Anlässlich des heutigen Aschermittwochs hat Arnstadt die Fortsetzung einer mehr oder weniger beliebten Fastenaktion ausgerufen. Die Arnstädter dürfen wieder lernen, eine gefühlte Ewigkeit ohne Ichtershäuser Straße zu leben. Wie schon seit Jahren.
Erwin P. ist derzeit ein gefragter Mann. Viele Schulklassen laden ihn zum Geschichtsunterricht ein, denn er ist einer der wenigen älteren Arnstädter, die sich noch gut an die Zeit erinnern können, als die Ichtershäuser Straße das ganze Jahr über durchgängig befahrbahr war. „Es muss damals gewesen sein, als ich meinen ersten gebrauchten Trabant für 20 000 DDR-Mark gekauft habe“, schwärmt der Rentner, „und dann sind wir von Rudisleben bis zum Bahnhof durchgefahren. Mitten im Sommer!“
Er genießt die ungläubigen Blicke der Jüngeren, die das noch nie erlebt haben. Denn schon seit Jahren blicken die Arnstädter ängstlich zum Verkehrsamt, wenn die Tage länger werden und die Sonne an Kraft gewinnt. Anderswo schießen dann die Blumen aus dem Boden. In Arnstadt die Sperrschilder.
Was genau dort eigentlich jedes Mal das ganze Jahr gebaut wird, ist den meisten ein Rätsel geblieben. Sichtbarstes Zeichen der Veränderung sind rote Fahrradwege. Aber sonst?
Die Bürger nehmen es, bis auf die Händler an den jeweiligen Sperrstrecken, gelassen und quälen sich mit ihren Autos durch den Rehestädter Weg oder über den Mühlweg – zur Freude der Stoßdämpferverkäufer. Jetzt allerdings mehren sich die Zweifel daran, ob diese Art und Weise des Bauens wirklich alternativlos ist. Denn gerade wurde bei Wüllersleben ein acht Meter tiefes Loch entdeckt, das dort gegraben wurde, ohne dass es überhaupt einer gemerkt hat. Noch weiß man wenig über die Urheber, aber eines steht fest: Die Bauverantwortlichen für die Ichtershäuser Straße waren es wohl nicht.