Es gab in der jüngeren Vergangenheit zahlreiche Veranstaltungen, die am Wochenende Gäste in die Innenstadt lockten. Ob nun Bach-Festival oder Orgelsommer, die Kirchen um den Markt waren voller zufriedener Zuschauer. Zumindest, was die musikalische Kost betraf. Schlechter sah es für den aus, der sich vor oder nach dem Konzert gern noch mit einer Bratwurst oder einem Brätel stärken wollte. Wenn die Veranstalter nicht selbst für ein entsprechendes Angebot gesorgt hatten, war einfach Ebbe. Einen heißen Bratwurststand am Wochenende in der Arnstädter Innenstadt zu finden, ist so gut wie unmöglich.
Das sollte sich unbedingt ändern, findet SPD-Stadtrat Christian Hühn. »Es müsste wieder einen stationären Bratwurststand auf dem Markt geben«, sagt Hühn, »so wie zu DDR-Zeiten neben der Bachkirche«. Seine Idee: Die Stadt selbst sollte ein solches Projekt in die Wege leiten. In der letzten Stadtratssitzung vor der Sommerpause fragte er offiziell beim Bürgermeister an, was der von der Idee halte. Hans-Christian Köllmer (Pro A) versprach damals eine schriftliche Antwort. Die liegt inzwischen vor.
Köllmer ist ein Verfechter des Prinzips der reinen Marktwirtschaft. Und deshalb stellt er in seiner Antwort zunächst eine Frage: Hat eine Kommune die Aufgabe, ein solch »originäres Angebot an Versorgung« vorzuhalten? Doch er räumt ein, das der Fall komplizierter ist. Denn natürlich hätte die Stadt, in der 1404 die Bratwurst praktisch erfunden wurde, durchaus ein Interesse, dass man auch am Wochenende mitten im Zentrum eine kaufen kann. Und Köllmer zeigt sich sogar bereit, die Einrichtung eines solchen Standes zu organisieren. Allerdings nur, wenn sich der Stadtrat in der Bratwurst-Frage klar positioniert. Denn man müsste sich bewusst sein, dass das Kosten verursacht.
Köllmers Vorschlag: Wenn der Stadtrat zustimmt, geht ein Auftrag an die Stadtmarketing Gmbh, einen solchen Holzkohlegrill einzurichten, der sich gut in das historische Ambiente einpasst – und für die Betreibung zu sorgen. Zumindest so lange, bis es vielleicht ein privater Anbieter übernimmt.
Aber warum findet sich nicht gleich ein privater Betreiber, wenn die Nachfrage von Touristen doch vorhanden ist? Bärbel Pabst von der gleichnamigen Fleischerei am Kohlenmarkt hat entsprechende Erfahrungen schon gesammelt. Als der Arnstädter Unternehmerverein die Idee hatte, jeden Sonnabend auf dem Holzmarkt in der Innenstadt einen »grünen Markt« zu veranstalten, sagte sie zu, dort Bratwürste zu verkaufen. »Am Anfang lief das ganz gut«, sagt Bärbel Pabst, »aber irgendwann blieben die Händler aus und die Sache schlief wieder ein«.
Am Wochenende würden man die Arnstädter überall finden, aber eben nicht in der Innenstadt, sagt Frau Pabst. Und Bratwürste für Touristen seien ein zu unsicheres Geschäft. Man sähe zwar viele auf dem Markt, aber die Gruppen hätten ihren festen Plan und kaum Zeit für eine gute Wurst. Im Café Marlitt am Markt sieht man das etwas anders. Dort steht zwar kein Rost vor der Tür, aber es gibt draußen Tische und Stühle. Und mit den Besucherzahlen am Wochenende ist man relativ zufrieden, auch wenn es natürlich gern noch mehr sein könnte.
Die Nachfrage nach Bratwurst auf dem Markt ist sicherlich da. Ob sie stark genug ist, darüber kann man streiten. »Die Frage ist, ob es uns gelingen könnte, durch das Angebot eine größere Nachfrage zu schaffen«, sagt Arnstadts Bürgermeister. Aber ob sich dabei die Stadt engagiert, das soll dann doch der Stadtrat entscheiden.