Seit einiger Zeit brauchen Autofahrer zwischen Arnstadt und Ichtershausen wieder mal viel Geduld. Die Landstraße ist halbseitig gesperrt, der Verkehr wird über eine Ampel geregelt. Aber warum? Und was wird da eigentlich gebaut?
Malerisch kuschelt sich der rot-weiße Bauzaun an das ebenfalls rot-weiße Verbotsschild: Für Radfahrer verboten. Radfahrer sind allerdings diejenigen, die sich am wenigsten an dieser Sperrung stören. Sie fahren einfach auf die Straße, eine Fahrbahn ist für sie reserviert. Die Autos aus beiden Richtungen müssen sich ampelgebremst die andere Fahrbahn teilen.
Es fahren aber kaum Fahrradfahrer entlang der Landstraße L 3004. Der Gera-Radweg ist nicht weit – und der Fahrradweg an der Landstraße hört bald auf, nachdem Ichtershausen angefangen hat.
Entsteht hier ein weiterer Ort der Entschleunigung, wie ihn der gehetzte Eingeborene schon am Opel-Kreisel oder der Jahrhundertbaustelle in der Ichtershäuser Straße erleben durfte? Einiges deutet darauf hin. Private Missionare haben schon damit begonnen, die wartenden Autofahrer mit Bibelsprüchen zu trösten. Dieser ist wohl von Timotheus, der aber nichts mit dem dramatischen Gedicht Schillers zu tun hat. Außerdem gibt es dort an der Kiesgrube gar keine Kraniche, sondern nur Schwäne, wovon ein nahe der Baustelle kunstvoll ins Herbstlaub drapiertes Verkehrsschild kündet. Es könnte also durchaus sein, dass die Straßensperrung aus Tierliebe vollzogen wurde. Zwischen den Ampelphasen hätte jede Schwanenfamilie genügend Zeit, die Fahrbahn zu überqueren.
Dagegen spricht, dass ein Bonsai-Bagger einen kleinen Graben entlang des Radwegs aushebt. Es muss hier wohl doch etwas Neues entstehen. Eine U-Bahn für Maulwürfe vielleicht? Oder ein Krötentunnel, damit die Kröten aus der Ichtershäuser Amtskasse im Falle einer Eingemeindung schneller nach Arnstadt gelangen können?
Wohl eher nicht. Gerade sieht es eher danach aus, dass sich das Amt Wachsen-Trutzburg um Kirchheim vergrößern darf und damit aller Welt klarmacht, dass Arnstadt es mal kann. Und damit ist nicht Eingemeinden gemeint.
So ist die mysteriöse Wanderbaustelle wohl eher eine Warnung der nördlichen Nachbarn an die Arnstädter: Bei uns kommt Ihr nicht so einfach durch. Nicht mal mit dem Auto. Denn auch der andere Weg der Arnstädter nach Norden, der über Thörey, ist gerade ziemlich umleitungsgebeutelt. Kein Wunder, auch Thörey gehört zum Amt Wachsenburg. Der Arnstädter hat landstraßenmäßig derzeit nur eine Chance, am Amt Wachsenburg vorbei nach Erfurt zu kommen: Über Kirchheim.
Aber nicht mehr lange.