Vor vielen Jahren hab ich mal was darüber geschrieben, dass der damalige Landrat Benno Kaufhold ganz schön oft im Amtsblatt des Ilmkreises abgebildet war. Daran musste ich denken, als ich jetzt die aktuelle Amtsblatt-Ausgabe durchgeblättert hatte.
Lesen bildet. So erfährt man aus dem jüngsten Amtsblatt des Ilmkreises zum Beispiel, dass für das Krötentragen und -zählen im Meyersgrund wieder Freiwillige gesucht werden oder dass die Volkshochschule in Ilmenau einen Kurs „SuperMAMAfitness-Bauch-BeutelPo“ für 84 Euro anbietet. Im Jugendamt findet eine „Methodenschulung zum vielfaltspädagogischen Regenbogenkoffer“ statt, die nur fünf Euro kostet. Ist das nicht der Hammer? Ganz umsonst sogar bekommt man den Tipp, dass in der Mülltonnen festgefrorene Abfälle vorsichtig mit einem Spaten gelöst werden sollten und erfährt nebenbei auch, dass die bisherige Genehmigungspflicht für Tiergehege durch eine Anzeigepflicht ersetzt worden ist.
Alles Dinge, von denen ich vorher keine Ahnung hatte. Oder wussten Sie, dass die aktuelle Meldepflicht für in Auslauf- oder Freilufthaltung lebende Schweine auch für Minipigs gilt? Ohne das Amtsblatt hätte ich wohl nie erfahren, dass es überhaupt Minipigs gibt. Es sind, wie mir ein einschlägiges Portal versichert, kleine Schweine, die sich als Haustiere zunehmender Beliebtheit erfreuen und bis zu 100 Kilogramm schwer werden können. Das ideale Kuscheltier zum Einschlafen also. Aber bitte vorher das Veterinäramt informieren! Dazu passt übrigens gut die Veranstaltung in der Stadt- und Kreisbibliothek: „Ich töte, was ich liebe“. Steht alles im Amtsblatt.
Darin erfährt man auch, für welche erhebenden Tätigkeiten im Landratsamt neue Mitarbeiter gesucht werden. Zum Beispiel die eines „Erhebungsstellenleiters“ und eines „Erhebungsstellenmitarbeiters“. Man kann aber auch als Müllpressenbediener, Arzt im Gesundheitsamt oder Justitiar anfangen, alles „m/w/d“ natürlich.
Als „Landrat (m/w/d)“ kann man sich derzeit nicht bewerben. Aber was Amtsinhaberin Petra Enders den ganzen Tag so macht, erfährt man im Anzeigenteil des Amtsblattes, im Jahresrückblick 2019. Dort sind die Höhepunkte des Jahres noch einmal aufgelistet: Petra Enders im Krankenhaus (zum Glück nur zu Besuch), Petra Enders auf der Mitfahrbank, beim Naturschutzbeirat, beim Besuch des Ministerpräsidenten und bei Fördermittel-und Briefübergaben. Und so gut wie immer mit Bild. Mal Scheck- oder Tüten-haltend, mal schreibend, mal hinter einem Fahrrad. Überwiegend in Schwarz, gelegentlich mit rotem Jäckchen. Und immer lächelnd.
Insgesamt 15 Fotos mit der Landrätin habe ich gezählt. Wobei die Sache nicht immer einfach war: Auf den ersten Blick sah die „Legende des Wintersports“ auf Seite 38 wie unsere Landrätin aus. Aber es war dann doch Katarina Witt. Und bei den Wimmelbildern mit Hüpfburg auf Seite 41 musste ich eine Lupe zu Hilfe nehmen, um sicherzugehen, dass Petra Enders nicht darauf zu sehen ist. Aus dem Text geht aber des Rätsels Lösung hervor: Sie hatte diesen Termin beim Pflegeelterntreffen ihrem Beigeordneten überlassen.
15 Chef-Bilder in einem Amtsblatt. In einer Ausgabe von 2008, über die ich einst geschrieben habe, waren vom damaligen Landrat Benno Kaufhold nur zehn Fotos zu sehen. Man sollte eben steigerungsfähig bleiben. Und immer im Bilde.
Das Amtsblatt des Ilmkreises kann man auch online hier nachlesen.