Ruhige Marktdebatte

Gestern fand wieder einmal ein Bürgerabend zur bevorstehenden Marktsanierung statt. Das Ergebnis stand schon vorher fest: Es wird so gebaut wie von der Stadt geplant. Aber die Bürger konnten Fragen stellen und bekamen Antworten.

Wer war da?
Viele interessierte Arnstädter, der Rathaussaal war voll. Dazu fast die gesamte Stadtspitze einschließlich Bürgermeister, zahlreiche Stadträte und Experten. Um unliebsamen Überraschungen vorzubeugen, hatte die Stadtverwaltung sogar eine Mediatorin eingeladen, die durch den Abend führte. Aber es blieb alles ruhig.

Gab es Überraschungen? 
Für mich zwei:
1. dass der Neumarkt (das ist der Platz vor der Bachkirche) gar nicht Bestandteil der Marktsanierung ist, sondern erst irgendwann hinterher drankommt. Es fiel die Jahreszahl „2028“, das würde bedeuten, dass der Marktbereich für die nächsten fünf Jahre irgendwie Baustelle wäre. Keine schönen Aussichten.
2. welcher Aufwand getrieben wird, um den Bismarck-Brunnen zum Laufen zu bringen: Unter dem Brunnen wird eine Brunnenstube (Höhe: 2,5 m, Länge 7,2 m) und eine Zisterne gebaut. Um den Brunnen herum ein zusätzlicher Wassergraben und ein Zaun die Skulptur vor Vandalismus und Diebstahl schützen. Der Zaun fällt allerdings mit 90 Zentimetern nur halb so hoch aus wie im vergangenen Entwurf.

Screenshot aus der aktuellen Präsentation

Was wurde zum Schicksal der jetzigen Linden gesagt?
Dass sie keine Chance haben. Ihr Wurzelwerk würde durch die notwendigen Bauarbeiten so geschädigt, dass die ohnehin begrenzte Lebensdauer weiter verkürzt würde. Deshalb sollen alle gefällt und durch eine Lindenart ersetzt werden, die besser mit dem Klima klarkommt. 

Was wird neu auf dem Markt, was bleibt? 
Von dem, was man kennt, bleibt eigentlich nur das Bachdenkmal an seinem Platz und so, wie es ist. Die neuen Lampen sollen aussehen wie die alten und auch am selben Platz bleiben. Alles andere, vom Pflaster über die Bänke bis zum Grün, wird neu gemacht.

Was wurden für Fragen gestellt? 
Natürlich viele zu den Linden, ob wenigstens einige bleiben oder später ersetzt werden könnten. Die Antwort: Im Prinzip könnte man das machen, es würde aber teurer und würde nicht zu dem gewünschten Erfolg führen, weil die durch den Bau zusätzlich geschädigten Altbäume relativ schnell sterben würden.  Ob man nicht Platanen statt neuer Linden pflanzen könne, weil die schneller mehr Schatten spenden würden, war auch eine Frage, die aber verworfen wurde: Platanen seien „Problembäume“. Gefragt wurde auch nach den Betriebskosten der neuen Brunnen- und Wasseranlagen. Antwort: Sie seien niedriger als bisher, weil die neue Technik effektiver sei. Ansonsten gab es auch Statements für oder gegen die geplante Art der Sanierung. 

Was wurde nicht geklärt?
Alles, was mit dem direkten Bauablauf zu tun hat, wurde ausgespart, es hat aber auch niemand danach gefragt. Wann die Bäume gefällt werden, wann es auf dem Markt richtig losgeht, wie das mit der Erreichbarkeit für Anwohner und Gäste der Cafes und Läden wird und wann das Großprojekt fertig werden soll, blieb gestern offen und wird wohl in einer weiteren Veranstaltung Thema sein. Der Stadtsprecher antwortete am Rande der Veranstaltung auf die Frage nach dem Beginn der Sanierung: „Im Frühjahr“. 

Die gesamte aktualisierte Präsentation der Stadtverwaltungen finden Sie hier.

Anmerkung: In der ersten Fassung dieses Beitrags war von einer „riesigen Brunnenstube“ unter dem Bismarckbrunnen die Rede. Diesen Eindruck hatte ich während des Bürgerabends durch die gezeigten Bilder gewonnen. In der veröffentlichten Präsentation durch die Stadtverwaltung sind nun Maße angegeben, die diese Formulierung nicht mehr rechtfertigen. Ich habe sie deshalb gestrichen, finde aber 7,2 x 2,4 x 2,5 Meter immer noch beachtlich für eine Brunnenstube.

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3 Gedanken zu „Ruhige Marktdebatte“

  1. Danke für den Bericht. Ich war zeitgleich im Erfurter Rathaus beruflich gebunden.
    Die Sanierung zum jetzigen Zeitpunkt wäre so zwingend nicht. Der Zugewinn für die Marktplatznutzung ist überschaubar. Der Untermarkt, der Ried, der Wollmarkt oder der Bahnhofsvorplatz wären bedeutsamer gewesen. Erst danach hätte am sich dem Marktplatz zuwenden können. Und laut Baumgutachter wären dann auch alle Marktbäume „gestorben“ 😎.

  2. Hach ja, der Markt wird ja zur ewigen Baustelle 2028! Gut, dass die Bäume gleich weghelirt werden, sonst wären die doch in Gefahr, wie die Lindis. Klingt nach einer perfekten Lösung: Altes ersetzen durch Nichts-Neues (Bachdenkmal, Lampen), und alles andere durch Neues, das aber vielleicht doch alles andere ist. Manchmal wünschte man sich doch, die Stadt würde mal was Schönes bewahren, statt ständig umzupflanzen und umzubauen. Oder zumindest eine klare Zeitplanung, damit man weiß, wann man den Markt zum nächsten Mal ohne Erdaushub nutzen kann. Aber hey, was soll man machen, die Jahreszahl 2028 klingt ja nach einer Periode der ewigen Baustellennähe. Langsam wird das zum permanenten „Projekt.

  3. Ich weiß nicht, ob dieser Kommentar von einem menschlichen Wesen stammt. Aber wenn ja, hat es meinen Schnellcheck nicht so ganz verstanden.

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