Sie spielten die aktuellen Songs von Jimi Hendrix und mussten sich schon bald wieder trennen. Aber die drei Musiker der „Club-Band“ prägten auch nach ihrer gemeinsamen Zeit noch viele Jahre nicht nur die Arnstädter Musikszene – eigentlich bis heute.
1970 wurde die umfangreiche Sanierung der Fernverkehrsstraße Richtung Plaue nach einem Erdrutsch am Ritterstein-Felsen abgeschlossen. Das Selbstbedienungsladen „Center“ unter den Kolonnaden in der Erfurter Straße und der Neubau der POS VII (heute Melissantes-Gymnasium) wurden eingeweiht. Aber 1970 war auch das Jahr, nachdem die „Tropics“ und „Alpha Centauri“ aufgehört hatten. Die Mehrzahl der Musiker war in alle Winde verstreut, aber von beiden Bands waren die Bassgitarristen in Arnstadt geblieben: Klaus Maiwald und Klaus Müller. Sie kannten sich gut aus dem gemeinsamen Probendomizil, dem Jugendklubhaus, und taten sich mit dem unbekannten jungen Gitarristen Uli Faßhauer zusammen, der sich von „Egon“ Kenner, dem letzten Tropics-Gitarristen, viele Riffs und Solos abgeschaut hatte. Aber zwei Bassisten und ein Gitarrist – das ergab keine Band. Also wechselte Klaus Müller das Instrument. „Ich hatte schon vorher einem älteren Arnstädter Musiker ein Schlagzeug abgekauft, weil das so geil klang“, sagt Müller, „und hab dann zuhause geübt“.
Als Band vom Jugendklubhaus nannten sie sich „Club-Band“ und spielten in der Besetzung Uli Faßhauer (Gitarre), Klaus Maiwald (Bass) und Klaus Müller (Schlagzeug, Gesang). Ein Trio, so wie „The Jimi Hendrix Experience”. Kurz nach dessen Tod 1970 war der Hendrix-Hype auf dem Höhepunkt, so traf die Club-Band mit ihren zahlreichen Hendrix-Titeln genau den Nerv des Publikums. Dazu gab es aktuelle Hits und auf die Besetzung zugeschnittene Versionen von Klassikern wie “Proud Mary”.
Die drei Musiker spielten allerdings nur ein gutes Jahr zusammen, am 1. Mai 1971 musste Klaus Müller zur Armee. Das Problem war: Am diesem Abend sollte die Club-Band im Garten des Jugendklubhauses zum Tanz spielen. Woher sollte man in der Kürze der Zeit einen neuen Schlagzeuger hernehmen? “Wir wussten, dass Hartmut May, der ehemalige Tropics-Schlagzeuger, an diesem Tag von der Armee wiederkam”, erzählt Klaus Maiwald. “Den haben wir morgens vom Bahnhof abgeholt und ihm eröffnet, dass er abends bei uns spielen muss.” Die Mugge stand zwar unter keinem guten Stern, weil es sehr kalt war an diesem 1. Mai, aber musikalisch soll es keine Klagen gegeben haben….
Für relativ kurze Zeit spielten auch Harald Stangel (Gitarre, Gesang, Flöte, Saxofon, ehemals Eins plus fünf) und Uwe Linke (Klavier) in der Band mit, die sich dann “Die Pythons” nannte. Dann musste auch Uli Faßhauer zur Armee – und die Band löste sich auf.
Die Geschichte der Club-Band war nur kurz. Aber alle drei Musiker haben die Musikszene der Region weiter entscheidend mitgeprägt. Als Klaus Müller von der Armee wiederkam, stieg er erneut beim Chema-Quintett ein. Schon während er Schlagzeuger bei der Club-Band war, hatte er in dieser Gruppe Gitarre gespielt, sein drittes Instrument in seiner dritten Band. “Wir hatten vom Bluesrock bis zum Schlager alles drauf und haben auch Programmbegleitung für das Chema-Ensemble gemacht”, erzählt er. Wegen der großen Bandbreite im Repertoire nannte sich die Band später “Kontrast”.
Die nächste Folge wird zeigen, dass damit die Karriere des Klaus “Müllus” Müller noch lange nicht auf ihrem Höhepunkt war. Und noch heute erfreut Müller als “Klaus live” sein mit ihm älter gewordenes Publikum – und hat auch unter den jungen Leuten Fans.
Uli Faßhauer ging nach der Armeezeit zu Blues Vital nach Gotha und wechselte dann zu Universum nach Erfurt. Weitere Stationen des begabten Gitarristen waren unter anderem “Rockestra” (mit Musikern von “Pasch” und “Westend”), die Band “Opus” (eine Fusion aus Mitgliedern der Jürgen-Kerth-Formation, der Band von Petra Zieger sowie “Bromm Oss“ und “Onkel Tom”) und die Drei-Mann-Formation “Just do it”. Heute ist er als “Faßhauer & Band” mal solo, mal mit Kollegen zu erleben. Und einige der Hendrix-Titel aus der Zeit bei der Club-Band sind noch immer im Programm.
Klaus Maiwald spielte später bei “Eddys Combo”, einer Formation von Berufsmusikern, die zum Beispiel regelmäßig im Bahnhofscafe zum Tanz spielten. Dann wechselte er zu “Caravan” nach Kleinhettstedt und spielte schließlich 18 Jahre lang Bass bei den “Blue Dogs”. Direkt nach der Zeit bei der “Club-Band” aber folgte er zunächst dem Ruf einer Band aus Gossel, die dringend einen Bassisten suchte: Die “Torinos”. Auch wenn diesen Namen heute kaum noch einer kennt, bestimmten die Musiker um Jürgen Graf 15 Jahre lang das musikalische Niveau der Arnstädter Tanzmusikszene. Aber das ist schon die nächste Band-Geschichte.
Tonbandmitschnitt der Club-Band:
Proud Mary (CCR)