Schwierige Marktlage

Kaum ein Arnstädter scheint sich auf die Marktsanierung zu freuen. Die einen betrauern  die alten Linden, die anderen sind überrascht, weil der Bismarckbrunnen einen mannshohen Zaun bekommt. Zu verhindern ist das Projekt aber nicht mehr, zu verändern wohl auch nicht. 

Widerstand gegen die Fällung von Linden auf dem Markt gibt es seit 15 Jahren, damals sehr erfolgreich, aber auf Kosten jeglicher Marktsanierung und zum Ärger aller Fans des Bismarckbrunnens, denn ihr bestes Stück sollte dort aufgestellt werden. Etwa 12 Jahre später gab es einen neuen Anlauf, wieder mit Bismarckbrunnen und (zunächst einigen) zu fällenden Linden. Es gab erstaunlich wenige Proteste, selbst, als ein Jahr später feststand, dass die Stadtverwaltung alle Linden auf dem Markt fällen und durch neue ersetzen will.  Mein Eindruck damals: Die Mehrheit der Arnstädter ist für den Bismarckbrunnen auf dem Markt, auch wenn dafür die Linden fallen müssen. Im Stadtrat gab es (außerhalb der Bürgerfragestunden) kaum ein kritisches Wort zum Projekt und die Stadt gab eine klare Argumentationslinie aus: Die alten Bäume würden es sowieso nicht mehr lange machen, mit neuen hingegen würde man sehr, sehr, lange glücklich sein.

Ich bin kein Baum-Experte, vermute aber, vor zwei Jahren hätte man mit einer Kompromisslösung einige Linden retten können, wenn sich genügend Arnstädter (auch im Stadtrat) dafür stark gemacht hätten. Aber mittlerweile ist die Planung weit fortgeschritten und der Förderscheck des Landes dafür übergeben, dass alles so kommt, wie geplant – also ohne die stolzen alten Linden. Wer jetzt dafür eintritt, alles noch einmal zu ändern, verhindert die Marktsanierung erneut auf lange Zeit und damit die Wiederaufstellung des Bismarck-Brunnens.

Aber wie soll der Brunnen auf dem Markt eigentlich aussehen?

Die Arnstädter Stadtverwaltung rühmt sich zwar, das Projekt mit reichlich Bürgerbeteiligung durchzuführen. Diese beschränkte sich aber bisher weitgehend darauf, Wünsche und Proteste zur Kenntnis zu nehmen, ohne etwas zu ändern. Wie der Markt nach der Sanierung aussehen soll, zeigt die Stadt ihren Bürgern aber nicht. Auch in der jüngsten Veröffentlichung zum Thema  gibt es eine Abbildung, die man bestenfalls als irreführend bezeichnen kann:

An diesem Phantombild stimmt eigentlich nur die Fassade der Tourist-Information und wahrscheinlich das Pflaster, sonst nichts. Die neuen Linden sind so hoch wie die alten, was wohl erst in Jahrzehnten so sein wird. Und der Bismarckbrunnen? Ist in Wirklichkeit viel höher als auf dem Bild. Wenn man den Mann auf dem Bild (mit Kindern daneben) als Maßstab nimmt, scheint der Brunnen etwa doppelt so hoch, bei einem 1,80-Meter-Mann also etwa 3,20 m. Zur Wirklichkeit fehlen zwei Meter, der Brunnen ist 5,20 Meter hoch und – wird eingezäunt!

Das ist in der Veröffentlichung erst weiter unten zu erkennen, der Brunnen erhält einen 1,80 Meter hohen Zaun, wohl als Schutz gegen Buntmetall-Diebe. Das dürfte die Fans des Brunnens kaum freuen, hofften sie doch auf einen ähnlich barrierefreien Brunnenblick wie damals nach seiner Aufstellung zwischen Rathaus und Galerie. Fotos vom Brunnen ohne Zaun kann wohl nur machen, wer so groß ist wie der Bürgermeister oder einen Handy-Stick dabei hat. Oder noch besser eine Drohne. 

Was kann man aus der jüngsten Veröffentlichung über die Marktsanierung noch erkennen? 

Es wird neue Lampen geben, mit Schmuckelementen für Weihnachten, neues Pflaster, neue Bänke und Fahrradständer. Ein weiterer Brunnen mit benachbartem Trinkbrunnen soll auf der Galerie-Seite des Marktes entstehen. Er sieht aus wie der auf dem Theaterplatz. Dann ist da noch von einem Stadtrelief und von Metallplatten die Rede, die Höhepunkte der Stadtgeschichte darstellen sollen. Was sie zeigen, wo sie hinkommen, wer sie gestaltet  – das alles erfährt man nicht. 

Kürzlich las ich in einer Architekturkritik über Bausünden im Nachwende-Berlin einen Satz: „Alles wirkt korrekt, funktional, zeitgemäß, whatever- aber nichts davon berührt.“

Hoffentlich müssen wir uns diesen Satz nicht für den Arnstädter Markt merken.

Ältere Beiträge zur Marktsanierung:

Bäume, Bach und Bismarck (2010)
Platz da (2022)
Mein Markt – ein Abgesang (2023)

Ein Gedanke zu „Schwierige Marktlage“

  1. Ich bin zu 100 % gegen das Fällen der Bäume.Sie sind die grüne Lunge der Stadt.Selbst neu gepflanzte Bäume können sie nicht ersetzen,sie gehören einfach zum Markt!

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