Vor dem Prinzenhof steht jetzt ein Geländer, um Passanten davor zu schützen, in die sagenhafte Tiefe von über einem Meter zu stürzen. Alle regen sich darüber auf. Den einen ist es nicht sicher genug, die anderen finden es völlig überflüssig.
Ja, die Bordsteinkante ist etwas höher dort vor dem Prinzenhof. 1,13 Meter hoch, so hat jemand nachgemessen. Aber selbst für ältere Arnstädter war sie immer da. Und seit der Ersterwähnung Arnstadts im Jahr 704 ist kein Fall bekannt geworden, dass dort tatsächlich mal jemand abgestürzt sei und sich eine ernsthafte Blessur zugezogen hätte. Nicht einmal zu DDR-Zeiten, als sich im Prinzenhof eine Schulspeisung befand und dort täglich Kinder tobten. „Ist ja nicht der Jungfernsprung“, sagten die Leute, wenn wieder mal jemand auf die Idee kam, dort ein Geländer anzubringen.
Und es kam immer mal wieder jemand auf die Idee, dort ein Geländer anzubringen, auch im Arnstädter Stadtrat. Im Ratsinformationssystem sind mehrere solche Vorstöße dokumentiert, unter anderem von CDU-Stadtrat Helmut Hüttner am 21. September 2017. Auf seine Frage anwortete der damalige Vizebürgermeister Ulrich Böttcher laut Protokoll:
„Über eine Absturzsicherung am Prinzenhof diskutiere man schon viele Jahre. Dem Wunsch einer Sicherung stehe die Gefahr gegenüber, dass ein Geländer Besucher der Kinderbibliothek erst dazu verleiten könnte, darauf herum zu klettern. Bis jetzt habe man noch keine Lösung gefunden, die alle Aspekte abdecke.“
Es gab also durchaus schon damals Bedenken, dass mit einem Geländer eventuell das Gegenteil von dem erreicht werden könnte, was man eigentlich wollte.
Der nächste Vorstoß kam von der AfD. Sie reichte 2019 den Antrag an den Stadtrat zur „Erschaffung eines Geländers am Bürgersteig zum Prinzenhof“ ein, der am 3. Dezember 2019 im Bauausschuss beraten wurde. Dort entspann sich laut Protokoll eine interessante Debatte:
Die Meinungen waren also durchaus durchwachsen, es gab Alternativvorschläge. Allerdings verliert sich anschließend die Spur des AfD-Antrags. Laut Ratsinformationssystem wurde er weder im Bauausschuss noch im Stadtrat wieder behandelt. Was aus dem Antrag wurde, kann nur der Stadtrat sagen.
Dafür gibt es einen Treffer für eine Sitzung des (dafür keinesfalls zuständigen) Seniorenbeirates am 8. Juni 2021:
„Herr Kreckow teilt mit, dass Gelder für das Prinzenhofgeländer im städtischen Haushalt eingestellt wurden. Die Beratungen für die Art der Umsetzung dauern noch an.“
Es war also plötzlich Geld für irgendetwas da. Aber man wusste noch nicht, was man damit machen wollte. Ein Geländer in welcher Ausführung? Blumenkübel? Oder doch lieber eine „höhere Kante“?
Spätestens an dieser Stelle hätte man eine möglichst öffentliche Diskussion darüber führen müssen, was vor dem Prinzenhof passieren sollte, mindestens im Bauausschuss. Aber nichts dergleichen geschah.
Und so wurde nun ein Geländer hingezimmert, das (so suggerieren die heftigen Reaktionen in den sozialen Medien) offenbar keinem gefällt. Den Befürwortern ist es nicht sicher genug und gibt erst recht Anlass zum gefährlichen Herumturnen, wie es Vizebürgemeister Böttcher schon 2017 vorausgesagt hat. Die Gegner halten es ohnehin für Geldverschwendung.
Wahrscheinlich wird nun die Suche nach Schuldigen einsetzen, bevor man sich der Frage widmet, ob da noch etwas zu retten ist.
Aber vielleicht passiert ja auch gar nichts. Weil weiterhin keiner runterfällt (wie schon seit 704) und sich die Arnstädter einfach an das Geländer gewöhnen, so wie an die komischen Fahrradständer in der Innenstadt.
Als sie aufgestellt wurden, war die Aufregung groß. Heute schließt man einfach das Fahrrad an und geht seiner Wege.
Und eigentlich sieht es ja auch gar nicht so schlecht aus, das Geländer.
Meine Freundin hat mir letztens erzählt in den Ende 60igern, wurde aus ihrer Klasse ein Junge geschubt , fiel herunter und kam wohl auch ins KH..
Also so überhaupt niemand scheint nicht zu stimmen
Obwohl ich finde das Geländer fordert nur zum klettern heraus.
Sicher ist es nicht ohne Vorfälle abgegangen, wird ja auch bei Facebook in den Kommentaren berichtet. Aber solche Vorfälle gab’s überall, ich bin auch mal an einem normal hohen Bordstein mit dem Fahrrad hängengeblieben und hab mich mächtig auf die Schn….. gelegt. Aber es ist dort nichts passiert, was sich im Stadtgedächtnis erhalten hätte.
Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Geländer. Gut zu wissen, dass ein Geländer Leute vor dem herunterfallen schützt. Ich denke, dass ich mir auch ein Geländer besorgen werde.