Das Schöne am Internet ist, dass man dauernd neue Menschen kennenlernt. Neulich stieß ich zum Beispiel bei Twitter auf einen, der offenbar meine Heimatstadt irgendwie gefressen hatte: „Aber in Arnstadt möcht man eher nicht wohnen“ schrieb ein „Lord Helmchen“ (@lilalord) am 22. Juni. Naja, dachte ich, vielleicht ein Yedi-Ritter mit einer Beziehungsschlappe, man weiß ja nie. Nach einer verlorenen Liebe sieht auch die Bachkirche manchmal wie eine Döllbau-Baracke aus. Aber ich hatte die Sache schnell wieder vergessen.
Bis heute. Da lese ich doch von dem gleichen Autor, dass er sich wohl um Bitterfeld befindet. und dann dieser Satz:
„Aber besser Bitterfeld als Arnstadt“.
Ich finde, das geht aber nun gar nicht. Also ran ans Twitter-Profil und nachgeschaut, wer sich hier im Arnstadt-Bashing so hervortut. Weil der Lord ein iPhone hat, kann ich sogar nachschauen, wo er sich gerade rumtreibt: Um 15 Uhr in in Hamburg-Eppendorf. Da ist der Bitterfeld-Tweet vier Stunden alt. Scheint viel rumzukommen, so ein Lord.
Und dann packt mich die Neugier. ich lese einfach alles, was er so in den letzten Wochen gezwitschert hat. Tatsächlich lebt Lord Helmchen offenbar in vollen Zügen, darauf lassen seine Beobachtungen von S-Bahnen in München, Bahnsteigen in Frankfurt oder Leuten in Berlin, die schon morgens um 6 Uhr in der U-Bahn nach Schweiß stinken, schließen. Aber es gibt auch die besonderen Situationen: „Der Matthias telefoniert beim Pinkeln auf der Flughafentoilette`“ (23. Juni), „Aha! My sbahn is my badezimmer. Frau macht sich gerade fertig. Erst sind die Haare dran, dann das Gesicht. Ob sie gemerkt hat das wir gucken“. Das war heute früh. Mann, was der so alles schon erlebt hat!
Ich überlege, ob ich Kontakt aufnehme. Aber irgendwie würde das meine mittlerweile recht gefestigte Vorstellung von dem, der da als „Lord Helmchen“ postet, vielleicht zerstören. Manchmal sollte man sich statt der Realität lieber eine bleibende Fantasie gönnen.
Aber, Dear Lord, falls Du jemals wieder durch Arnstadt hindurchsausen solltest, halt doch mal an und schau etwas näher hin.
Oder lass wenigstens den Vergleich mit Bitterfeld. Irgendwo muss doch eine Schmerzgrenze sein.
Klasse Beitrag zu Arnstadt. Meine Frau kommt aus Arnstadt, Schwiegereltern wohnen oben am Rabenhold. Danke auch fürs Folgen bei Twitter. Ich habe Blog Arnscht bereits zweifach gelistet und werde folgen, wenn mein Twitter-Account es wieder zulässt. Klasse Beitrag auch zum Modell amt 800 Jonastal.
Herzlichst aus Erfurt
Michael Schröpfer