Der Vize ist weg

Vielleicht bekommt Arnstadt ja doch noch irgendwann einen Beigeordneten, wes Geschlechtes auch immer. Aber es wird auf keinen Fall der Mann sein, der das Amt die letzten 24 Jahre bekleidete. Ulrich Böttcher hat sich verabschiedet und arbeitet jetzt in der Kreisverwaltung.

Auf den Seiten des Landratsamtes kann man es  nachlesen: Amtsleiter der Bauaufsichts – und Denkmalschutzbehörde ist ein gewisser „U. Böttcher“. Ein Mann, den man in Arnstadt sehr gut kennt: 24 Jahre lang war Ulrich Böttcher Beigeordneter der Stadt und damit Vertreter des Bürgermeisters. Er begann bei Christian Köllmer, blieb bei Alexander Dill und vertrat Frank Spilling, als der zum Amtsantritt gleich in Urlaub ging. „Nach 24 Jahren war es vielleicht auch mal an der Zeit für einen Wechsel“, kommentierte Böttcher jetzt seinen „inhaltlich extrem interessanten“ neuen Job.

Vor einem Jahr sah es noch nicht nach einem Wechsel aus. Zwar war klar, dass Böttchers Amtszeit im September 2018 enden würde, aber er hatte schon Interesse daran weiterzumachen. Er bat darum, bis Mai zu entscheiden, ob der Stadtrat mit ihm als hauptamtlichen Beigeordneten weiterarbeiten möchte – danach würde er sich nach Alternativen umschauen. Bürgermeister Dill brachte zwar noch eine Ausschreibung für die Beigeordneten-Stelle auf den Weg, die aber zu Beginn der Amtszeit des neuen Bürgermeisters  wegen angeblicher Fehler wieder kassiert wurde. Unter anderem soll sich Ulrich Böttcher nicht formell richtig beworben haben. Seitdem hängt die Sache, weil eine der Bewerberinnen der ersten Runde gegen den Abbruch der Ausschreibung beim Verwaltungsgericht geklagt hatte. Das Verfahren in der zweiten Instanz läuft noch immer. Keiner weiß wie lange.

Der hauptamtliche Beigeordnete ist eine Wahlfunktion. Dass sich der gebürtige Ascherslebener und begeisterte Hobbyfotograf Ulrich Böttcher seit 1994 auf diesem Posten gehalten hat und immer wieder gewählt wurde, kann man seiner guten Arbeit oder seiner glänzenden Vernetzung zuschreiben. Oder beidem. Fachlich gab es gelegentlich durchaus Kritik an seiner Arbeit und den Entscheidungen der ihm unterstellten Bereiche der Verwaltung, besonders in Baufragen. Andererseits war er es, der den Aufschwung  des Gewerbegebietes „Erfurter Kreuz“ von Arnstädter Seite begleitete und unterstützte. Nicht nur die Zusammenarbeit mit den Firmen und der „Initiative Erfurter Kreuz“ lief mit ihm geräuschlos und erfolgreich. Auch mit den Ichtershäusern (später Amt Wachsenburg) kam er klar, mit denen sich Arnstadt das Gewerbegebiet teilt.

Spatenstich am Obertunk. Ulrich Böttcher 2009  mit  dem damaligeen Landrat Benno Kaufhold (links) und Bürgermeister Christian Köllmer (Mtte).

Vielleicht war das sein größter Vorzug: Dass er unter den gern polarisierenden Bürgermeistern Köllmer und Dill als Mann des Ausgleichs dafür sorgte, dass die Zündel-Versuche der üblichen Verdächtigen nicht eskalierten. Wenn Ulrich Böttcher in Vertretung eine Stadtratssitzung leitete, ging es meist schneller. Und manchmal kam auch mehr dabei heraus. Was ihn nicht vor Angriffen schützte.  Manche mögen auch berechtigt gewesen sein.

Nun also ist er in der Kreisverwaltung für Bauaufsicht und Denkmalschutz zuständig. Wer wann  sein Nachfolger wird, steht in den Sternen. Das hängt nicht nur mit dem laufenden Gerichtsverfahren zusammen, sondern auch damit, dass die jüngste Ausschreibung des Postens auch schon wieder vier Monate her ist. Wer sich damals beworben hat und bisher keine ordentliche Antwort bekam, dürfte sich langsam nach etwas anderem umsehen – siehe Ulrich Böttcher. Vielleicht braucht es deshalb eine weitere Ausschreibung. Aber das birgt wieder die Gefahr, dass sich jemand aus der laufenden Runde auf den Schlips getreten fühlt und ebenfalls vor Gericht zieht.

Für Ulrich Böttcher aber ist dieses Kapitel abgeschlossen. „Für das Amt des Arnstädter Beigeordneten stehe ich nicht mehr zur Verfügung“.

Ein Gedanke zu „Der Vize ist weg“

  1. Jeder Amtsträger hat Stärken und Schwächen, auch Herr Böttcher. Ich kenne ihn seit 2004 und er hat sich bei mir als der Mann der zwei Worte „Geht nicht“ eingeprägt.

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