Arnstadt hat eine große Tradition des öffentlichen Essens und Trinkens, die Stadt hat bei der Entwicklung der Bier- und Bratwurst-Zivilisation historisch allerhand vorzuweisen. Nur in der jüngeren Vergangenheit wurde darum nicht viel Aufhebens gemacht, sieht man mal von den Aktivitäten der Stadtbrauerei ab. Die Bratwurstvermarktung überließ man den Holzhäusern, vielleicht in der Hoffnung, sie werde irgendwann per Eingemeindung zurückkommen. Und kaum einer weiß noch, wo früher überall Bier gebraut wurde.
Das scheint sich gerade zu ändern. Dass Arnstadt, Essen und Trinken zusammengehören, wird wieder laut gesagt – und auch ideenreich bewiesen. Noch sind es zarte Pflänzchen, wie das nach Pariser Vorbild gestaltete „Black&White-Dinner“ im Schlossgarten, oder das kulinarische Angebot zum „Bach-Sommer“, wo man sich wahlweise mit einem exklusiven Menü verwöhnen lassen oder seine eigenen Speisen mitbringen konnte.
Und es kam am Freitag noch eine weitere Idee für Magen und Gaumen hinzu: Eine neue Art der Stadtführung, bei der der Geist nicht nur satt wird, sondern auch etwas benebelt. Und die auch durch den Magen geht. Die Grundidee ist eigentlich simpel und funktioniert andernorts wunderbar: Man nehme eine historische Gestalt und einige traditionsreiche Gaststätten, rühre daraus einen zweistündigen Spaziergang durch die Innenstadt mit Verkostungen an – und fertig ist das unterhaltsame Stadt-Menü.
Die Stadtmarketing GmbH fand, das könne auch in Arnstadt funktionieren – und hat damit wohl genau den Zeitgeist getroffen.
Als kulinarische Stadtführer fungieren, so der Plan, im Wechsel Uwe Baumgarten als Hausierer Jacob und Klaus Ehring als Ludwig Bechstein. Zur Premiere waren beide gemeinsam im Einsatz und führten die etwa 30 Gäste vorbei an bierbrauträchtigen Gebäuden in die „Goldene Sonne“, die Kulisse“, den „Burgkeller“ und „Schellhorns Restaurant und Bar“.
Natürlich sind diese vier Stationen nicht die einzigen traditionsreichen Gasthäuser Arnstadts, aber im Nachhinein erwies sich die Beschränkung als segensreich, da nicht nur feste Kost geboten wurde. Nach Schnaps, zweimal Bier und verschiedenen Apfelweinsorten hatten nur wenige Gäste das Bedürfnis, weitere prozentige Erfahrungen zu machen. Und wer das doch wollte, der konnte ja selbst weiterziehen.
Zu essen gab es handgemachte Klöße in der „Sonne“, die berühmten Fettbrote in der „Kulisse“, Bratwurst im Sauerkraut-Teig-Mantel im Burgkeller und selbst gebackenes Brot mit allerlei Aufstrichen in Schellhorns Weinkeller. Trotz des Jubiläums nahm sich Beatrice Schellhorn die Zeit, den Teilnehmern der Führung die wechselhafte Geschichte der Hauses selbst unterhaltsam zu erläutern und erntete dafür, wie auch Constanze Mandrier vom Burgkeller, viel Beifall und Lob der Teilnehmer.
Doch die eigentliche Überraschung war das Zusammenspiel der beiden Stadtführer. Uwe Baumgarten und Klaus Ehring schoben sich derart unterhaltsam die Bälle zu und ergänzten sich in ihrer unterschiedlichen Art so gut, dass es schien, als sei diese Stadtführung für dieses Duo erfunden worden.
Der ursprüngliche Plan, künftig immer nur einen der beiden einzusetzen, sollte also noch einmal überdacht werden.
Aber sonst kam die Idee auch bei den Gästen blendend an.
Das sieht ja sehr gut aus, lieber Klaus. Sag mal „Piep“.
Herzliche Grüße Ulf