Immer mal wieder gibt es Sachen in der Kommunalpolitik, die gibts eigentlich gar nicht. Zum Beispiel neun niegelnagelneue Fahrradboxen in einem mit viel Aufwand sanierten Stück Innenstadt von Arnstadt, die aber seit anderhalb Jahren leider niemand benutzen kann. Denn die Boxen stehen zwar stolz da, aber man hat die Sache mit der Benutzung leider nicht zuende gedacht. Nach einer Lösung wird gesucht, wobei hier bewusst auf die Benutzung des Attributs „fieberhaft“ verzichtet wird.
Sowas hat es in Arnstadt noch nicht gegeben, war im Jahr 2010 aus dem Rathaus zu hören, als die Sanierung der „Unteren Marktstraße“ in die Endphase ging. Gemeint waren damit nicht nur die Spieloase oder der Huckauf-Brunnen, die dort neu entstanden sind. Sondern auch die neun Fahrradboxen, in denen Touristen ihre Drahtesel abstellen können, um in Ruhe einen Stadtbummel zu Fuß zu unternehmen. Hinterher steigt man wieder erholt aufs Rad. Soweit die Theorie.
So etwas gibt es schon in anderen Kommunen. Aber Arnstadt, das sich gern noch fahrradfreundlicher geben möchte, nicht. Was es gab und auch noch gibt, sind Aufbewahrungsmöglichkeiten bei „Zobels Zweiradshop“ in der Zimmerstraße, „Zweirad Böttner“ imWacholderbaum und „Autoservice Böhm“ auf dem Wollmarkt. Dort kann man sein Fahrrad unterstellen – allerdings nur zu den Öffnungszeiten.
Deshalb fanden alle die Sache mit den Fahrradboxen in der Unteren Marktstraße eine gute Idee. Aufgestellt wurden die Boxen im Juni 2010, nach eingehender Beratung, dem Einsatz einer Architektin und, wie man annehmen musste, der Nutzung von Erfahrung anderer Kommunen. Gut zugänglich und ganz in blau standen sie nun da, neben der ebenfalls neuen Toilettenanlage hinter dem Waffelstübchen.
Man kann sagen, dass die Anlage auch sofort gut angenommen wurde. Das betrifft aber leider nur die Toiletten. Denn die Fahrradboxen hat seither noch niemand benutzen können. Es weiß einfach keiner, wie das gehen soll. Auf eine Anfrage von Rita Bader (Linke) im Bauausschuss des Stadtrates zu den Fahrradboxen musste der Beigeordnete Ulrich Böttcher jedenfalls einräumen, dass die Boxen bisher noch nie in Betrieb waren. Was nämlich an den Boxen fehlt, ist ein Schlüssel. Die Dinger gehen also nicht einmal auf. Geschweige denn zu. Es werde noch an der Frage gearbeitet, wie die Boxen zu bewirtschaften seien.
Der Grund liegt nicht darin, dass es keine Schlüssel gäbe. Die liegen wahrscheinlich irgendwo im Rathaus. Aber es gibt noch keine Lösung für den Fall, dass am Wochenende jemand sein Fahrrad einschließt und plötzlich merkt, dass der Schlüssel weg ist. Wen soll man da anrufen? Auf den blauen Schildern ist dieses Feld noch frei. Und das ist wohl auch das Problem. „Man muss ja auch einen Notdienst fürs Wochenende organisieren, wenn mal einer seinen Schlüssel für die Box verbummelt hat“, sagt der Beigeordnete über anderthalb Jahre nach der Aufstellung der Boxen.
Das ist keine so schlechte Idee. Man hätte sie auch schon haben können, bevor die Boxen aufgestellt wurden. Aber große Ideen brauchen manchmal einfach ihre Zeit. Für die Fahrradboxen kommt sie ja vielleicht im Laufe des Jahres.