Es ist schwer, irgendetwas an diesem Bach-Advent hervorzuheben. Es war einfach nicht möglich, alle Angebote des Wochenendes wahrzunehmen. Und es wäre es auch ungerecht, denn es waren zu viele Leute, Organisationen, Firmen und Vereine am Gelingen beteiligt. Was alle an dem Projekt einte, war Spaß, verbunden mit einer großen Portion Gelassenheit, ohne die man die Menschen-Invasionen in den heimischen vier Wänden wohl nicht ertragen hätte. Aber es schwang auch berechtigter Stolz mit. Denn diesen Bach-Advent macht Arnstadt so schnell keiner nach.
Eines ragte doch heraus, im wörtlichen Sinne: Die bestrickten Poller in der gesamten Innenstadt. Die Idee stammt aus dem kleinen Kreis der Initiatoren, gestrickt haben am Ende viele Frauen aus dem Frauen- und Familienverein. Und diese lustigen Bommel-Skulpuren regten nicht nur zum Lächeln an, sondern setzten auch die eigentliche Botschaft des Bach-Advents in ein Bild um, das haften bleibt: Wir machen was aus unserer Stadt. Und die, die hier leben, haben dazu genug Ideen und können sie auch am besten umsetzen.
Es sind nur sechs Leute, die den harten Kern des Unternehmens bilden. „Stadtkern“ nennt sich der Verein unter Vorsitz von Christoph Hodgson, dem Ilka Siegmund, Andreas Hirsch, Helga Marz sowie Peter und Birgit Frenzel angehören. Und dennoch ist die Liste der Namen, die für das Gelingen auch dieses zweiten Bach-Advents stehen, unendlich lang.
Die Leute vom Oberkirchenverein, aus der Musikschule, der Kirchgemeinde und aus vielen Vereinen, die dann wiederum mit Partnern und Firmen ihre eigenen kleinen Höhepunkte organisierten. Und natürlich die Besitzer der mittlerweise 20 Häuser und Höfe, die mit viel Liebe und noch mehr Ideen als Gastgeber mehr als nur dieses ganze Wochenende opferten, um wildfremden Leuten einen stimmungsvollen Adventsbeginn zu bescheren. Wer sich ständig über soziale Kälte oder fehlendes bürgerschaftliches Engagement beschwert, der hat diesen Bach-Advent nicht erlebt.
Dabei ist die Veranstaltung nur eine konsequente Fortschreibung bestehender Strukturen. Es gibt seit langem „Künste in Haus und Hof“ in Arnstadt und es gab den Kunst- und Handwerkermarkt in der Oberkirche auch schon früher. Aber daraus eine Weihnachts- Erfolgsgeschichte zu machen, war die Idee von Jan Kobel und Judith Rüber, der Stadtkern-Verein hat sie zum erfolgreichen Gemeinschaftsprojekt weiterentwickelt.
In der „Kulturetage“ der Familie Kobel am Pfarrhof gab es diesmal übrigens eine besondere Überraschung: Eine ehemalige Arbeiterin aus der Möllerschen Handschuhfabrik nähte an einer alten Maschine aus der Firma Handschuhe. Eine tolle Idee mit echtem Advents-Gänsehaut- Faktor, der man nicht anmerkt, wieviel Vorbereitungsarbeit dahintersteckt. Das galt für viele Ideen des Wochenendes, auch für das Hauptkonzert am Samstag in der Bachkirche. Zu „Unplugged“, wiederum der bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen Mädchen Paula gewidmet, kamen einschließlich der „Publik Viewer“ vor der Kirche wohl an die 1000 Leute. Nicht zu großen Stars, sondern zu handwerklich perfekten Thüringer Rock- und Popmusikern, denen man den Spaß am Projekt bei jedem Titel anmerkte.
Auch in der Oberkirche und in manchen Höfen und Korridoren ging es manchmal eng zu. Und einige Konzerte mussten in größere Räume verlegt werden, so groß war das Interesse. Aber Gedrängel war zum Glück die Ausnahme. Fast ist zu hoffen, dass es sich nicht allzu sehr herumspricht, welche Perle da in Arnstadt als Alternative zu den Drängel-Weihnachtsmarkten herangewachsen ist. Denn dass dieser Bach-Advent etwas Großartiges ist, darüber waren sich wohl fast alle Besucher einig. Selbstgemachtes schmeckt am besten. Vor allem, wenn es auch noch gut ist.
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