Man kennt Lothar Brückner als den Mann in der Stadtbrauerei, der sich um alle Veranstaltungen kümmert und manchmal auch zur Gitarre greift. Doch lange Zeit war es umgekehrt: Er hat beruflich Musik gemacht und nebenbei organisiert. Als Sänger, Gitarrist, Arrangeur und Bandchef hat er so gut wie auf allen großen Bühnen der DDR gestanden. „Der Lange“, so sein Spitzname, war bekannt wie ein bunter Hund in der Szene.
Unsere erste Begegnung liegt lange zurück. Es war Silvester 1982 in der Ukraine. Ich war damals Kulturbetreuer an der Erdgastrasse und es war eine Band aus der DDR gekommen, um die Kumpels, überwiegend Männer, etwas vom Trassen-Alltag abzulenken. Ich kannte die Band damals nicht, aber als ich zu fortgeschrittener Stunde in den rauchigen Speisesaal kam, tobten die Männer, sangen und klatschten und tanzten sogar miteinander. Vorn, auf dem kleinen Podest, stand die Band „Musikservice“ und gab eine Zugabe nach der anderen. Besonders beeindruckte mich damals der Frontmann der Band. Er hieß Lothar Brückner.
Seine Musiker-Laufbahn begann früh, er ist in Schmölln in einen musikalischen Haushalt hinein geboren worden: schon als Kind lernte er Klavier und Horn. Aber als er 14 war, hörte er „Poor Boy“ von den „Lords“ und beschloss: Das war es, was er machen wollte. Solche Musik.
Lothar brachte sich das Gitarrespiel selbst bei, im Juni 1970 stand er mit der „Club-Combo“ vor 350 Menschen auf einer Bühne. Ein unglaublich gutes Gefühl, allerdings nicht von langer Dauer. Die Band spielte einmal 16 Stones-Titel hintereinander, das verstieß gegen das DDR-Gebot des 60-prozentigen Anteils von Ost-Musik. Das Verbot folgte auf dem Fuße.
Doch von der Musik konnte er nicht lassen. Neben seinen Jobs nahm er Klavierunterricht, machte den Abschluss als Sänger an der Bezirks-Musikschule in Leipzig und kam an die Musikhochschule Dresden. 1982 hatte Brückner das Staatsexamen als Sänger und Gesangspädagoge in der Tasche. Damit konnte man auch in der DDR mit Musik seinen Lebensunterhalt verdienen.
Als Student war er Sänger der damals bekannten Band „Rockphonie“, die sich mit Musik von „Queen“ und Eigenkompositionen einen Namen machte. Danach gründete er „Musikservice“, seine erste Profi-Gruppe, mit der er dann bis in die Ukraine tourte und in Kiew vor 4000 Menschen spielte. Später war Lothar Brückner Sänger beim Tanzorchester Schwarz-Weiß, sang in vielen renommierten Orchestern. Es gab Funk- und Fernsehaufnahmen und vor allem viel dankbares Publikum. Denn wo „Der Lange“ dabei war, wurde Qualität groß geschrieben – aber vor allem auch Spielfreude.
Dann kam die Wende. Es gab noch Engagements, doch Leben konnte man auf die Dauer davon nicht mehr. Deshalb beschloss Lothar Brückner, die Seiten zu wechseln. Er wurde künstlerischer Leiter und Geschäftsführer der Kleinkunstbühne „Dasdie Live“ in Erfurt, arbeitete im Erfurter Kaisersaal und kam 1998 als Kultur- und Stadthallenmanager in die Arnstädter Stadtbrauerei.
Hier arbeitet er noch heute. Er hat viele eigene Ideen verwirklichen können und über 2000 Veranstaltungen mit organisiert. Nicht nur im eigenen Haus, denn der Hotelpark ist auch regelmäßig auf dem Stadtfest mit einer eigenen Bühne aktiv und hat über Jahre auch den „Bärsaal“ in Stadtilm bespielt. Nebenbei hat Lothar Brückner noch eine eigene Veranstaltungsagentur, die zum Beispiel das Marktfest in Stadtilm organisiert und Künstler vermittelt.
Selbst auf der Bühne steht er noch manchmal mit seinem Partner Dr. Reinhard Schönrock als die „Vibratos“. Da springt, nicht nur beim Karneval, schnell der Funke über, Lothar Brückner ist eben Vollblut-Musiker und -Sänger.
Nun ist er 60 Jahre alt geworden. Herzlichen Glückwunsch.