Die jungen Alten

25 Jahre sind für eine Band kein Alter, wenn man an Kapellen wie die „Rolling Stones“ denkt. Trotzdem ist das 25.  Jubiläum der „Dixie-Syncopaters“ etwas Besonderes. Denn einige der Mitglieder machten schon Musik, als die Stones noch an den Weihnachtsmann glaubten. 

Gerd Walther am Mikrofon.

Als Mick Jagger gerade einmal zehn Jahre alt war, spielte  Gerd Walther schon in seiner ersten Band. Sie hieß „Caballeros Mexicanos“, später wurden die „Arnstädter Tanzrhythmiker“ daraus, dann kamen die „Teddys“. Es folgten zahllose musikalische Stationen, manchmal spielte Gerd auch in mehreren Bands gleichzeitig. Eigentlich ging das nahtlos so weiter bis zur Wende. Dann verschwanden langsam alle Bands, mit denen er gespielt hatte.  Aber er hatte keine Lust, aufzuhören. Und es ging ihm nicht alleine so. 

Klaus Henniger am Sousaphon.

Klaus Henniger ist auch so einer, den schon früh jeder in der Arnstädter Musikszene kannte, ein gefragter Multiinstrumentalist und Entertainer.  Oder der Posaunist Jochen Westergerling. Also gründeten sie 1997 kurzerhand eine Band namens „Dixie Syncopaters“ und holten sich noch Ronald Petrasch mit ins Boot, den mit dem Reha-Service und der Trompete. Dazu kamen immer mal wieder wechselnde Schlagzeug- Banjo- und Waschbrettspieler, insgesamt 36 Musiker haben in den vergangenen 25 Jahren mal bei den Syncopaters mitgemacht. 

Von links: Jochen Westergerling, Gerd Walther, Ronald Petrasch, Ulli Bamberger, Thomas Krannich. Schlagzeuger Jens Nordhaus und Klaus Henniger sind leider verdeckt.

 

Ihre Musik war und ist der Dixieland, quasi die Stimmungsmusik von Leuten mit Abitur. Eine sehr zeitgemäße Richtung, die CO²-Bilanz ist praktisch null, ein Blechblasinstrument hat keinen Stecker. Und mit der Luft, die unten (oder beim Sousaphon oben) rauskommt, lässt sich sogar noch ein Windrad betreiben.  Außerdem könnte Dixieland als Vorbild für Koalitionen auf Bundes-und Landesebene dienen: Es dürfen durchaus auch mal alle durcheinander spielen, wenn man nur im Harmonieschema bleibt. 

Dieser Devise bleiben die Syncopaters nun schon 26 Jahre treu. Sie spielten auf Festivals, auf Hochzeiten oder auch immer wieder beim Arnstädter Jazz-Weekend der IG Jazz, der sie sich besonders verbunden fühlen.  Nur in den vergangenen Corona-Jahren spielten sie nicht. Und deshalb hat es auch etwas länger gedauert bis zum Jubiläumskonzert zum 25. Geburtstag am vergangenen Freitag im Münzkeller des Prinzenhofs.

Lothar Zeuner (r.) mit Enkel Lorenzo Zeuner.

Lothar Zeuner, ehemaliger Chefarzt an den  Ilm-Kreis-Kliniken und langjähriger Begleiter der Band, leistete wesentlichen organisatorischen Beistand und erstellte gemeinsam mit seinem Enkel Lorenzo eine Präsentation der Höhepunkte. Familie Petrasch zauberte mit Unterstützung ein Dixie-gemäßes Catering. Es kamen zahlreiche Freunde zum Gratulieren und Musizieren. So brachte Daniel Siegmund, der als Teenager seinen ersten richtigen Auftritt am Banjo bei den „Dixieland Syncopaters“ absolvierte, gleich seine ganze aktuelle Band aus Jena mit: die „Besen Street Boys“.  Ein Standard jagte den anderen, es wurde reichlich gejamt und improvisiert – und zwischendurch viel gelacht und in alten Geschichten gewühlt.

Ronald Petrasch und Gerd Walther.

Ein mehr als gelungener Abend, nur mit dem Zeitplan kam man irgendwie nicht zurecht. Weil einige der Herren ja nicht mehr die jüngsten sind, begann das Jubiläumskonzert schon um 17 Uhr und sollte etwa anderthalb Stunden dauern, damit alle wieder daheim sind, wenn es dunkel wird. Am Ende wurden es allerdings über fünf (!) Stunden. 

Die jungen Alten haben es eben immer noch drauf. 

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