Kay Krummrich aus Dannheim war der 100. Patient, dem im Jena ein neues Herz eingesetzt worden ist. Er habe Glück gehabt, dass er eines bekommen hat, sagt Kay heute und wirbt dafür, dass sich mehr Menschen für Organspenden zur Verfügung stellen.
Wenn Kay Krummrich in den Supermarkt geht, trägt er immer seinen Mundschutz. „Die Leute denken oft, was hat der für eine Krankheit? Dabei muss ich mich nur vor ihnen schützen. Vor ihren Bakterien.“
Der 24-Jährige Dannheimer lebt seit März dieses Jahres mit einem neuen Herzen. Die Operation verlief ohne Komplikationen, nun müssen sich sein Körper und das fremde Herz vertragen. Und damit es dabei zu keinen Problemen kommt, wird Kays Immunsystem mit Medikamenten heruntergefahren. Jeder Virus kann in solcher Situation eine Bedrohung sein. Deshalb der Mundschutz, wenn er unter vielen Menschen ist. Und auch beim Essen muss er aufpassen. „Alles muss geschält, gekocht oder gebacken werden, wegen der Bakterien und Viren“, sagt der Student. Manches geht gar nicht: Keine Erdbeeren, kein Gehacktes, kein Schimmelkäse. Und ständig muss er die Hände waschen. „Aber ich bin so froh, dass ich das Teil habe. Wenn ich es nicht bekommen hätte, hätte ich wohl noch drei, vier Wochen zu leben gehabt. Und jetzt geht es mir einigermaßen gut.“
Das erste Jahr ist kritisch. Da ist die Gefahr am größten, dass das Herz abgestoßen wird oder es eine Infektion gibt. Das kann auch noch nach 15 Jahren passieren, aber es wird mit der Zeit immer unwahrscheinlicher.
Bis vor zwei Jahren wusste er nicht einmal, dass es solche Probleme überhaupt gibt. Kay Krummrich studierte Elektrotechnik in Schmalkalden. Und irgendwann kam das mit dem Treppensteigen. „Ich musste öfter Pause machen als früher und bekam Atemnot.“ Anfangs dachte er, es könnte daran liegen, dass er nicht mehr so oft Fußball spielt. Seit er sechs war, hatte er immer gekickt, nur beim Studium fehlte die Zeit dafür. Aber dann ging er doch zum Arzt. Der hat ein EKG gemacht und ihn ins Ilmkreis-Klinikum überwiesen. Dort wurde festgestellt: Die Pumpleistung des Herzens liegt nur noch bei 20 Prozent. Und im Helios-Klinikum in Erfurt gab es dann die Diagnose DCM.
Die Abkürzung steht für dilatative Kardiomyopathie und heißt, dass sich das Herz vergrößert. Immer weiter. Im Januar 2009 bekam Kay in Erfurt einen Herzschrittmacher eingebaut. Es schien, als sei die Sache in den Griff zu bekommen. Aber schon im Winter 2009 ging es ihm wieder sehr schlecht. Die Krankheit kann man nicht heilen, sagten die Experten. Ihm könne nur ein neues Herz helfen.Seit 6. Januar lag er im Uniklinikum in Jena und wartete auf ein Spender-Herz. Und er hatte großes Glück. Am 18. März, er lag wegen seines kritischen Zustands schon auf der Intensivstation, bekam er ein neues Organ. Es war die 100. Herztransplantation in Jena, aber davon erfuhr er erst später. Dass er das Organ bekam, war „mein persönlicher Sechser im Lotto“, sagt er heute.
Kay Krummrich fand langsam in den Alltag zurück. Er musste wieder laufen lernen nach drei Monaten im Bett. Er möchte sich bei allen bedanken, die ihm dabei geholfen haben. Bei seiner Familie, besonders bei seiner Schwester. Bei seinen Freunden, den Ärzten um Prof. Khosro Hekmat, bei den Pflegern und Physiotherapeuten. Und er möchte möglichst viele Leute dafür sensibilisieren, sich einen Organspendeausweis zuzulegen. „Ich hätte auch früher nie daran gedacht.“
Kay will wieder studieren, aber nicht gleich. Noch hat er zu viele Einschränkungen und muss oft zur Untersuchung in die Klinik. Dort lag er vor einigen Tagen mit einem Mann auf dem Zimmer, der sein Herz schon 20 Jahre hat. Der, sagt Kay, „ist nun mein Vorbild“.