In vier Wochen ist die Stadtratswahl schon vorbei. Mittlerweile sind die Wahllisten bestätigt, Schwund gab es ausgerechnet bei der kürzesten. Nun werden Plakate gehängt, Videos gedreht, Posts gepostet, Souvenirs verteilt und Bürger besprochen.
Der Arnstädter AfD ist der Spitzenkandidat abhanden gekommen. Matthias Hansel taucht auf der bestätigten Liste des Arnstädter Wahlleiters nicht mehr auf. Da war wohl irgendwas mit dem Wohnort, ist zu hören. Aber im Grunde ist es egal, aus den fünf AfD-Kandidaten sind nun nur noch vier geworden. Eine nette Verschwörungstheorie kann ich mir allerdings nicht verkneifen: Auf dem Nominierungs-Bild der AfD war Hansel auch schon nicht zu sehen. Gibt es ihn überhaupt? Waren vielleicht Chemtrails im Spiel? Das wird man ja nochmal fragen dürfen.
Alle anderen sind offenbar gut durch die Wahlprüfung gekommen und üben sich nun regelmäßig dienstags am Hopfenbrunnen im Blick- und Sprachkontakt mit dem gemeinen Arnstädter Wähler. Heute waren CDU, Linke, SPD und Bürgerprojekt da. Das breiteste Souvenirangebot kam von den Linken, sie boten unter anderem Pfeffipackungen, Feuerzeuge, Brillenputztücher und Taschentücher auf. Die interessantesten Werbeobjekte bot das Bürgerprojekt auf: Walnüsse, in deren Schale „Bürgerprojekt“ eingelasert war. Also irgendwie „Wahlnüsse“. Die AfD wurde auch schon am Hopfenbrunnen gesichtet, pausierte heute aber. Vielleicht wegen der Montags-Demo am Vorabend.
Begonnen hatte der Wahlkampf mit Saubermachen. Das Bürgerprojekt legte vor Ostern mit drei Müllsammel-Aktionen am Pfennigsberg, auf der Alteburg und in Marlishausen vor, die SPD zog mit einem gesäuberten Hauptbahnhof-Umfeld nach. Weitere rituelle Reinigungen in Arnstadt sind nicht bekannt geworden, die AfD ist wohl nur bis Ilmenau gekommen.
Auch die Laternenmasten beginnen sich plakatmäßig zu füllen. Den Anfang machte die SPD, nun zog auch das Bürgerprojekt nach. Die CDU wartete heute Vormittag noch auf ihre Plakatlieferung, die AfD hat angekündigt, erst später zu plakatieren – weil ihre Plakate ohnehin schnell wieder abgerissen würden. Die Plakate der Arnstädter Grünen sind bisher nur an Litfaßsäulen zu sehen.
Mehr als auf Plakate setzen offenbar die meisten Bewerber auf soziale Medien. CDU, Bürgerprojekt und SPD sind bei Facebook besonders aktiv, es werden einzelne Kandidaten und Themen aus den Wahlprogrammen (zum Teil per Video) vorgestellt. Die AfD Ilmkreis postet viel, aber wenig zu Arnstadt – außer Berichten über Versammlungen und Demonstrationen. Pro Arnstadt inszeniert sich bisher vor allem über Events wie Frühlingsmarkt oder Tierparkfest und setzt auf Stammthemen wie Sport und Tiere, allerdings noch recht sparsam.
Sparsam erscheinen bisher auch die Facebook-Aktivitäten der Linken für die Stadtratswahl. Über den Account „Fraktion Die Linke. im Arnstädter Stadtrat“ werden zwar Fotos von den Auftritten am Hopfenbrunnen und Veranstaltungsankündigungen gepostet, die Möglichkeiten der Kommunikation mit potenziellen Wählern aber bei weitem nicht ausgeschöpft. Vielleicht ist das aber auch Strategie. Es sind schließlich noch dreieinhalb Wochen Zeit.
Das könnte bei gutwilliger Betrachtung auch die Strategie der Grünen sein, von denen bisher am wenigsten zu hören und zu sehen ist. Als einzige Partei / Wählergruppe haben sie es abgelehnt, Fragen des „Stadtechos“ zum Wahlprogramm zu beantworten. Im kürzlich erschienen Stadtecho (nicht online) steht also nichts über die Wahlziele und die Kandidaten auf der offenen grünen Liste, woanders allerdings auch nicht. Ich habe auf der Homepage und im Facebook-Account nachgeschaut und nur eine Malaktion gegen die AfD und eine Veranstaltung über die Notwendigkeit eines „Bandhauses“ gefunden, die auch von der „Linken“ beworben wird. Die Großplakate an den Litfaßsäulen bringen ebenfalls keinen Erkenntnisgewinn, sie zeigen nur das bekannte Schwarz-Weiß-Gruppenfoto der Kandidaten und den Slogan „Arnstadt kann mehr“. Man hofft: Die offene Liste der Grünen auch.