garderobe und die Bühnendekoration dazu. Bei ihm musste immer alles stimmen, alles.
Dass es ein Erfolgsmodell werden würde, war lange nicht sicher. Die Band dümpelte eher vor sich hin, bis Freddie 1975 einen Titel schrieb, der in keine Schublade passte und mit fast sechs Minuten viel zu lang für die Hitparade war. Aber „Bohemian Rhapsody“ blieb in England neun Wochen auf Platz eins. Und schaffte es 1992 noch einmal auf Platz zwei.
Wenn selten über seine Stimme geredet wird, die dreieinhalb Oktaven mühelos meisterte, tut man Freddie Mercury nicht einmal Unrecht. Er wollte nie nur ein Sänger sein, sondern ein Gesamtkunstwerk. Er ist es geworden. Bis in den Tod hinein. Und er ist wohl von allen, die mit diesem Anspruch die Bühne des Lebens betraten, bis zum Ende einer der Menschlichsten gewesen.
Seine langjährige Gefährtin Mary Austin brachte auch nach seinem Coming-out kein böses Wort über ihn über die Lippen, Sie weint noch heute, wenn sie über ihn spricht. Seine damaligen Mitstreiter verwenden fast peinlich oft die Floskel vom „wunderbaren Menschen“. Die Fans lieben ihn sowieso.
Eine Schlüsselszene ist wohl seine berühmte Zugabe „God Save The Queen“, die auch im Wembley-Stadion 1986 nicht fehlte. Mercury schreitet mit Krone und Hermelinmantel zum Bühnenrand, nimmt die Krone ab und verneigt sich vor dem Publikum. Man weiß nicht recht: Soll das eine Persiflage sein oder eine Huldigung? Steht dort Mercury oder eine Kunstfigur? Und vor allem: Ist es ein König oder eine Königin?
Keine dieser Fragen lässt sich eindeutig beantworten. Was Mercury machte, war Kunst.
Sonst trug Freddie am liebsten ein Feinripp-Unterhemd, weil es seinen Körper so schön zur Geltung brachte. Er war gnadenlos eitel und entwaffnend freundlich, schüchtern und wild auf orgiastische Feste. Er versteckte sich hinter seinen Posen und lebte sie zugleich. Das kann nur ein ganz Großer, der mit sich und der Welt im Reinen ist.
Wäre es ihm 20 Jahre später passiert, er würde noch leben. Aids ist heute keine zwingend tödliche Krankheit mehr. Es ist nicht schwer, ihn sich als älteren Herrn vorzustellen. Er würde vielleicht mit der Netrebko auftreten wie damals mit der Caballé, eine Revue inszenieren, sich in Münchens Kneipen herumtreiben und natürlich mit Queen touren.
Doch es endete 1991.
Seine Asche soll im Genfer See verstreut worden sein, dort steht auch ein Denkmal für ihn. Aber eigentlich braucht dieser Mann keines. Seine CDs werden noch immer von 16- bis 70-Jährigen gehört und die Fanchöre schmettern sein „We Are The Champions“.
Er selbst war es auf jeden Fall.