Arnstadt hat eine neue Internet-Seite. Nach jahrelangen Ankündigungen ging jetzt eine vorläufige Variante ins Netz. Erster Eindruck: Sie sieht bunter aus als die alte – und eben so, wie viele Internet-Seiten heute aussehen. Was bietet sie sonst noch? Ein unfreiwilliger Beta-Test.
Manchmal hat man eine gute Idee, aber an der Umsetzung haperts. Das ist im Leben so – und auch bei neuen Web-Seiten. Deshalb haben schlaue Entwickler eine Qualitätsprüfung erfunden: Den Beta-Test. Einige Leute werden gebeten, neue Produkte ausführlich auszuprobieren, bevor sie auf die Menschheit losgelassen werden. Gefundene Fehler kann man so noch beseitigen. Und wenn die Software dann freigeschaltet wird, ist alles blitzhübsch. Hoffentlich.
Die Arnstädter Stadtverwaltung hat nun eine spektakuläre Variante des Beta-Tests erfunden: Den unfreiwilligen Massen-Beta-Test. Alle müssen ran, ob sie wollen oder nicht. Die alte Internet-Seite wurde einfach abgeschaltet, die neue, noch arg unfertige, ins Netz gestellt. Falls jemandem was auffallen sollte, kann er es ja melden.
Es fehlt tatsächlich noch jede Menge. Keine Links und keine Bilder zu den Sehenswürdigkeiten, keine freundlichen Texte über die Unverwechselbarkeit dieser liebenswerten Stadt. Aber vielleicht kommt das alles ja noch. Und außerdem ist ja alles viel bunter.
Was macht eigentlich eine moderne Internetseite aus?
Sie lässt sich auf allen Plattformen darstellen. Ob nun Desktop-Computer, Tablet oder Smartphone – die Inhalte sollten immer gut zu erkennen sein. Das leistet die Neue aus Arnstadt, auch wenn die technische Realisierung nicht aus Arnstadt, sondern von einer kleinen Software-Firma bei Schwäbisch Hall stammt.
Was eine „ideale kommunale Homepage“ ansonsten leisten sollte, hat eine Projektgruppe aus Schleswig-Holstein schon vor über 10 Jahren beschrieben. Hier einige der dort formulierten Grundsätze:
- Die Homepage ist ein Instrument der Kundenorientierung. Wichtig ist deshalb, dass man sich verinnerlicht, dass der Kunde es nicht nötig haben sollte, sich an der Kommune zu orientieren, sondern die Kommune sollte sich nach den Bedürfnissen des Kunden richten.
- Für den dienstleistungsorientierten Kunden ist es wichtig, Transaktionen über das Internet abzuwickeln, um Zeit und Weg bei persönlichem Erscheinen im Rathaus zu sparen. Weiterhin ist das Internet ein Medium der Kommunikation. Deshalb ist davon auszugehen, dass der Kunde erwartet, über die Homepage auf verschiedenen Wegen und schnell mit dem jeweils zuständigen Mitarbeiter der Verwaltung in Verbindung zu treten und sich auszutauschen. Die Bedürfnisse des freizeitorientierten Kunden zielen darauf ab, schnell und unkompliziert, vor allem jedoch ohne lange danach suchen zu müssen, an gewünschte Informationen über die Stadt heranzukommen.
- Die Inhalte richten sich konsequent nach Kundenbedürfnissen bzw. dem täglichen Leben der Gesellschaft (z.B. Geburt, Umzug, Heirat) aus. (…) Die Besucher der idealen Homepage sollen dadurch direkt und umfassend die nötigen Antworten und Informationen auf ihre Fragen und zu ihren Problemen erhalten, wobei gleichzeitig die Möglichkeit bestehen soll, die nötigen Transaktionen (Einreichung von Formularen, Bezahlung von Gebühren etc.) elektronisch auszulösen.
Das ist nur eine Auswahl. Aber man darf wohl davon ausgehen, dass sie in der Arnstädter Stadtverwaltung nicht gelesen wurde. Sonst hätte man nicht so eine Seite gemacht.
Was wirklich neu ist auf der Homepage: die Suchfunktion, von den Machern selbst als „komfortabel“ bezeichnet. Ich habe zwei Szenarien ausprobiert. Zunächst suchte ich einen Kontakt zum Triebwerkspezialisten N3 am Erfurter Kreuz, eine der Arnstädter Vorzeigefirmen. Hier die ersten drei Suchergebnisse:
Als zweiten Versuch wollte ich die Öffnungszeiten des Friedhofs herausfinden. Für den Suchbegriff „Friedhof“ kam das:
Die Arnstädter Suchfunktion ist weder komfortabel noch intelligent. Zum Glück gibt es globale Suchmaschinen, die beides sind. Dort lässt sich N3 in Arnstadt auf Anhieb finden, mit Karte, Adresse und Telefonnummer:
Nach diesem unfreiwilligen Beta-Test war mir einfach nur noch nach Biergarten. Über das Klappmenü Kultur/Tourismus – Kulinarik (welch schreckliches Wort) – Biergärten macht mir die Arnstädter Internetseite unter „Biergärten der Stadt“ gleich an zweiter Stelle ein interessantes Angebot: Die Bauernscheune der Agrargenossenschaft Bösleben. Na dann Prost. Vielleicht kann man sich ja auch Internetseiten schöntrinken.
Danke für die erfrischende Zusammenfassung. 🙂
In der Tat sollte technisch zeitnah nachgebessert werden:
https://validator.w3.org/nu/?doc=http%3A%2F%2Fwww.arnstadt.de%2F
Gruß
Gunnar