Es war in mehrerer Hinsicht ein doppeltes Richtfest, das da Ende Juni in der Nähe des Autobahnzubringers Arnstadt-Nord gefeiert wurde. Zum einen gab es zwei Ministertermine, offenbar aus Koalitionsgründen. Zunächst besichtigten die beiden Minister Carius (Bau, CDU) und Poppenhäger (Justiz, SPD) gemeinsam die Baustelle, eine Woche später kam Carius allein zum Richtfest. Es gab zwei Richtkronen, um der Vielzahl der Gebäude, die zu errichten sind, Rechnung zu tragen. Und es gibt eigentlich sogar zwei Anstalten. Zum einen das eigentliche große Jugendgefängnis, aber daneben entsteht noch eine kleine Jugendarrestanstalt.
Eigentlich könnte man zahlreiche Richtfeste feiern, weil es sich praktisch um ein kleines Dorf hinter einer großen Mauer handelt, aber man beließ es dann doch bei dem einen – dafür mit zwei Richtkränzen. Sowohl der zuständige Abteilungsleiter im Justizministerium Herbert Windmiller als auch die Leiterin der jetzigen Strafanstalt in Ichtershausen, Annette Brüchmann, hoben die Bedeutung dieses Gefängnisses für die Verbesserung der Bedingungen im Strafvollzug hervor. Frau Brüchmann erinnerte dabei auch an die Arbeitsbedingungen für die Bediensteten, die eine sehr verantwortungsvolle Arbeit leisteten.
Ein »Kuschel-Knast« werde diese Anstalt nicht sein, betonte Windmiller. Aber besonders Jugendliche brauchten für eine erfolgreiche Resozialisierung besonders gute Bedingungen wie kleine Wohngruppen und gute Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Architekt Stefan Ludes bezeichnete es als besondere Herausforderung, einen solchen Gebäudekomplex zu entwerfen: »Ein Gefängnis soll nicht schön, sondern angemessen sein«. Im Falle von Arnstadt-Rudisleben sei das offenbar gelungen.
Der Bau der Jugendstrafanstalt Arnstadt war erst 2009 begonnen worden, die Gesamtkosten werden mit 73,5 Millionen Euro veranschlagt. Bisher wurden 55,4 Millionen Euro verbaut, die Aufträge gingen auch an 17 Thüringer Firmen. Hinter einer sechs Meter hohen Gefängnismauer, die vom Autobahnzubringer Arnstadt-Nord bereits gut zu sehen ist, werden 17 Einzelbauwerke auf einer Fläche von rund 15 Hektar errichtet.
Die Fertigstellung ist für Ende 2013 geplant, es könnte auch 2014 werden. Dann können dort 340 männliche Jugendliche überwiegend in zehn Quadratmeter großen Einzelzellen untergebracht werden. Für ihre Ausbildung werden insgesamt zwölf Lehrwerkstätten neu errichtet. Die Strafanstalt soll die jetzige in Ichtershausen ersetzen, die in einem alten Schloss untergebracht ist.
Was aus dem Schloss wird, ist gegenwärtig noch offen. Aber es laufen schon Gespräche zwischen Ministerium, Gemeinde und anderen zuständigen Stellen. Annette Brüchmann wird jedenfalls nicht böse sein, wenn sie mit ihrer Mannschaft und den Häftlingen das alte Gemäuer verlassen und in den Neubau umziehen kann. Denn das Ichtershäuser Schloss eignet sich eigentlich nur noch in einer Hinsicht als Gefängnis: Man könnte hier den „Grafen von Monte Christo“ originalgetreu neu verfilmen.
Ein Gedanke zu „Kein Kuschelknast“