Früher als ursprünglich geplant kürte der Arnstädter Ortsverein der „Linke“ Frank Kuschel zu ihrem Bürgermeisterkandidaten. Die Wahl findet erst 2012 statt, aber weil der Amtsinhaber Hans-Christian Köllmer aus Altersgründen nicht mehr antreten darf, bringen sich die Parteien schon frühzeitig in Stellung. Nun also die Linke, deren Kandidat nicht unumstritten ist.
Am Ende stand ein respektables Ergebnis. Nur vier der 30 anwesenden Mitglieder des Arnstädter Ortsvereins der Linke votierten in der geheimen Abstimmung mit Nein. Frank Kuschel kann in den Wahlkampf um das Rote Rathaus in Arnstadt im kommenden Jahr in der Gewissheit ziehen, dass eine breite Mehrheit der Parteibasis hinter ihm steht.
Die Probleme, die er dabei dennoch haben wird, thematisierte Kuschel selbst in seiner Kandidatenvorstellung. Er ist, das hat er selbst schon frühzeitig freiwillig offen gelegt, zu DDR-Zeiten für die Stasi tätig gewesen. Seine Akte samt Verpflichtungserklärung ist praktisch öffentlich, man kann sie in der Landtagsfraktion in Erfurt einsehen. Was darin steht, biete keinen Anhaltspunkt, Kuschels jetzige Kandidatur für das Bürgermeisteramt nicht zu unterstützen, versicherte Steffen Dittes, der scheidende Fraktionschef im Stadtrat. Und Kuschel sieht nach eigener Aussage in seiner Kandidatur auch die Chance, „über solche Verstrickungen neu zu diskutieren“.
Die Mehrheit teilte offenbar diese Meinung. Nur einer der älteren Genossen gab zu bedenken, dass Kuschel eben wegen dieser Tatsache bei der großen Masse nicht wählbar sein könnte: „Vielleicht finden wir ja doch noch einen anderen Kandidaten.“ Doch dieser Gedanke wurde nicht weiter verfolgt. Ebenso wie die Möglichkeit, einen Bewerber vielleicht gar nicht in den eigenen Reihen zu suchen, sondern sich mit anderen gesellschaftlichen Kräften auf einen über Parteigrenzen hinaus konsensfähigen Kandidaten zu einigen. Gespräche dazu habe es zum Beispiel mit der SPD durchaus gegeben, sagen Parteimitglieder hinter vorgehaltener Hand. Aber nur von Leuten, die in beiden Parteien nichts zu sagen haben.
So lief es schon frühzeitig auf eine Kandidatur von Frank Kuschel hinaus. So wie schon bei der vergangenen Wahl, als der Stadtvorstand ebenfalls ihn vorgeschlagen hatte – aber damals von der Basis überstimmt wurde, die dann Gerhard Pein zum Kandidaten kürte. Diesmal gab es keinen, der gegen Kuschel antreten wollte, den „Kampf-Piranha“, wie ihn sein ehemaliger Konkurrent Gerhard Pein am Samstag nannte.
Das war durchaus positiv gemeint. Denn unbestritten ist, dass kaum jemand auch außerhalb der Linken über so viel kommunalen Sachverstand und Angriffslust verfügt wie dieser Landtagsabgeordnete. Und Kuschel kann – gerade auf dem Feld der ungeliebten Kommunalabgaben – nicht nur auf zahlreiche Kämpfe, sondern auch Erfolge verweisen. Er ist ein rastloser Arbeiter, der sich im Gegensatz zu manch anderem Kollegen im Landtag seine Diäten tatsächlich verdient.
Das aber ist ein weiteres Problem des Bürgermeisterkandidaten Kuschel: Er tanzt auf zu vielen Hochzeiten. Zumindest seine Wahlkreisarbeit in Bad Salzungen will er nun ab Juli zurück schrauben, zu Gunsten des Engagements in Arnstadt.
Das hat aber bisher auch so gereicht, um Ausschuss- oder Stadtratssitzungen mit Anträgen und Reden zu dominieren. So verließ Kuschel in der vergangenen Woche vorzeitig eine Landtagssitzung, nur um im Arnstädter Finanzausschuss die Änderungsanträge seiner Fraktion zum Haushalt vorzustellen und zu begründen. Sie stammen überwiegend von ihm selbst. Und es sind bisher auch die einzigen, die überhaupt zum Haushalt eingegangen sind.
Allerdings hat sich der fleißige Arbeiter und brillante Analytiker noch nie als Taktiker und Moderator hervor getan. Im Gegenteil: Selbst in der eigenen Partei ist er wegen seines Hangs, die Konfrontation zu suchen, nicht unumstritten.
Frank Kuschel ist ein angriffslustiger Politiker, der selbst reichlich Angriffsflächen bietet. Manchmal reicht das, um in Arnstadt Bürgermeister zu werden.
Siehe auch: Kandidatenreigen