Ein traumhafter Ort

Joshua Rifkin am Cembalo in der Arnstädter OberkircheJoshua Rifkin ist für eine Woche in Arnstadt. Es ist bereits der zweite längere Aufenthalt innerhalb weniger Jahre. Rifkin wird mit seinem „Bach Ensemble“  ein Konzert in der Oberkirche geben und eines in Wandersleben. Die Proben dafür sind öffentlich. Vorher hatte ich Gelegenheit für ein Gespräch mit dem Künstler und Wissenschaftler.

Wie kommt ein Mann, der auf allen Kontinenten als Musiker und Forscher unterwegs ist, in das kleine Arnstadt?
Das war Zufall. Wir hatten 2008 ein Konzert in Weimar, und ich wollte mir an einem freien Tag eigentlich Eisenach ansehen. Doch dann war das Wetter so schlecht, dass ich auf der Autobahn nicht weiter kam. Und da sah ich das Schild nach Arnstadt. Dann bin ich durch die Stadt gelaufen und habe die Oberkirche gefunden. Diese Kirche ist für einen Musiker traumhaft. Dass Arnstadt ein Bach-Ort ist, schadet natürlich nichts. Aber wesentlicher waren die Kirche und die Menschen, die wir trafen.

Was fasziniert sie so an dieser Kirche?
Die Klangfarbe ist sehr schön. Die Instrumente klingen vielfarbig, aber nicht grell. Und die Kirche ist eine schöne Mischung verschiedener Architekturstile. Anfangs hatte ich Angst, sie würde überrestauriert werden. Aber das scheint zum Glück nicht der Fall zu sein.

Warum versuchen Sie, Musik so aufzuführen, wie sie zu ihrer Entstehungszeit geklungen haben könnte?
Ich versuche irgendwie zu spüren: Wie stellte sich der Komponist diese Musik vor? Und ich versuche, in ein Zwiegespräch mit dem Komponisten zu treten, nicht nur bei Bach. Aber weil ich den für einen ziemlich guten Musiker halte, möchte ich herausfinden, wie er seine Werke gemeint haben könnte. Ich will das begreifen. Dieser Dialog ist mir wichtig. Aber das heißt auch, dass man nach geeigneten Wegen dafür sucht. Ich meine, die Aufführungsart sollte sich nicht verselbstständigen. Sicher ändern sich viele Dinge, aber einige bleiben auch. Wir sind überzeugt, dass die Musik von Bach einfach besser klingt, wenn man sie in der Besetzung spielt, die Bach vorgeschlagen hat.

Diese Haltung ist gerade in Deutschland umstritten. Haben Sie eine Erklärung dafür?
Es ist eine Diskussion unter Experten, in der ich vor allem den sympathischen Zug erkennen kann, dass Bach den Menschen wichtig ist. Beim Publikum, besonders Leuten, die mit Bachs Musik nicht so intensiv vertraut sind, funktioniert unsere Aufführungspraxis aber sehr gut. Das hat auch unser Konzert 2009 hier in der Oberkirche in Arnstadt gezeigt.

Warum laden Sie das Publikum ein, das Ensemble bei den Proben zu beobachten?
Weil es spannend sein kann, die Entstehung einer Interpretation mitzuerleben. Und wir hoffen, dass die Menschen nicht nur zuhören, sondern auch mit uns über die Musik reden werden.

Bleibt auch Zeit, sich mehr von Thüringen anzusehen?
Natürlich. Wir geben ja auch noch ein Konzert in Wandersleben, dem Menantes-Ort. Und dann haben wir mit Jan Kobel und Judith Rüber hervorragende Reiseführer, die uns architektonisch oder kulinarisch interessante Orte zeigen können. Ich mag zum Beispiel die Thüringer Wurst sehr.

 

Das Programm und das Konzept des Bach:Sommers gibt es hier.

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