Für Bier und Bratwurst reicht’s grad noch

Das eine Ende des Weges: Bratwurstmuseum HolzhausenEs gibt Vorurteile, die sich hartnäckig halten. Eines lautet: Es ist kein Geld da in den öffentlichen Kassen. Ein anderes: Arnstadt und die Wachsenburggemeinde leben gegenwärtig praktisch im Kriegszustand. Weil das Vorhaben des Zusammenschlusses von Holzhausen und Umgebung mit Ichtershausen schon recht weit gediehen ist, herrscht Funkstille. Fehlt eigentlich nur noch ein bewachter Schlagbaum am Riesenlöffel.
Beide Vorurteile werden gerade eindrucksvoll widerlegt. Denn Arnstadt und die Wachsenburggemeinde wachsen, mit einer großzügigen Förderung aus einem weitgehend unbekannten Topf namens Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), weiter zusammen. Das Treibmittel dafür sind zwei beliebte Kommunikationsinstrumente: Bier und Bratwurst.

Beide Lebensmittel haben in Arnstadt eine lange Tradition. Das Weizenbier wurde hier erfunden – und auch das die erste urkundliche Erwähnung der Thüringer Bratwurst weist auf ein Arnstädter Kloster hin. Allerdings wanderte in der jüngeren Vergangenheit dank eines rührigen Vereins der Bratwurst-Schwerpunkt mehr nach Holzhausen, einschließlich Kreisel und Museum. Das brachte findige Touristiker auf die Idee, einen Wanderweg „Vom Bier zur Bratwurst“ einzurichten, der von der Arnstädter Stadtbrauerei bis zum Bratwurstmuseum nach Holzhausen führt. Den gibt es seit ein paar Jahren, aber er führt eher ein Nischen-Dasein, es fehlen die Attraktionen.
Die wollte man nach und nach schaffen – und den Weg auch noch erweitern, wenn das Geld dafür da ist.

Nun ist das Geld dafür da. Denn völlig überraschend wurde ein mehr aus Routine im Frühjahr gestellter Fördermittelantrag für den „Geo- und Genusswanderweg“ jetzt positiv beschieden. Während sowohl Arnstadt als auch die Wachsenburggemeinde nicht wissen, wie sie vor lauter Finanznot ihre Haushalte für 2012 aufstellen sollen, spendiert die Europäische Union aus dem „ELER“-Programm 26 604,75 Euro für den Wanderweg, wenn die Wachsenburggemeinde 8000 Euro dazugibt. „Wir waren selber überrascht“, sagt Bürgermeister Hans Ullrich (CDU) über den Ende August eingegangenen Bescheid, „damit hat wirklich keiner gerechnet“.

8000 Euro sind für eine kleine Gemeinde trotzdem noch ein ziemlicher Batzen, also brauchte man Partner. Die gab es schon, von der Konzeption des ursprünglichen Wanderweges her. Und es ist in kurzer Zeit gelungen, auch bei den Finanzen Einigkeit zu erzielen: Die Stadtmarketing GmbH und die Stadtbrauerei Arnstadt sowie das Bratwurstmuseum Holzhausen beteiligen sich an den Eigenmitteln. Ob Bier oder Bratwurst bei der Einigung eine Rolle spielten, ist nicht sicher.

Ein Projekt hatte man in der Schublade. Der Bratwurst-Bier-Wanderweg soll durch weithin sichtbare Metall-Skulpturen kenntlich gemacht werden. Nach Entwürfen des Arnstädter Künstlers Christoph Hodgson wird zum Beispiel am Riesenlöffel eine übermannshohe „Riesenhopfendolde“ aufgestellt, an der Stadtbrauerei soll ein „Riesenbier“ den Weg markieren und bei Haarhausen eine „Riesenrunkel“. Natürlich gibt es ein verbessertes Beschilderungssystem und Flyer für Touristen, damit sie den Weg auch finden. Der soll sogar noch zum „Rundwanderweg“ erweitert werden, denn man kann künftig vom Riesenlöffel wahlweise über Haarhausen oder den Eulenberg bei Bittstädt ins Bratwurstmuseum wandern. Außerdem wird der Genuss-Wanderweg als Teil der „Burgenroute“ durch das Drei-Gleichen-Gebiet ausgewiesen, das wirkte sich wohl zusätzlich fördernd bei der Förderung aus.

Der Ausbau muss eigentlich noch in diesem Jahr über die Bühne gehen, denn der Förderbescheid kam zwar erst im August, aber als Abrechnungstermin wurde der 15. November festgelegt. Solche Ungereimtheiten sind  üblich, wenn es um Fördergeld geht. Es ist zwar Verlängerung beantragt, aber gemeinsam werden es die Wachsenburggemeinde und Arnstadt schon schaffen. Denn wenn es draufan kommt, klappt die Zusammenarbeit bestens. Und besonders, wenn es Geld gibt, mit dem man eigentlich gar nicht gerechnet hat.

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