In der christlichen Weihnachtsgeschichte spielen Schafe und Hirten eine wichtige Rolle, ganz abgesehen vom Stall, in dem das Christkind geboren wurde. Im Schafstall von Burkhardt Raupach in Rippersroda bei Plaue wäre derzeit wohl kaum noch Platz. Aber leider werden es auch immer weniger Schäfer.
Man weiß nicht, wer in diesen Weihnachtstagen alles Besuch hat in Rippersroda. Aber an der Aussage, dass es mehr Schafe im Ort gibt als Einwohner, kann das nichts ändern. 120 menschlichen Bewohnern stehen im Durchschnitt 1000 Schafe gegenüber. Jetzt, wo die Lämmer geboren werden, sind es noch deutlich mehr. 120 sind schon da, etwa 400 werden noch erwartet.
Noch gibt es einige Betriebe im Kreis, in denen Schafe gehalten werden, in Bittstädt, Großliebringen, Großhettstedt oder Osthausen. „Aber es werden leider immer weniger“, sagt Burkhardt Raupach. Wer will schon noch eine durchgängige 7-Tage Arbeitswoche? Im Sommer draußen auf der Weide, da hört der Schäfer schon mal den Satz: „Du hast aber einen schönen Job“. Bei Sturm und Wind sagt das keiner.
Burkhardt Raupach ist Schäfer in der zweiten Generation. Sein Vater Manfred ergriff den Beruf 1953. „Schafe sind meine Welt“, meint der heute 73-Jährige, der immer noch im Betrieb mitarbeitet. Die Liebe hat ihn in Rippersroda festgehalten. Er lernte damals, als er mit einer Herde in der Gegend unterwegs war, seine Frau kennen und blieb. „In der ganzen Zeit war ich nur 17 Tage krank“, sagt Manfred Raupach. „Mehr kann sich ein Schäfer auch nicht leisten“.
Als die Wende kam, haben sie 1991 den Betrieb gegründet. Mit 500 Schafen hat es damals angefangen und 200 Hektar Fläche. „Da waren Wiesen dabei, wo es hieß: Für den Schäfer geht das schon“, sagt Burkhardt Raupach. Heute sind es 300 Hektar, davon 200 Hektar Mähweiden und 100 Hektar Naturschutzflächen, zum Beispiel in Plaue am Spring. Die „Pfennigsucher“ sind Bestandteil der Landschaftspflege. Das bringt zwar etwas Geld, aber auch viel Bürokratie. „Der Schreibkram ist das größte Problem“, schimpft der Schäfer, „dafür geht die Hälfte der Zeit drauf“.
Die Zeiten, wo man die Wolle noch gut verkaufen konnte, sind lange vorbei. Was Burkhardt Raupach gut verkaufen kann, sind Lämmer. „Mit dem Absatz hatte ich noch nie Probleme, viele gehen in den Export“. Nicht nur in Italien werden die Tiere aus Rippersoda geschätzt, die Verbindungen sind weltweit. Und im vergangenen Jahr hat er einige sogar nach England verkaufen können, zur Blutauffrischung. „England hat 56 Millionen Schafe. Und dann kommen die in das kleine Rippersroda und kaufen Lämmer“, freut sich der Schäfer.
Zwei Rassen stehen in seinen Ställen. Charollais ist ein aus mittelgroßes Fleischschaf, das sich durch bestes Fleisch und wenig Fett auszeichnet. Die ersten Tiere hat Burkhardt Schäfer 2001 selbst aus Frankreich geholt. Und dann sind da noch die Merino-Landschafe. Ebenfalls sehr fleischreich und fettarm, aber die Kreuzung der beiden sei noch gefragter, sagt Raupach. Die Rasse hat noch keinen Namen, aber die Lämmer verkaufen sich gut. „Als ich damit angefangen habe, waren viele Züchter noch zurückhaltend. Aber das hat sich mittlerweile geändert“.
Mit zwei Mitarbeitern managt er den Betrieb. Die anfängliche Hoffnung, sein Sohn würde die Tradition fortführen, hat sich leider zerschlagen, der Junior stieg wieder aus. Viel Arbeit und wenig Geld, sagt der Schäfer, „es findet sich doch keiner, der dafür noch aufsteht“.
Aber ans Aufhören denken sie nicht. „Ich bin ja auch noch da“, sagt der 73-jährige Manfred Raupach, „und Schäfer ist einfach ein toller Beruf“.