Das Parkett wellt sich bis zu einem Meter hoch auf der Fläche im großen Saal, wo früher getanzt wurde. Überall liegt Schutt herum, Lichtleitungen sind herausgerissen, Einbaumöbel zerstört. Vandalismus und mehrere Brände haben ihre Spuren im Lindeneck hinterlassen. Das Dach ist undicht und die Wände sind zum Teil schon mutwillig durchgebrochen.
Es war ein verheerendes Bild, das sich den Mitgliedern des Bauausschusses bei einer Ortsbesichtigung bot. Denn bisher war im Ausschuss nur über das Haus geredet worden, das schon länger leer steht.
Ist dies das Haus, das der Dichter Willibald Alexis 1852 als Sommersitz errichten ließ? Und das später, in der Hochzeit des Arnstädter Solbad-Betriebs, ab 1893 als eines der schönsten Kurhäuser Thüringens galt?
Von dem Wohnhaus des Dichters sollen noch ein paar Wände stehen, um das Gebäude im Schweizer Stil wurde später das elegante Kurhaus herumgebaut. Das entsprach zwar im äußeren Grundriss in etwa dem heutigen Lindeneck, aber durch einen Laubengang und durch seine Rundbogen-Fenster und -Türen verströmte es damals den Charme des späten 19. Jahrhunderts in einem parkähnlichen Grundstück. Innen gab es bereits einen Saal für bis zu 700 Personen, es war damals der größte in Arnstadt. Er soll über eine hervorragende Akustik verfügt haben. Es gab Logen oben auf der Galerie und alles war irgendwie nobel, wie es sich für einen Badeort wie Arnstadt gehört.
Doch auf Dauer wurde nichts aus „Bad Arnstadt“, die Solequellen in Rudisleben versiegten und dem Kurhaus ging die Kundschaft aus. Was blieb, war ein Haus zum Tagen und Feiern, das mehrfach umgebaut und an die Bedürfnisse der Zeit angepasst wurde. „Besonders in den 60er Jahren verschwanden durch Umbauten alle Hinweise auf die alte Tradition“, sagte gestern Architekt Dietmar Winkelmann bei der Besichtigung durch den Bauausschuss. „RFT-Kulturhaus“ hieß es damals, später „Lindeneck“.
Schön war das Haus schon zu DDR-Zeiten nicht. Aber es war etwas los bei Tanzstundenabschlussbällen, Jugendweihefeiern, Silvesterfeten oder einfach Tanzabenden. Wichtig waren nicht die Säulen unter der Galerie, sondern das Mädchen, das daneben stand. Und so ist das Lindeneck für jeden, der es je als Veranstaltungsort erlebt hat, ein Denkmal. Nur ein richtiges Denkmal ist es eben nicht.
Was macht man mit einem solchen Haus, das mehr aus Erinnerungen besteht als aus erhaltenswerten Mauern?
Lange wurden Investoren gesucht, nachdem der letzte Betreiber und Besitzer Insolvenz angemeldet hatte. Es fand sich niemand, der bereit war, einen vernünftigen Preis zu bezahlen. So war es am Ende die Erfurter Bank, die im August das Objekt übernahm. Über die Pläne wollte Prokurist Mirko Meister noch nicht viel sagen. Denn es läuft gerade eine Bauvoranfrage bei der Kreisverwaltung, da will man dem Verfahren nicht vorgreifen. Vielleicht eine kombinierte Nutzung für Wohnung und Gewerbe, sagt Meister. „Aber sicher keine Gastronomie.“
Nach der Besichtigung stellt niemand mehr die Frage, ob das Haus in der jetzigen Form erhalten werden kann. Es bleibt wohl nur ein Abriss und ein Neubau, der möglichst zur Umgebung passt.
Und es bleiben Erinnerungen. Aber auf die kann man nur selten bauen.