Im September hatte ein Musical seine „Weltpremiere“: Bach – der Rebell. Es soll insgesamt siebenmal im Arnstädter Theater gezeigt werden, aber auch un Remscheid, Paderborn und Hockenheim. Es ist kein Jahrhundertwerk, aber eine gute Werbung für Arnstadt.
Seit einiger Zeit ist das Musical über Arnstadt hereingebrochen. Nachdem das kleine Theater der Stadt eine ganze Weile lang nicht so recht wusste, wo es eigentlich hin wollte, kam ein neuer Intendant und mit ihm eine Partnerschaft zum „Großstadt-Entertainment“ Paderborn. Seitdem ist das Angebot wieder spürbar besser geworden – und es gibt natürlich Musicals aus dem Hause Großstadt-Entertainment. Nun also auch eines, dass mit Arnstadt zu tun hat: „Bach – der Rebell“ ist ein Stück über Johann Sebastian Bachs frühe Jahre.
Ich gehöre nicht zu den größten Musical-Fans unter der Sonne, aber wenn es um Arnstadt geht, springt man schon mal über seinen Schatten. Also rein in die dritte Vorstellung, eine Karte für knapp 25 Euro gab es noch an der Abendkasse. Das Theater war ziemlich voll, bei vielen Zuschauern hatte ich den Eindruck, dass sie von außerhalb angereist waren (nach der Vorstellung sah ich eine größere Gruppe einem Hotel zustreben). Das erste Ziel war also schon vorher erreicht: Nicht nur Einheimische, sondern auch fremde Menschen nach Arnstadt und in sein nettes kleines Theater zu locken. Vielleicht liegts auch daran, dass man seit dem Intendantenwechsel die Karten auch im Internet kaufen kann. Ja, man mag es kaum glauben: Das ging vorher nicht.
Also Bach – der Rebell auf der Bühne. Der Zuschauer wird von einem Theaterprospekt empfangen, auf dem der schöne Arnstädter Markt zu sehen ist, so wie er zu Bachs Zeiten ausgesehen haben könnte. Es spielen schöne Menschen, es wird passabel gesungen, die Regie hat ein paar hübsche Einfälle zu bieten und die Musik ist poppig-eingängig, mit sparsamen Bach – und Klassikzitaten. Was mir nicht ganz so gut gefallen hat, war die Qualität der Musikproduktion. Ein wenig mehr Transparenz im Klangbild und Vielfalt bei der Instrumentierung hätten den Kompositionen gut getan. Manchmal fand ich auch die Songtexte etwas einfältig und holprig. Andererseits nötigt es Respekt ab, dass ein Sänger das klobige Wort „Generalsuperintendent“ überhaupt artikuliert bekommt. Vielleicht bin ich da auch zu ningelig. Es ist halt Musical.
Bei der Story sollte man keine Geschichtsstunde erwarten. Mit dem realen Bach hat dieses Stück etwa so viel zu tun wie der Film „Sissi“ mit der österreichischen Kaiserin. Verbürgte Begebenheiten aus Bachs Jugend wurden auseinander genommen und zu einem modernen „Coming of age“-Drama neu zusammengesetzt. Das ist sicher nichts für Bach-Puristen, dient aber der Kurzweiligkeit. Ich fühlte mich zwei Stunden lang gut unterhalten – und hatte den Eindruck, die anderen Zuschauer auch.
Nutznießer dieser Geschichts-Collage ist Arnstadt. Auch nach Bachs Weggang aus der Stadt nach Mühlhausen, Weimar oder Köthen springt die Handlung immer wieder auf den Arnstädter Markt zurück, wird der Prospekt mit dem alten Markt-Gemälde auf der Bühne herabgelassen. So entsteht für den Zuschauer der Eindruck, während seiner gesamten Jugendzeit sei Arnstadt mehr oder weniger Lebensmittelpunkt Bachs gewesen. Und eigentlich auch ein Ort, der es gut mit dem jungen Bach meinte. Richtig böse ist ist in Arnstadt nur der „Generalsuperintendent“, eine Art Provinz-Richelieu, der einen regelrechten Feldzug gegen Bach führt. Die anderen, mit dem Bürgermeister an der Spitze, sind zwar von seinen Eskapaden nicht immer angetan, aber doch eher nett zu ihm.
Und so geht mit „Bach – der Rebell“ ein Musical auf Tournee nach Remscheid, Paderborn oder Hockenheim, das Appetit machen könnte auf einen Besuch in der freundlichen und so wichtigen Bachstadt Arnstadt.
Das Musical „Bach – der Rebell“ ist ein Werbeprospekt für Arnstadt. Schon deshalb wünsche ich ihm viel Erfolg.