Das Schweizer Prognos-Institut erteilt dem Ilmkreis überwiegend gute Noten für seine Entwicklung. In drei Jahren ist er im Vergleich der 412 Regionen Deutschlands um 129 Ränge auf Platz 225 vorgestoßen und damit in der Wertigkeit dort angekommen, wo er sich geografisch auch befindet: in der Mitte Deutschlands.
Die Deutschland-Karte, die Tobias Koch an die Leinwand in der Arnstädter Stadthalle projizierte, war auf den ersten Blick geteilt wie vor 20 Jahren. Im Westen und im Süden Regionen mit hohem Wachstum und guten Zukunftschancen, im Osten, wo früher die DDR war, die Risikogebiete. Doch wenn man genauer hinschaute, war da südlich von Erfurt ein weißer Fleck zu sehen: Der Ilmkreis. »Sie leben hier in einer Region mit ausgeglichenen Chancen und Risiken«, sagte Tobias Koch. »Und um die Dynamik der Entwicklung können sie viele im Westen beneiden«.
Koch arbeitet für das Schweizer Prognos-Institut, das 2007 und 2010 die Standortfaktoren aller 412 Kreise und kreisfreien Städte untersuchte. Die Ergebnisse stellte er auf der Regionalkonferenz der »Technologieregion Ilmenau-Arnstadt« vor, zu der viele Kommunalpolitiker und andere Entscheidungsträger in die Arnstädter Stadthalle gekommen waren.
Was sie hörten, war im Detail wenig überraschend. Die Zahlen waren schon vorher überwiegend bekannt. Aber in ihrer Gegenüberstellung zu den Daten anderer Kreise und Städte wird deutlich: Der Ilmkreis hat sich mächtig gemausert. Innerhalb von nur drei Jahren ist er in der deutschlandweiten Rangliste um 129 Plätze vorgerückt und in der Mitte Deutschlands angekommen.
»In der Dynamik der Entwicklung gehört der Ilmkreis zu den 30 erfolgreichsten Regionen«, sagte Koch, »bei der Zunahme der Gesamtbeschäftigung liegt er sogar bundesweit auf Platz 7«. Möglich wurde das vor allem durch die zentrale Lage und die gute Verkehrsanbindung. Aber natürlich spielen auch die Neuansiedlung und die Erweiterung von Firmen am Erfurter Kreuz und die gute die Entwicklung der Technischen Universität Ilmenau eine Rolle.
Diese glückliche Verbindung ist selten, vor allem im Osten. Jena bietet ähnliche Chancen, auch Erfurt und Weimar. Aber schon der Nachbarkreis Gotha wird von den Forschern als eher risikobehaftet für die Zukunft eingestuft. »Solche Parameter wie der Ilmkreis kann man dort nicht vorweisen«, sagt Koch.
Was die Studie aber auch klar macht: Der Aufwärtstrend im Kreis ist kein Selbstläufer. Neben den Chancen und guten Wirtschaftszahlen gibt es auch Risiken. Dazu gehört an erster Stelle die demografische Entwicklung. 9000 Einwohner hat der Kreis seit 2000 verloren. Und weil zu wenig junge Leute hier bleiben, werden die Fachkräfte in der »Technologieregion« knapp.
Natürlich gibt es Möglichkeiten, gegenzusteuern. Arbeitsagentur und »Initiative Erfurter Kreuz« zeigen, wie man Jugendliche in der Region halten kann. Den Rest aber müssen die Firmen machen, zum Beispiel so viel bezahlen, wie es sich für eine aufstrebende Region gehört. In der Mitte Deutschlands.