Der Ilmkreis wehrt sich seit Jahren gegen einen Beitritt zum Verkehrsverbund Mittelthüringen (VMT). Seit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember ist Arnstadt doch dabei – allerdings nur bahnmäßig. Das bringt überwiegend Vorteile, ist aber gewöhnungsbedürftig.
Der Verkehrsverbund Mittelthüringen VMT und der Ilmkreis sind bisher keine Freunde geworden. Zwar konnte man schon bisher von Gotha bis Gera im VMT unterwegs sein, aber eben nicht nach Süden (und nach Norden auch nicht). Der Grund ist simpel: Der Verkehrsverbund ist vor allem attraktiv, wenn man mir der Bahn irgendwo hin fährt und mit dem Bus oder der Straßenbahn weiterfahren will. Denn nur dann kann man echt sparen. Die reinen Bahn- und Bustickets sind im VMT teurer, aber in der Kombination Bahn / Bus billiger. Die Arnstädter wollten schon immer den Beitritt zum VMT, weil dadurch zum Beispiel die Fahrt in den Erfurter Zoopark oder zum Arbeiten in ein Weimarer Randgebiet deutlich preiswerter wären. Denn zur Zugfahrt kamen ja immer noch die Straßenbahntickets dazu, die in Erfurt mittlerweile pro Einzelfahrt 2,20 Euro kosten. Im VMT hingegen löst man nur ein Ticket nach Erfurt oder Weimar – und kann dann vom Bahnhof aus alle städtischen Verkehrsmittel mitbenutzen.
Im südlichen Ilmkreis sieht es anders aus. Wer in Allzunah wohnt, fährt gewöhnlich nicht allzu weit. Höchstens mal nach Ilmenau. Und das wäre im VMT-Tarif mit dem Bus deutlich teurer, während man Anschlussfahrten im Stadtgebiet Ilmenau höchst selten nutzen würde. Da kann man fast alles erlaufen.
Deshalb konnte sich der Kreistag des Ilmkreises bisher nie zu einem VMT-Beitrittsbeschluss durchringen, die Südkreis-Mehrheit war immer dagegen. Vor einigen Jahren gab es eine vorsichtige Öffnung, die Bushaltestellen am Erfurter Kreuz wurden für Erfurt-Einpendler für den VMT-Tarif freigegeben. Aber das wars dann auch.
Bis zum jüngsten Fahrplanwechsel am 13. Dezember. Da erlebte der VMT einen echten Zuwachs-Schub: Der Saale-Orla-Kreis und der Kreis Saalfeld Rudolstadt traten bei. Und weil die Bahnstrecke von Erfurt nach Saalfeld über Arnstadt führt, wurde Arnstadt zum VMT-Transitgebiet. Die Konsequenz: Arnstadt Hauptbahnhof und zusätzlich auch Arnstadt-Süd sind nun VMT-Bahnhöfe. Nach meiner Kenntnis gab es dazu keinen Kreistags- oder Stadtratsbeschluss und auch keine Information der Mandatsträger, die Sache wurde einfach vom VMT mit den beteiligten Bahn-Betreibern ausgemacht und umgesetzt.
Ein richtiger Beitritt des Kreises zum VMT ist es ja auch nicht, man kann in den Bussen im Kreis das VMT-Ticket nicht nutzen. Es gilt nur in der Bahn Richtung Erfurt und Saalfeld, Richtung Plaue schon nicht mehr. Aber Arnstadt ist jetzt an die große weite Thüringen-Welt angeschlossen, und zwar verpflichtend.
Das ist der Pferdefuß des Verbunds: Man MUSS mit dem Zug Richtung Erfurt oder Saalfeld ein etwas teureres VMT-Ticket kaufen, wenn das Ziel im VMT-Bereich liegt. Die bisherigen etwas preiswerteren Bahntickets gibt es auf diesen Strecken nicht mehr.
Aber das ist nur für die Arnstädter von Nachteil, die direkt zum Erfurter Hauptbahnhof wollen. Ist das Ziel von dort etwas weiter entfernt und man muss in Bus oder Straßenbahn umsteigen, ist das viel günstiger.
Außerdem sind die Unterschiede nicht so gravierend. Ein Hopperticket der Deutschen Bahn, mit dem man von Arnstadt bis nach Erfurt, Gotha oder Weimar kommt, kostet 9,10 Euro (Hin- und Rückfahrt). Das VMT-Hopperticket kostet 9,70 Euro, dafür kann man am Ziel aber alle Busse und Straßenbahnen mit nutzen. Zum Zoopark hin und zurück hätte man mit dem VMT-Ticket schon mal locker fast 4 Euro gespart.
Das Ticket-Kaufen ist etwas schwieriger geworden. Bisher konnte man in der App der Deutschen bahn einfach Hin- und Rückfahrt wählen und bekam den günstigsten Preis angezeigt, jetzt öffnet sich eine Seite mit ganz verschiedenen Angeboten, unter denen man auswählen muss. Außerdem ist das manuelle Ermitteln des Preises etwas kompliziert, weil er sich nach durchfahrenen Tarifzonen berechnet. Nach Erfurt gilt zum Beispiel Tarifzone 4. Aber es soll eine sehr innovative App des VMT geben, mit der man sich am Startpunkt ein- und am Zielpunkt wieder ausloggt und immer den günstigsten Preis bezahlt. ich habe sie allerdings noch nicht ausprobiert.
Arnstadt ist also im VMT-Zeitalter angekommen, mit überwiegend positiven Folgen. Ich denke, damit ist der VMT-Streit im Kreistag auch irgendwie beendet. Denn die Arnstädter haben den VMT und damit ihren Willen. Und wer in Allzunah wohnt, braucht nach Ilmenau nicht mehr als bisher zu bezahlen.