Das Arnstädter Fundbüro hat wieder Sachen versteigert, die abgegeben, aber offenbar von niemandem vermisst wurden. Bei manchen Dingen kann man sich vorstellen warum. bei anderen fällt es schwerer.
Nummer zwei ist ein Ehering mit Gravur. Das Datum der Eheschließung steht auf der Innenseite und „Auf ewig Dein“. Die Ewigkeit soll laut Gravur 2010 begonnen haben und endete irgendwann im Arnstädter Fundbüro . Wohl kaum aus Versehen, denn falls Interesse an der Fortführung der Ewigkeit bestanden hätte, wäre das gute Stück gestern nicht im Rathaussaal unter den Hammer gekommen. Zunächst ohne Erfolg, es fand sich niemand, der den Ring haben wollte.
Anders als bei dem Rollkoffer mit Heckenschere. Man hofft natürlich inständig, das Gartengerät möge nichts mit dem Finger zu tun gehabt haben, der einst den Ehering auf ewig zu tragen hoffte. Aber da gleichzeitig auch noch ein Rollkoffer mit Kettensäge im Angebot war, macht man sich schon seine Gedanken. Wer lässt denn sowas einfach stehen oder liegen? Oder wollte das einer loswerden? Ich gucke ja diese Sendungen nicht, wo alte ungelöste Kriminalfälle aus der Region nochmal für die interessierte Öffentlichkeit aufgewärmt werden, aber man sollte vielleicht mal schauen, ob da mal was mit Kettensäge und Heckenschere im Raum Arnstadt war.
22 und 25 Euro brachten die beiden Koffer in der Versteigerung, Wenn man bedenkt, dass auch noch Wäscheleinen drin waren, fürwahr ein Schnäppchen. Ob Kettensäge und Heckenschere noch funktionstüchtig waren, ist nicht bekannt.
Bei Handys kann man sich noch am ehesten vorstellen, warum sie im Fundbüro landen. So ein gutes Stück ist ja heutzutage praktisch schon veraltet, wenn man nach dem Kauf die Verpackung öffnet. Und wenn dann auch noch ne Prepaid-Karte drin war, ist der Verlust tatsächlich zu verschmerzen. Man sollte aber vorher die Nacktfotos löschen und hinterher das Facebook-Kennwort ändern. Und so konnte man bei der Versteigerung schon für einen Euro ein Samsung Smartphone bekommen. Selbst das Galaxy S III, das auch heutzutage noch um die 170 Euro kostet, gabs schon für 20 Euro.
Was die Leute aber auch alles liegenlassen. Eine Sporttasche mit Adidas-Klamotten und -Schuhen in relativ kleinen Größen kann eigentlich nur jemandem gehört haben, dessen Eltern nicht groß fragen, wenn sowas weg ist. Oder der Adidas nicht mehr mochte, weil plötzlich eine andere Marke angesagt war. Für 26 Euro fand die Tasche einen neuen Besitzer.
Rätsel gab ein Fund auf, der aus 3 CDs bestand. Eine hieß „Frohes Fest“, eine war irgendwie gregoriansch (ich fürchte allerdings, es war der aktuelle Zeitgeist-Abklatsch) und eine dritte von Yehudi Menuhin. An der Aussprache dieses Namens erkannte man, dass der Versteigerer von diesem Menschen noch nie gehört hatte. Die Zusammenstellung, die entweder von hoher Toleranz oder tiefer Unentschlossenheit zeugt, fand immerhin einen Käufer. Wenn auch nur für einen Euro.
Das größte Interesse galt natürlich den Fahrrädern,. die reichlich vorhanden waren. Über 50 waren im Angebot. Zwar war bei manchen die Kette locker und bei anderen der Sattel abgeschraubt, aber sie machten allesamt einen guten Eindruck. Warum man solche teils recht teuren Stücke so einfach „verlieren“ kann, will mir nicht in den Kopf. Alkohol kann auch nicht alles erklären.
Den Leuten bei der Versteigerung hats gefallen. Ein Fahrrad ab 12 Euro – wo gibts das sonst schon noch? Und am Ende, als aus den übriggebliebenen Stücken noch Pakete zum Supersonderschnäppchenangebot geschnürt wurden, ging auch noch der Ehering mit der Gravur mit weg. Nun ist endgültig Schluss mit der Ewigkeit. Bis zur nächsten Ehe. Oder bis zur nächsten Versteigerung.