Da steh er also nun, blau und hoch und wegweisend. Ein »Pylon« an der Ichtershäuser Straße in Arnstadt sagt den Kraftfahrern, wo es lang geht zum Erfurter Kreuz. »Wir haben seit zweieinhalb Jahren versucht, die Beschilderung zu verbessern«, sagte Holger Hunstock von der „Initiative Erfurter Kreuz“ bei der Einweigung der Hinweistafel, »schließlich kommen täglich etwa 1200 Besucher und Lieferanten ans Erfurter Kreuz, die eine Orientierungshilfe brauchen«.
Von dieser Idee bis zur Realisierung aber war es ein schwerer und langer Weg. Nicht, weil sich die regionalen Partner gestritten hätten, bei der Einweihung wurde ausdrücklich von allen die Zusammenarbeit gelobt. Aber es gibt da noch den Freistaat Thüringen. Und der will, kommunale Selbstverwaltung hin oder her, bei solchen Dingen das letzte Wort haben.
So war das Konzept zwar schnell klar: Es sollten keine Werbetafeln für Firmen werden. Schon wegen der Namensänderungen, die gelegentlich vorkommen. Aus Twix wird Raider, das kennt man ja. Aber manchmal wird auch aus Ersol Bosch. Und da sollte nicht immer gleich eine neue Tafel fällig werden. Außerdem wäre das ja auch irgendwie Werbung. Und es sollte eben keine Werbetafel werden, sondern ein Wegweiser.
Das war, kann man im Nachhinein sagen, wohl etwas naiv gedacht. Denn die Antragsteller hatten die Rechnung ohne das Landesamt für Bau und Verkehr gemacht. Also dort der Antrag für die Pylone eintraf, schauten die Beamten wohl erst einmal ins Internet, was das eigentlich bedeutet. Und bei Wikipedia steht unter „Pylon“: „Werbe- oder Informationstafel auf oder an Firmengeländen“. Also wurde der Aufstellungsantrag von den Landesbehörden nicht nach der Wegweiser-, sondern der Werbe-Vorschrift behandelt. Und das schränkte die Standortmöglichkeiten stark ein.
»Wir wollten unseren Pylon gern gut sichtbar auf der Bergkuppe zwischen Eischleben und Ichtershausen aufstellen«, erzählt Ichtershausens Bürgermeister Uwe Möller (CDU), »aber genehmigt wurde nur ein Standort näher am Ort«. Das hat nun zur Folge, dass in Ichtershausen wegen des Pylons wahrscheinlich noch einige Bäume gefällt werden müssen – damit man den Wegweiser überhaupt sieht und damit die Solarzellen für die Beleuchung Licht bekommen.
Doch das ist nun Geschichte, die Beteiligten sind froh, dass es genehmigte Standorte gibt, ein weiterer Streit mit dem Land hätte die schilderlose Zeit nur unnötig weiter verlängert. Die insgesamt 8 Pylonen werden nun bis Monatsende aufgestellt.
Aber das »Projekt Beschilderung« ist damit nicht beendet. Schrittweise sollen in den Gewerbegebieten weitere Orientierungshilfen angebracht werden. Und auch auf den Autobahnen soll man erfahren können, wo man am besten zum »Erfurter Kreuz« abfahren kann. Darum wird schon seit einiger Zeit mit dem Land gerungen – und es entwickelte sich zu einem Vorhaben, das es an Organisationsaufwand wohl locker mit dem Papstbesuch aufnehmen kann. Denn auf die Anfrage an das Landesamt für Bau und Verkehr, wie man das Problem der Autobahn-Aufsteller lösen könne, kam zunächst nur ein vierseitiges Schreiben zurück, in dem alle Gründe aufgeführt wurden, warum das überhaupt nicht geht.
Dann war lange Funkstille. Bis sich dann offenbar sogar die Landesregierung damit beschäftigte, der umtriebige Wirtschaftsminister Matthias Machnig soll wohl einigen Unmut über die bürokratischen Hürden geäußert haben. Jedenfalls befand man ganz oben, das mit den Autobahn-Hinweisschildern auf das Erfurter Kreuz müsse doch irgendwie möglich sein.
Nun, nach vielen Stunden zähen Ringens, geht es tatsächlich irgendwie. Aber eben auch nur irgendwie. Es liegt eine Genehmigung dafür vor, an den Autobahnabfahrten von der A 4 und der A 71 mit einen Piktogramm auf das Erfurter Kreuz aufmerksam zu machen. Aber nur unter einer Bedingung: »Erfurter Kreuz« darf auf den Schildern nicht draufstehen.
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Auf den Autobahnen wird künftig auf etwas hingewiesen, das aber nicht genannt werden darf.
Kommentar des Arnstädter Ersten Beigeordneten Ulrich Böttcher: »Das ist ein absolutes Unding, was sich der Freitaat da leistet«.
Aber was sollen die armen Beamten im Landesamt für Bau und Verkehr auch machen, außer sich über Genehmigungen zu streiten. Geld für Straßenbau haben sie ja keines mehr. Die Sanierung der Ichtershäuser Straße, an der der Pylon jetzt steht, wurde gerade mangels materieller Möglichkeiten erneut nach hinten verschoben.