Über Baumfällungen hat der Bauausschuss des Stadtrats des öfteren zu entscheiden. Meist werden die Anträge sehr kurz behandelt, es wird festgelegt, wo die Ersatzpflanzungen erfolgen und das war es dann auch schon. Denn an Bäumen ist kein Mangel in der Stadt, allein seit der Wende wurden 1600 neue angepflanzt. Doch in dieser Woche entwickelte sich aus dem Antrag über die notwendige Fällung von drei Linden eine heiße Debatte. Denn es handelt sich um Bäume, die auf dem Markt stehen. Und die sind in Arnstadt so etwas wie die Kühe in Indien.
Zumindest entstand dieser Eindruck im Jahr 2009. Damals gab es, beflügelt durch die Aussicht auf Förder-Millionen aus einem Bundesprogramm, Überlegungen zur Umgestaltung des Marktes. Und im Rathaus wurde eine Vorplanung in Angriff genommen, wie denn Funktionalität und Aussehen des Platzes verbessert werden könnten. Aber bevor solche Pläne überhaupt spruchreif wurden, gab es Gerüchte in der Stadt, die Bäume auf dem Markt sollten verschwinden. Und der SPD-Politiker Peter Gundermann sammelte in der Fußgängerzone Unterschriften für den Erhalt der Linden.
Als dann die Vorplanung für den Markt auf den Tisch kam, war es eigentlich schon zu spät. Denn bevor eine sachliche Debatte darüber beginnen konnte, fasste der Stadtrat auf Antrag der SPD den Beschluss, dass die jetzigen Bäume unbedingt stehen bleiben müssen. Egal, was auf dem Markt verändert wird.
Seitdem ist nichts passiert. Die Fördermillionen gingen an Arnstadt vorbei – und die Linden blieben stehen. Dann stellten Gutachter fest, das sie ihre besten Zeiten schon hinter sich hatten und nicht nur vom Streusalz geschädigt waren. Eine Linde vor der Bachkirche musste bereits gefällt werden, sie war praktisch innen hohl. Ihr Schicksal droht nun auch drei weiteren Bäumen direkt vor dem Rathaus, schon aus Sicherheitsgründen. Der Bauausschuss hat die Fällung einstimmig gebilligt, im Juli sollen die Linden fallen.
Aber was dann?
Genau darüber wird gegenwärtig in den Stadtratsfraktionen heftig diskutiert. Eine Chance wie 2009 auf Fördermillionen für eine grundsätzliche Neugestaltung des Platzes gibt es wohl nicht mehr. Aber im Bauausschuss informierte der Erste Beigeordnete Ulrich Böttcher darüber, dass die Zeichen gut stünden für die mögliche Landesförderung eines Einzelprojekts: Die Wiederaufstellung des Bismarckbrunnens.
Die Aufarbeitung dieses Brunnens ist weitgehend abgeschlossen, auch dank vieler Spenden und dem Engagement des Brunnenvereins. In der Studie von 2009 war seine Aufstellung auf dem Markt schon vorgesehen gewesen. Heute drängt sich die Vermutung auf, dass die Stadtratsentscheidung für die Bäume zum Teil auch von der Ablehnung dieses Vorhabens geprägt war.
Denn der Bismarckbrunnen hat in der Stadt ebenso viele Gegner wie Befürworter. Und mancher, der dem Brunnen eigentlich positiv gegenübersteht, möchte ihn trotzdem nicht auf dem Markt haben, weil er diesen Platz dominieren würde – auf Kosten des Bach-Denkmals, das jetzt dort einen inhaltlichen Mittelpunkt bildet.
Die Fällung der drei Linden und die Möglichkeit der Förderung der Brunnenaufstellung wird deshalb zwangsläufig zu einer neuen Debatte führen müssen, wie es auf dem Arnstädter Markt weiter gehen soll. Georg Bräutigam, der Fraktionschef von »Pro Arnstadt« hat bereits einen Antrag seiner Fraktion an den Stadtrat angekündigt, den Grundsatzbeschluss zu den Bäumen auf dem Markt wieder aufzuheben. Was übrigens nicht hieße, dass der Markt künftig kahl wäre. Denn auch in der Vorplanung von 2009 waren Bäume dort vorgesehen. Als Neuanpflanzungen.
Ein Gedanke zu „Bäume, Bach und Bismarck“