Eigentlich wird ja immer bei schönen Wetter angebraten. Und als die Thüringer Bratwurstfreunde am Sonnabend in aller Frühe von Holzhausen über Arnstadt nach Erfurt zur „Rostkultur“ aufbrachen, war es zumindest auch noch trocken. Der Rest des Tages aber erinnerte eher an Spätherbst. Was einen Bratwurstenthusiasten aber nicht vom Rost fernhalten kann.
Wenn man schon nicht alles selber macht, mag sich mancher Bratwurstfreund aus Holzhausen und Umgebung gedacht haben, als er am Sonnabend auf dem Domplatz stand. Nicht einmal ordentliches Wetter haben die in Erfurt. Insgesamt 40 Helfer umfasste die „Delegation“ aus der einzig wahren Bratwurstmetropole, die aufgebrochen war, auch den Erfurtern ein wenig Rostkultur zu bringen. Na gut, es waren auch noch andere da, aus Aschara oder dem Eichsfeld zum Beispiel. Auch die Ministerpräsidentin und der Bauernverbandschef kamen, um nicht in den sauren Apfel, sondern die würzige Wurst zu beißen. Aber der Mittelpunkt war nicht die große Bühne, sondern die Trutzburg der Bratwurstfreunde mitten auf dem Domplatz. Schließlich wüssten die Nordthüringer gar nicht, was eine echte Bratwurst ist – wenn nicht seinerzeit der Probst Johann von Siebleben im Kloster bei der Arnstädter Liebfrauenkirche das berühmte Rezept hinterlassen hätte und die Erinnerung daran im nahen Holzhausen mit Kreiseln, begehbaren Würsten, Olympiaden und anderen Absonderlichkeiten für die ganze Welt sichtbar bewahrt würde.
So nahm, wie jedes Jahr, die Erfurter „Rostkultur“ auch diesmal am frühen Morgen am Bratwurstmuseum in Holzhausen ihren Anfang und eine Schar tapferer Läufer brachte das Bratwurstfeuer mit einem Zwischenstopp an der Arnstädter Liebfrauenkirche auf den Erfurter Domplatz, auf das es in einem Riesenrost erglühe und den Rest des Landes bratwurstmäßig erleuchte. Der Lauf klappte wie immer bestens, die „Bratwurstfreunde“ waren sogar früher da, als sich Bratwurstkönig und Wurstkönigin (beide nicht aus der Bratwurst- Hochburg) mehr oder weniger elegant aufs Pferd geschwungen hatten. Wenn man nicht alles selber macht.
Aber schließlich konnte Michael Seever als Propst Johann von Siebleben doch noch das Feuer unterm Rost entzünden und die Show ihren Anfang nehmen. An den Ständen der Holzhäuser Bratwurstfreunde hieß das nicht nur Essen bis zum Abwinken, sondern man konnte auch noch allerlei Interessantes rund um das längliche Kulturgut erfahren und erwerben. Zum Beispiel eine Mütze mit einer Bratwurst obendrauf kaufen. Das war einer der Renner am Verkaufsstand, versichert Susi Widder aus Holzhausen.
Die beiden geplanten Aufführungen des Theaterstücks „Hans Wurst und die Liebeswurst“ mussten zwar wegen Erkrankung von gleich zwei Mitwirkenden ein wenig in den Erzähl- Modus umgestellt werden, taugten aber umso besser als Werbe-Veranstaltung für die nächsten Aufführungen in Holzhausen. Wie überhaupt am Stand der Bratwurstfreunde in den verschiedensten Dialekten immer wieder zu hören war, man müsse sich unbedingt einen Besuch in diesem Bratwurstmuseum vormerken.
So war dieser Sonnabend mit Sicherheit nicht der beste Tag zum Anbraten, aber auf jeden Fall zum Appetit holen. Den eigenen Rost zu entrosten, dazu bleibt noch an einem der nächsten Wochenenden Zeit.
Man muss dazu auch nicht nach Erfurt zur „Rostkultur“ fahren. Denn dort haben sich ziemlich unthüringische Sitten eingeschlichen, wie das Programm zeigte. Da gab es zum Beispiel ein „moderiertes Showgrillen“. So etwas würde man in Holzhausen oder Arnstadt nie machen. Hier wird noch ordentlich angebraten.
Lieber Herr Pfeiffer,
-das ist mir noch nie aufgefallen, aber Spoerl laesst gruessen- ich hatte Ihnen ein paar Informationen versprochen, habe aber Ihre Mailadresse nicht.
Den Gedanken an eine Bratwurst lasse ich erst gar nicht an mich heran, damit muss ich noch bis zum Beginn der naechsten Grillsaison warten- bis dahin ist das kulinarische Leben weitgehend vegetarisch.
Viele Gruesse aus dem Busch, Peter Gundermann