Vor 35 Jahren wurde in Arnstadt alles anders. Seitdem ist viel geschrieben und geredet worden, aber meist über einzelne Ereignisse oder Personen. Dies ist ein Versuch, die Zeit zwischen 17. September und 14. Oktober 1989 skizzenhaft zusammenzufassen und an die Menschen zu erinnern, die damals alles verändert haben.
Der September 1989 war ein ungewöhnlich warmer Monat. An vier Tagen stieg das Thermometer in Arnstadt auf 30 Grad, an weiteren 17 Tagen immerhin noch auf über 20 Grad. Aber nichts deutete darauf hin, dass es hier bald auch politisch heiß werden würde. Es gab in Arnstadt keine aufmüpfige Umweltgruppe, keine Kirche, in der sich Oppositionelle trafen, keine bekannte Persönlichkeit, hinter der sich Unzufriedene hätten versammeln können. Es ging offiziell alles seinen sozialistischen Gang, vorwärts zum 40. Jahrestag der DDR. Den wollten die Oberen am 7. Oktober mit einem Fest auf dem Markt feiern, nachdem die zahlreichen Selbstverpflichtungen von Werktätigen zur Übererfüllung des Planes wenigstens auf dem Papier erfüllt worden waren.
Im Bereich „Handel und Versorgung“ hatte es eher weniger geklappt mit den übererfüllten Plänen. Es gab keine Zahnbürsten und keine Fahrradrücklichter, von Badewannen ganz zu schweigen. Obst und Gemüse waren oft schon lange vor Ladenschluss alle. Dafür gab es reichlich Eingaben von Bürgern, die sich damit nicht abfinden wollten, wesentlich mehr als in den Vorjahren. Der Ton der Schreiben war selbstbewusst, von Unterwürfigkeit oder Demut keine Spur. „Im Kreis schießen die Gartenhäuser auch von den leitenden Genossen aus dem Boden, wo bekommen diese Leute bloß ihr Baumaterial her?“, schrieb ein Arnstädter im September 1989 an den „Genossen Honecker“, weil er selbst kein Baumaterial für seinen Garten bekam. Und ein anderer, der dringend eine Wohnung suchte, stellte fest: „Bisher haben wir immer mehr als unsere Pflicht getan und ich denke, es ist endlich an der Zeit, dass der Staat für uns menschenwürdige Zustände schafft“.
Es gärte unter der Oberfläche. In Familien, unter Freunden oder in kirchlichen Hauskreisen wurde nicht nur wie sonst über die schlechte Versorgungslage geschimpft, sondern es ging ums große Ganze. Seit der offensichtlich gefälschten Kommunalwahl im Mai und wegen der zunehmenden Differenz zwischen dem, was von Gorbatschow aus Moskau und von den in Berlin regierenden Genossen zu hören war, wurden selbst von SED-Mitgliedern kritische Töne geäußert. Hinzu kamen die Fluchtbewegungen über Ungarn. Nach einer Statistik der Staatssicherheit waren Anfang September 1989 bereits 67 vor allem junge Menschen aus dem Kreis Arnstadt auf diesem Weg in den Westen gelangt, darunter zwölf aus dem Gesundheitswesen und zehn aus der Gastronomie.
Das Gedicht
Viele fragten sich damals, wie es weitergehen sollte. Mit dem Land, aber auch ganz privat. Einer davon war der Arnstädter Günther Sattler (seine ganze Geschichte kann man hier nachlesen). Obwohl erst 25, hatte Günther das Gefühl, kein richtiges Leben mehr vor sich zu haben. Sein Vater war „Volkspolizist“ und hatte für Günther eine ähnliche Karriere arrangiert, die er nicht wollte. Der Vater war alles andere als ein Vorbild, um ihm nicht ständig begegnen zu müssen, zog Günther in die Waschküche und dachte viel nach. Warum begehrte keiner auf gegen die Ungerechtigkeiten ringsum? War er allein mit seinen Zweifeln? Um das herauszufinden, fing er am 17. September 1989 an, ein Gedicht zu schreiben: „Was für ein Leben?“
Es war kein Gedicht, es war ein Manifest für ein Leben, das er wiederhaben wollte von denen, die das Land aus seiner Sicht in ein fremdes verwandelt hatten. Er schrieb sich auf einer geborgten Schreibmaschine von der Seele, was ihn bewegte. In seinem eigenen Stil, in wütenden mutigen Worten, ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen. Manches durchweg in Großbuchstaben, die gereimten Zeilen überwiegend klein. Und er rief die Leser auf, am 30. September 1989 auf den Holzmarkt zu kommen, wenn sie seiner Meinung waren. Hier der Text, den er viele Male abtippte. Am Ende wurden es – mit „Durchschlägen“ – etwa 80 Exemplare.
AN ALLE BÜRGER VON ARNSTADT !!!!!
KOMMT ALLE AM 30.09.1989 UM 14.00 UHR ZUR FRIEDLICHEN KUNDGEBUNG GEGEN DIE WILLKÜRLICHE POLITIK DER SED !!!
TREFFPUNKT – HOLZMARKT
WAS FÜR EIN LEBEN ?
was für ein leben?
wo die wahrheit zur lüge wird,
wo der falsche das zepter führt.
was für ein leben?
wo die freiheit tot geboren,
wo schon scheint alles verloren.
was für ein leben?
wo alte männer regieren,
wo noch menschen an grenzen krepieren.
was für ein leben?
wo die angst den alltag bestimmt,
wo das ende kein ende nimmt.
was für ein leben?
wo man seinen nachbarn nicht mehr traut,
wo man nicht mehr aufeinander baut.
was für ein leben?
wo man nicht sein kann, der man ist,
wo man so schnell vergisst.
was für ein leben?
wo träume sterben,
wo es nichts mehr gibt zum vererben, außer scherben.
was für ein leben?
wo es für wenige alles gibt,
wo der kleine keinen ausweg sieht.
was für ein leben?
wo liebe nicht existiert
wo man langsam erfriert.
WAS FÜR EIN LEBEN FÜHREN WIR??
ABER LEBEN MUSS MAN DOCH UND ZWAR HIER!!
wir fordern
MEINUNGSFREIHEIT
REFORMEN, POLITISCHE SOWIE WIRTSCHAFTLICHE
SCHLUSS MIT DER SCHLUDERWIRTSCHAFT ÜBERALL
REISEFREIHEIT FÜR ALLE
LASST EUCH NICHT MEHR EINSCHÜCHTERN? SAGT EURE MEINUNG !!!!
In der Nacht zum 20. September 1989 klebte er die ersten Flugblätter an Türen und Litfaßsäulen in der Stadt. Ein Streifenpolizist entdeckt am Morgen das erste Flugblatt am Kino Merkur, ab da ist die Staatsmacht auf seiner Spur. Aber er bleibt unentdeckt und macht weiter. Die Mehrzahl seiner Flugblätter wird zwar schnell wieder entfernt, aber in der Stadt spricht sich herum: Am 30. September um 14 Uhr wird auf dem Holzmarkt etwas passieren, was es in Thüringen so noch nie gab.
Die erste Kundgebung
Der 30. September 1989 war ein Samstag und sollte nach der Vorstellung der Stadtoberen in Arnstadt den Auftakt der Festwoche zum 40. Jahrestag der DDR bilden. Geplant waren ein Blasmusikkonzert auf dem Markt, ein Lampionumzug zum Schlossgarten, ein Feuerwerk und ein Fackelzug der FDJ hinauf zur Alteburg. In Erinnerung bleibt der Tag aber wegen der Ereignisse, die ab 14 Uhr auf dem Holzmarkt ihren Lauf nahmen. Etwa 200 bis 300 Menschen versammelten sich dort, manche Quellen sprechen von wesentlich mehr Teilnehmern. Nur wenige hatten Günther Sattlers Flugblatt gelesen, aber alle wussten davon. Die den Inhalt kannten, waren meist von den „bewaffneten Organen“, dezent in Zivil, einige aber gut erkennbar an Fotoapparaten. Sechs Doppelstreifen der Polizei in Uniform patrouillierten über den Platz, zwei Züge der Erfurter Bereitschaftspolizei standen im Hintergrund in Bereitschaft. Aber niemand ließ sich provozieren oder abschrecken.
Was am 30. September in Arnstadt stattfand, war eine Demonstration im eigentlichen Wortsinn. Keiner hielt eine Rede, es gab weder Spruchbänder noch Sprechchöre. Die Menschen demonstrierten durch bloße Anwesenheit, dass sie unzufrieden waren. Sie standen zusammen, diskutierten in kleinen Gruppen oder liefen einfach hin und her. Die Hoffnung sowohl der Demonstranten als auch der Staatsmacht, dass sich ein „Anführer“ zeigen und vielleicht etwas sagen möge, erfüllte sich nicht. Das hatte Günther Sattler nie vorgehabt. Er beobachtete das Geschehen zunächst vom Fenster eines Freundes aus, der am Holzmarkt wohnte und ging später selbst hinunter, aber nur um zuzuhören. Er hatte die Antwort auf seine Frage bekommen, er war mit seinen Problemen nicht allein. Aber er spürte auch, dass er etwas ausgelöst hatte, dessen Ausgang völlig ungewiss, aber das nicht mehr aufzuhalten war.
Neben Günther Sattler waren an diesem Tag noch drei andere Menschen auf dem Holzmarkt, die sich gar nicht oder nur flüchtig kannten – und die in der Folge noch wichtige Rollen spielten sollten: Die Bäckersfrau Beate Nagel, der Mathematiker Arnd Effenberger und Johanna Voigt-Hoffmüller (hier ein Beitrag zu ihrem 75. Geburtstag). Die Ärztin hatte kurz vorher von einem Kollegen den Aufruf zur Gründung des Neuen Forums erhalten, sah aber selbst keine Möglichkeit, ihn zu vervielfältigen und unter die Leute zu bringen. Auf der Suche nach einer Vertrauensperson fiel ihre Wahl auf Arnd Effenberger, der in einem größeren Betrieb arbeitete und bei dem sie sowohl Interesse als auch Organisationstalent vermutete. Sie stellte sich hinter ihn und schob ihm den gefalteten Aufruf unauffällig unter dem Arm durch. Der überraschte Effenberger drehte sich kurz um, begriff aber schnell – und ließ den Zettel in seiner Jacke verschwinden.
Die Demonstration verlief sich am Ende, ohne dass es Zwischenfälle gegeben hätte. Aus der Menge kristallisierte sich nur ein Vorschlag heraus: man möge sich eine Woche später an gleicher Stelle treffen – und jeder sollte noch jemanden mitbringen. Ein Vorschlag, der Arnd Effenberger Bauchschmerzen bereitete. Der kommende Samstag war der 7. Oktober, der 40. Jahrestag der DDR. Die Staatsmacht würde sich wohl kaum ruhig verhalten, wenn an diesem „Jubeltag“ gegen sie demonstriert würde. Aus dem Westfernsehen wusste man, dass am 11. September 1989 in Leipzig eine Demonstration mit einem brutalen Polizeieinsatz und vielen Verhaftungen beendet worden war. Und auch die Erinnerung an das Massaker auf dem „Platz des himmlischen Friedens“ im Juni in Peking war noch frisch. Doch Effenberger drang mit seinen Bedenken nicht durch. Die Verabredung für den 7. Oktober blieb bestehen – und der Mathematiker ging mit einem unguten Gefühl und dem ungelesenen Aufruf in der Tasche nach Hause. Die Staatssicherheit schrieb in ihrer Einschätzung, auf dem Holzmarkt sei es an diesem Tag zu „keinen demonstrativ-provokativen Erscheinungen“ gekommen.
Suche nach Mitstreitern
Am Abend dieses 30. September sagte Hans-Dietrich Genscher auf dem Balkon der Prager Botschaft seine berühmten Worte, mit denen die Ausreise der in die Botschaft geflohenen DDR-Bürger eingeleitet wurde – und Arnd Effenberger las in Arnstadt zum ersten Mal den Aufruf zur Gründung des „Neuen Forums“ im Wortlaut. Der Text forderte nicht zum gewaltsamen Umsturz auf, sondern plädierte für Dialog und schrittweise Demokratisierung – auf der Grundlage der Verfassung. Das entsprach den Vorstellungen des damals 49Jährigen: Man sollte die Staatsmacht nie so in die Enge treiben, dass sie glaubte, sich nur noch mit Gewalt wehren zu können. Sondern es war besser, in kleinen Schritten, aber mit großer Beharrlichkeit tiefgreifende Reformen durchzusetzen.
Nach der Lektüre des Aufrufs rief Effenberger den Physiker Sebastian Pflugbeil in Berlin an, den er von einer Veranstaltung kannte und von dem er zu Recht vermutete, dass er zu den Gründern des Neuen Forums gehören könnte. Er berichtete ihm von der Demonstration am gleichen Tag und kündigte an, sich ab sofort für die Gründung der „Neuen Forums“ in Arnstadt einsetzen zu wollen. Pflugbeil zeigt sich erfreut und erzählte seinerseits, dass am 14. Oktober das erste Landestreffen des Neuen Forums in Berlin geplant war. Und er machte darauf aufmerksam, dass der Kontakt zu ihm auch negative Folgen für Effenberger haben könnte: Mit ziemlicher Sicherheit würde nun auch dessen Telefon von der Stasi überwacht. Bei seinem eigenen war er sich sehr sicher.
Eigentlich war Arnd Effenberger promovierter Mathematiker und bis 1989 Abteilungsleiter im Rechenzentrum des RFT-Fernmeldewerks, bevor er in den VEB Werkzeug- und Maschinenbau wechselte. Aber daneben hatte er viele Leidenschaften. Er war schon in jungen Jahren musikalisch bei den „Arnstädter Teddys“ am Bass aktiv, schrieb Texte für bekannte Kabaretts und Hörspiele für den Rundfunk der DDR. Und er bewies Geschick beim Präparieren von Tieren, vor allem Vögeln. Politik hatte ihn, der nie in die SED eintrat, zwar immer interessiert, aber er hätte bis zum Herbst 1989 nicht gedacht, dass es für ihn einen Platz geben könnte, sie aktiv zu beeinflussen. Nun, beim Neuen Forum, war es so weit.
Die Woche nach der ersten Demonstration begann geschäftig. Stadtverwaltung und SED-Kreisleitung bereiteten den 40. Jahrestag vor, auf dem Markt und drumherum war ein großes Marktfest mit 200 (!) Ständen und einem opulenten Bühnenprogramm geplant. Die Staatssicherheit nahm nach Johanna Voigt-Hoffmüller nun auch Arnd Effenberger als möglichen Flugblattschreiber und Rädelsführer ins Visier, leitete Telefonüberwachung und Postkontrolle ein und prüfte den Einsatz geeigneter Spitzel. Effenberger selbst begab sich auf die Suche nach Mitstreitern für das neue Forum – mit mäßigem Erfolg. Zwar hörte er von vielen, dass sie durchaus Veränderungen herbeisehnten, aber den Mut, sich in der damaligen Situation öffentlich dazu zu bekennen, hatten nur wenige. „Später vielleicht“, hörte er oft. Jetzt sei es noch zu gefährlich, auch für die Familie. Bis zum 7. Oktober hatte er erst vier Mitstreiter für das Neue Forum gewinnen können: Johanna Voigt-Hoffmüller, den Lehrer Horst Buddrus, den späteren Arnstädter Bürgermeister Hans-Christian Köllmer und Erwin Erdmann, der nach der Wende unter anderem in der SPD Politik machte.
Das gesprengte Kreuzchen
Am Nachmittag des 3. Oktober flog das „Kreuzchen“ in die Luft. 100 Jahre nach seiner Errichtung war das beliebte Ausflugsziel auf dem Höhenzug der Alteburg nur noch ein Haufen Schutt. Weil niemand etwas wusste (auch in der Zeitung gab es zunächst keine Information), waberten viele Gerüchte durch Arnstadt. Von einem „Terroranschlag“ war die Rede, den Oppositionskräfte verübt hätten. Andere wollten wissen, dass es eine inszenierte Aktion der Staatsmacht gewesen sei, um künftig den Einsatz von Gewalt gegen Demonstranten zu rechtfertigen. Es wurde sogar gemutmaßt, dass weitere Bombenanschläge auf das Bachdenkmal oder das Rathaus bevorstünden. Niemand konnte sich vorstellen, dass so etwas in einer derart aufgeheizten Situation aus Versehen passiert sein könnte. Aber nach allem, was zu diesem Vorfall bekannt ist, war es offenbar so: Kämpfer der Sowjetarmee hatten innerhalb einer Übung auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf falsche Koordinaten benutzt und statt einer Ruine auf dem Übungsplatz den Aussichtsturm auf der Alteburg gesprengt. So stand es jedenfalls etwas später in der Zeitung – und das Kreuzchen wurde von der Sowjetarmee wieder aufgebaut. Aber die Aufgeregtheit, die das Ereignis hervorrief, zeigte: Die Gefahr, dass die sich abzeichnenden Auseinandersetzungen nicht gewaltlos ablaufen könnten, war real. Und die nächste Auseinandersetzung zeichnete sich bereits ab. Am Tage der Feiern zum 40. Jahrestag hatten sich die Arnstädter zur nächsten Demonstration verabredet.
Polizeigewalt
Der 7. Oktober war zwar ein regnerischer Tag, aber er begann in Arnstadt so, wie es sich Partei- und Staatsführung vorgestellt hatten. Die Lokalausgabe der Zeitung „Das Volk“ berichtete über das Marktfest zum Jubiläum, wenn auch wie so oft erst drei Tage später: „Früh aus den Federn zog’s zum Nationalfeiertag nicht nur Tausende Arnstädter Einwohner, auch ebenso viele Neugierige und Kauflustige aus allen Ecken und Enden unseres Landes verwandelten das Zentrum in eine einzige Flaniermeile.“ An den Ständen gab es Dinge zu kaufen, die sonst nur schwer zu bekommen waren. Blasorchester und Musikgruppen spielten auf dem Markt, „man sah in der Mehrheit zufriedene Gesichter“, resümierte der Volk-Reporter. Und die Polizei meldete um 11 Uhr nach Erfurt: „Lage normal – keine Vorkommnisse“. Trotzdem wurden aus Erfurt zwei Züge der Bereitschaftspolizei Richtung Arnstadt in Marsch gesetzt. Es gab ja die Verabredung der Arnstädter Demonstranten vom 30. September, sich eine Woche später auf dem Holzmarkt wiederzutreffen.
Das passierte zunächst zögerlich, vor dem „Waffelstübchen“ wurden um 14 Uhr nur 35 potenzielle Demonstranten gesichtet. Aber eine Viertelstunde später waren es schon über 100 – Tendenz zunehmend. Und um 14.30 Uhr hatten sich 200 bis 250 Menschen auf dem Holzmarkt versammelt. Wie eine Woche vorher gab es keine Reden – aber ein Transparent. „Wir wollen Reformen“, stand auf einem weißen Stück Stoff, das am Schaufenster des „Leckermäulchens“, einem Süßwarenladen, befestigt war. Die damals 38jährige Bäckersfrau Beate Nagel (hier ein Beitrag über sie anlässlich der Verleihung der „Goldenen Henne“) hatte den Spruch in der Backstube mit Filzstift auf ein Bettlaken ihrer Schwiegermutter geschrieben und zur Demonstration mitgebracht. Der Spruch war aus heutiger Sicht völlig harmlos, forderte aber die reformunwillige Parteiführung heraus. Das Transparent gab der führungslosen Demonstration eine Struktur. Als sich die Menge gegen 14.50 Uhr, offenbar auf Initiative Einzelner, Richtung Erfurter Straße in Bewegung setzte, wurde es ganz vorn getragen, begleitet von „Gorbi, Gorbi“-Rufen. Aus der stillen Versammlung war ein Demonstrationszug geworden, mit unklarem Ziel. Aber in der Richtung, die der Zug eingeschlagen hatte, lagen sowohl das Volkspolizei-Kreisamt als auch die lokale Stasi-Zentrale in der Kauffbergstraße. Dass dort demonstriert wurde, wollten die Sicherheitskräfte keinesfalls zulassen. Der Zug wurde auf Höhe des Merkur-Kinos durch eine Polizeiblockade gestoppt.
Keiner der Demonstranten suchte die Auseinandersetzung, es gab keine Durchbruchsversuche. Einige verschwanden in Seitenstraßen, aber die meisten kehrten einfach um – und wollten den Zug offenbar zurück in die Innenstadt fortsetzen. Doch auch dieser Weg war versperrt, am Schlossgarten hatte sich eine weitere Polizeikette aufgebaut. Nun tauchten auch Sicherheitskräfte in „Sonderausrüstung“ auf, mit Hunden, Helmen und Schilden, auf die die Polizisten bedrohlich mit ihren Gummiknüppeln schlugen.
Wäre das Ziel der Staatsmacht nur die Auflösung der Demonstration gewesen, hätte man es bei dieser Drohgebärde belassen können. Die Demonstranten wären wohl in den Schlossgarten und die Wachsenburger Allee ausgewichen und hätten sich schnell zerstreut. Aber die Polizei hatte noch einen anderen Auftrag: „Feststellung und Zuführung der Rädelsführer bei Auflösung“. Doch es gab keine Rädelsführer bei dieser Demonstration. Also machten die Polizisten Jagd auf alle, die verdächtig sein könnten. Demonstranten und zufällige Passanten wurden rüde über die Straße gezerrt und in Mannschaftswagen verfrachtet, manche wurden zu Boden gerissen, geschlagen, getreten oder von Polizeihunden ohne Maulkorb gebissen. Die Polizei beschränkte sich dabei nicht auf den sich auflösenden Demonstrationszug, sondern suchte im Schlossgarten und in der gesamten Innenstadt nach Verdächtigen. Viele Demonstranten waren in die Bachkirche geflüchtet, die an diesem Tag für Besucher geöffnet war. Als die diensthabende Vikarin merkte, dass sich die Kirche plötzlich füllte, verständigte sie den Superintendenten Wolfgang Tittelbach-Helmrich, der darauf in die Kirche kam und die Menschen aufforderte, in kleinen Gruppen das Gotteshaus zu verlassen und nach Hause zu gehen. So war die Kirche weitgehend leer, als die Polizei auf der weiteren Suche nach Rädelsführern einen Sperrgürtel zog und jeden, der aus der Kirche kam, festnehmen wollte. Es waren aber nur noch drei kirchliche Mitarbeiter, die zum Ende der Öffnungszeit gegen 16.30 Uhr herauskamen. Auch sie wurden „festgenommen und zugeführt“. Bis in den Abend hinein suchten Polizeitrupps in der Innenstadt nach „Verdächtigen“ und nahmen Menschen fest.
32 Menschen wurden nach offiziellen Angaben nach der Demonstration festgesetzt und ins Volkspolizei-Kreisamt in der Ichtershäuser Straße gebracht, unter ihnen auch der noch immer nicht identifizierte Flugblattschreiber Günther Sattler und die Bäckersfrau Beate Nagel.
Alle mussten stehend unter Bewachung auf ihre Vernehmung warten und wurden dann stundenlang verhört. Während Günther Sattler offenbar keinerlei Verdacht erregte, zu den potenziellen „Rädelsführern“ zu gehören, waren die Fragen an Beate Nagel drängender. Sie leugnete zwar standhaft, mit dem Spruch auf dem Betttuch etwas zu tun zu haben und wurde deshalb in der Nacht wie alle anderen Zugeführten wieder nach Hause geschickt, aber sie blieb weiter im Kreis der Verdächtigen. Schon am Sonntag, nur wenige Stunden nach ihrer ersten Vernehmung, wurde sie erneut festgenommen und verhört. Schließlich gestand sie, den Spruch „Wir wollen Reformen“ auf das Betttuch geschrieben zu haben. Gemeinsam mit einem jungen Werkzeugmacher, den die Polizei ebenfalls der Rädelsführerschaft verdächtigte, wurde sie nach Erfurt gebracht, dem Haftrichter vorgeführt und schließlich im berüchtigten Stasi-Gefängnis in der Erfurter Andreasstraße eingesperrt, wo sie in den Folgetagen immer wieder verhört wurde.
Die Sicherheitskräfte waren bei der Demonstration am Sonntag und danach von der Idee besessen, alle bisherigen Proteste müssten auf einen oder mehrere Anführer zurückgehen, die man nur zu verhaften brauchte – und alles sei wieder wie vorher. Doch einen solchen Anführer gab es nicht, auch Beate Nagel hatte nur einen Spruch auf ein Betttuch geschrieben. Und es gab auch keine Gewalt, die von Demonstranten ausgegangen wäre. So bewirkte das brachiale Vorgehen der Staatsmacht an diesem Tage vor allem eines: Immer mehr Menschen wandten sich von dem Staat ab, der vorgegeben hatte, der ihre zu sein. Doch wenn die Proteste am Ende erfolgreich sein sollten, galt es, künftig solche gewaltsamen Auseinandersetzungen, wie es sie in Arnstadt und vielen anderen Städten gab, zu verhindern. Das sollte die Hauptaufgabe der kommenden Woche werden.
Im Gegensatz zu der ersten Demonstration am 30. September fanden die Ereignisse vom 7. Oktober sehr schnell den Weg in die Zeitung. Montags erschienen grundsätzlich keine Lokalseiten im SED-Bezirksorgan „Das Volk“, so dass die kurze Notiz „Störungen der Volksfeste verhindert“ im gesamten Bezirk Erfurt auf Seite 2 des Blattes zu lesen war. Gleich daneben waren fünf Leserbriefe abgedruckt, die sich ebenfalls mit der Situation in Arnstadt beschäftigten.
Besonders die Leserbriefe sorgten bei den Arnstädtern für Empörung. Die Verfasser erhielten in der Folge in zum Teil sehr rüdem Ton gehaltene anonyme Antwortschreiben. So hieß es in dem Brief an die Mitarbeiterin der Konsumgenossenschaft: „Du dumme Ziege wirst für den Artikel im Volk büßen“. Versuche der Stasi, die anonymen Briefeschreiber zu identifizieren, scheiterten.
Da sich für den 14. Oktober eine weitere Demonstration andeutete, wurde bei den Sicherheitsorgangen nach einer möglichen Anpassungsstrategie gesucht: Statt Bereitschaftspolizei erwog man den Einsatz von Betriebs-Kampfgruppen, um den Eindruck zu erwecken, die Maßnahmen gegen die Demonstranten kämen aus der Arbeiterschaft. Als dieses Vorhaben bekannt wurde, stellten viele Kampfgruppenangehörige klar, dass sie nicht gegen Demonstranten vorgehen würden. Ein Stasi-Spitzel berichtete von der Äußerung eines Kampfgruppenmitglieds: „Wenn wir am Wochenende in der Kampfgruppe eingesetzt werden, treten wir aus. Zum Büttel lassen wir uns nicht machen“.
Am Donnerstag, dem 12. Oktober war auf Seite 1 der Zeitung „Das Volk“ eine fast seitenfüllende „Erklärung des Politbüros des Zentralkomitees der SED“ abgedruckt, die so langweilig begann wie alle regelmäßig veröffentlichten Erklärungen aus Berlin. Es wurde gebauchpinselt und die Konterrevolution gegeißelt. Aber wer den Text bis zum Schluss durchlas, stieß erstmals auf das Wort „Dialog“. Und es stand ebenfalls drin: „Der Sozialismus braucht jeden. Er hat Platz und Perspektive für alle“. War das ein Gesprächsangebot an die Oppositionskräfte? Keiner wusste es so genau.
Ein schwerer Gang
Arnd Effenberger hätte am Ende dieser Woche etwas für einen DDR-Bürger ganz besonderes bevorstehen können: Die erste „Westreise“ seines Lebens, sogar gemeinsam mit seiner Frau Karin. Deren Tante in Friesland feierte einen runden Geburtstag, da wurde von den Behörden manchmal eine Reisegenehmigung erteilt, wenn man Glück hatte. Doch er stand noch immer unter dem Eindruck des brachialen Polzeieinsatzes vom 7. Oktober und wollte Arnstadt zur nächsten Demonstration nicht verlassen. Also ließ er seine Frau allein nach Friesland fahren. Sie wurde übrigens an der Grenze stundenlang von den DDR-Grenzern festgehalten und akribisch gefilzt.
Effenberger suchte daheim nach Möglichkeiten, einen ähnlichen Polizeieinsatz wie am 7. Oktober künftig zu verhindern und die Stadtoberen von der Friedfertigkeit der Demonstranten zu überzeugen. Also fasste er einen schweren Entschluss und suchte den Kontakt zu Arnstadts Bürgermeister Bernd Markert.
Es war ein gefährliches Unterfangen. Er kannte Markert nicht und konnte deshalb nicht einschätzen, wie er reagieren würde. Gut möglich, dass dieser die Sicherheitsorgane verständigen und Effenberger noch im Rathaus verhaftet werden würde – schließlich war man noch immer auf der Suche nach Rädelsführern für die bisherigen Proteste. Deshalb bereitete er sich auf eine mögliche Hausdurchsuchung vor und schaffte alle potenziell belastenden Unterlagen aus der Wohnung. Außerdem formulierte er einen Aufruf zur Gewaltlosigkeit und machte sich am Freitag, dem 13. Oktober 1989 auf den Weg zum Markt. Vor dem Rathaus bekam er weiche Knie und musste sich hinsetzen. Aber dann fasste er sich ein Herz, ging hinein zum Pförtner, stellte sich als Vertreter des Neuen Forums vor und sagte, er wolle den Bürgermeister sprechen.
Natürlich musste er warten, angemeldet war er nicht. Aber schließlich empfing ihn Markert. Effenberger stellte sich auch ihm als Vertreter des Neuen Forums vor und schilderte sein Anliegen: Markert möge einen Aufruf in der Zeitung zur Gewaltfreiheit der geplanten Demonstration am nächsten Tag unterstützen. Der Bürgermeister ließ nicht erkennen, was er davon hielt. Er bat Effenberger nur, ihm etwas Zeit zu geben und draußen vor seinem Büro zu warten. Effenberger ging hinaus und sagte hinterher, dass ihm die Zeit des Wartens sehr, sehr lang vorgekommen war. Was passierte wohl jetzt? Verständigte Markert die Polizei – oder warum hatte er ihn rausgeschickt, ohne ihn wegzuschicken?
Bernd Markert erinnert sich, dass die Sache damals viel profaner war. Er habe Hochachtung vor Effenbergers Mut empfunden, aber er wollte zunächst die Realisierbarkeit seines Anliegens prüfen. Also rief er bei der Zeitung an und fragte, ob ein solcher Aufruf noch in der Samstags-Ausgabe unterzubringen wäre. Was er erfuhr, entsprach damaliger Praxis: Die Zeitung für Samstag war längst fertig. Für die Lokalausgaben war schon am Mittag des Vortags Redaktionsschluss, schließlich mussten die Seiten noch nach Erfurt gebracht und von vielen Verantwortlichen abgenickt werden. Also bat er Effenberger wieder herein und teilte ihm höflich, aber ohne Begründung mit, dass er ihm nicht helfen könne.
Arnd Effenberger verließ das Rathaus mit gemischten Gefühlen. Er hatte sich getraut, der Staatsmacht einen Dialog anzubieten und war nicht verhaftet worden. Der Bürgermeister wusste jetzt, mit wem er reden könnte, wenn er wollte. Aber er hatte es nicht geschafft, einen Aufruf zur Gewaltlosigkeit in die Öffentlichkeit zu bringen.
Dritter Versuch
Am 14. Oktober musste sich die kleine Gruppe des Arnstädter Neuen Forums aufteilen. In Arnstadt wurde wieder demonstriert, da wollte Arnd Effenberger unbedingt dabei sein. Aber in Berlin, das wusste er von Sebastian Pflugbeil, fand das erste Landestreffen des Neuen Forums statt, auf dem über die künftigen Strukturen und Aktionen beraten werden sollte. Also setzten sich Hans-Christian Köllmer und Horst Buddrus ins Auto und vertraten die Arnstädter in Berlin. Nach einer abenteuerlichen Verfolgungsfahrt – die Stasi war ihnen auf den Fersen – kamen sie auch tatsächlich am Versammlungsort, den Räumen der evangelischen Gruppierung „Kirche von Unten“, an und konnten die Sprecherräte auf Bezirks-, Regional- und Republikebene mitwählen.
Unterdessen erschien in Arnstadt die Lokalseite des „Volks“ mit Beiträgen wie „Wettbewerb um Wanderpokal Mister Gigant“ (es ging um Riesen-Kohlrabis) und „Die Wasseramsel ist ein Sonderling der Vogelwelt“, aber ohne Hinweis auf eine Demonstration am gleichen Tag, die ohne Gewalt bleiben sollte. Als Ersatz hatte Arnd Effenberger aber eine andere Variante gefunden: Er druckte über den PC eines Freundes zahlreiche Zettel mit der Botschaft „Seid friedlich und besonnen! Vermeidet Gewalt!“ aus, die er zur Jungen Gemeinde brachte. Den Kontakt hatte der junge Diakon Andreas Gerschel vermittelt. Am Nachmittag teilten die jungen Christen dann die Zettel unter den Demonstranten aus. „Natürlich wusste ich, dass von den Demonstranten keine Gewalt ausgehen würde“, schreibt Effenberger in seinen Erinnerungen, „aber diese Zettel waren ja eher für die Gegenseite gedacht“.
Etwa 200 Menschen versammelten sich am Nachmittag zwischen Rathaus und Bachkirche, als diese für ein Friedensgebet öffnete, zogen zunächst alle hinein. Nach den Erinnerungen von Arnd Effenberger kam am Kircheneingang der stellvertretende Bürgermeister Rainer Reise auf ihn zu und hatte drei wichtige Mitteilungen: Die beiden Inhaftierten vom 7. Oktober, darunter auch Beate Nagel, seien wieder frei, die Ordnungskräfte würden bei einem friedlichen Demonstrationsverlauf nicht eingreifen – und Bürgermeister Markert wäre bereit, außerhalb der Kirche mit den Demonstranten zu sprechen.
Effenberger nutzte das mittlerweile in der Kirche aufgebaute Mikrofon, um sich als Vertreter des Neuen Forums vorzustellen (mit Adresse und Telefonnummer) und den Anwesenden die drei positiven Neuigkeiten zu übermitteln. Daraufhin leerte sich die Kirche wieder – alle wollten auf den Rathausvorplatz.
Was dort gesprochen wurde, haben nur wenige verstanden, denn es gab keine Mikrofonanlage. Aber der Bürgermeister kam heraus und stellte sich neben Arnd Effenberger, den Mann vom Neuen Forum, den jetzt sogar jeder anrufen konnte. Etwa 50 Leute, sagt Effenberger, hätten das in den nächsten beiden Tagen getan. Es war keine Polizei zu sehen und es wurde vereinbart, dass man sich am Montag im Rathaus miteinander sprechen wollte. Was für ein Tag!
Danach
Am Montag, dem 16. Oktober 1989 fand tatsächlich das erste offizielle Gespräch zwischen Stadtführung und Opposition statt. Zwar empfing nicht der Bürgermeister, sondern sein Stellvertreter drei Vertreter des Neuen Forums im Rathaus, aber es war ja auch nur der Auftakt zu vielen Gesprächen, die in diesem Herbst geführt wurden. Es gab regelmäßige Demonstrationen, fast immer mit Arnd Effenberger an der Spitze. Das Arnstädter Neue Forum gründete sich offiziell in der Dorfkirche in Oberndorf (eine Arnstädter Kirche ward ihm dafür nicht aufgetan). Die Mauer fiel, die politische Landschaft änderte sich ständig, die Stimmung auch. Aber was am wichtigsten war: Nach diesem 14. Oktober war in Arnstadt die Angst verschwunden. Es gehörte kein Mut mehr dazu, sich öffentlich kritisch zu äußern, eine Meinung reichte. Und weil es viel mehr Meinungen gab als Mut, wurde es doch noch ein bunter Herbst.
Nur knapp vier Wochen waren vergangen, seit Günther Sattler die ersten Zeilen seines Gedichts zu Papier gebracht hatte. Nur eine Woche war es her, dass Beate Nagel ihren Spruch auf das Betttuch geschrieben hatte. Und nur einen Tag vor dem 14. Oktober hatte Arnd Effenberger noch nicht gewusst, ob er das Rathaus wieder als freier Mann verlassen würde. Doch alle drei haben das getan, was sie für richtig hielten und etwas in Gang gebracht, das niemand für möglich gehalten hatte.
Günther Sattlers Gedicht steht seit 2009 auf einem Denkmal auf dem Holzmarkt, aber ohne Verweis auf den Autor. Er selbst wollte nie im Mittelpunkt stehen und arbeitet heute für die Arnstädter Tafel. Beate Nagel wurde 2009 für ihren Mut mit der „Goldenen Henne“ ausgezeichnet und kümmert sich heute im Hintergrund weiter um die berühmte Familienbäckerei. Johanna Voigt-Hoffmüller saß ab 1990 für vier Jahre im Stadtrat und war noch bis ins hohe Alter als Ärztin für ihre Patienten da. 2023 wurde die damals 88Jährige für ihr politisches Wirken mit dem Verdienstkreuz am Bande des Bundesverdienstordens ausgezeichnet. Arnd Effenberger machte über die Wende hinaus Politik im Auftrag des Neuen Forums, er saß bis 2004 mit Unterbrechungen im Arnstädter Stadtrat, haderte aber zunehmend mit der Richtung, in die sich die Stadtpolitik entwickelte. 2021 starb er im Alter von 81 Jahren. Eine Ehrung seines Engagements im heißen Herbst 1989 gab es bisher nicht.
Quellen:
Viele Informationen habe ich dem Buch „Der Mut der Einzelnen“ von Jan Schönfelder (2009) entnommen, auch das Bild von Beate Nagel aus ihrer Stasi-Akte. Weitere Grundlagen sind Gespräche mit Günther Sattler, Beate Nagel, Johanna Voigt-Hoffmüller, Bernd Markert und Arnd Effenberger in den vergangenen Jahren sowie Arnd Effenbergers Erinnerungen, die seine Frau Karin zur Verfügung gestellt hat. Wegen der besseren Lesbarkeit habe ich auf Fußnoten und direkte Quellenangaben verzichtet.