Horst Höhne ist in Arnstadt bekannt wie ein bunter Hund. Er hat die Stadtpolitik maßgeblich mitgestaltet, war ein begnadeter Vermittler und seine verschmitzte Art musste man einfach mögen. Nun ist er im Alter von 80 Jahren gestorben.
Niemand war wohl so viel Arnstadt wie Horst Höhne. Er duzte sich mit fast allen und klüngelte auch mal gern herum, wenn es der Sache diente. Aber trotzdem bewahrte er sich immer diese freundliche Distanz, die es möglich macht, Dinge von einer anderen Seite zu betrachten. Und vor allem hatte er genug Humor für einen ganzen Stadtrat. „Es ist ja auch genug von mir da“, pflegte er an solchen Stellen zu sagen, um sich nicht anmerken zu lassen, dass er sowas schon ganz gerne hörte.
Treu war er seiner Geburtsstadt Arnstadt nicht immer. Sein Berufsleben bis zur Wende war ziemlich turbulent, er lernte Konditor und wurde dann Jurist. Er war Funktionär im Schwimmverband der DDR und als die Mauer fiel, war er gerade in Berlin und dabei, die Friedrichstraße mit umzubauen. Wie diese Tätigkeiten zusammenhängen, ist eine eigene Geschichte. Aber bei dem, was nach der Wende auf ihn zu kam, konnte er alles gut gebrauchen.
Auch sein Einstieg in die Politik 1990 war äußerst unkonventionell. Er ging nicht zum Neuen Forum, zur SPD oder der CDU, sondern fand die Idee gut, in Thüringen einen Ableger der bayerischen CSU zu etablieren. Er schaffte über die CSU-Liste sogar den Einzug in den Arnstädter Stadtrat. Doch dann schlug die große Bundespolitik zu, denn die CDU wollte keinesfalls, dass sich die kleine bayerische Schwesterpartei in die neuen Länder ausdehnte. Und so wechselte er wohl oder übel zur CDU, für die er dann ununterbrochen bis 2014 im Stadtrat saß.
Horst Höhne war zwar in der CDU, aber Parteizugehörigkeit schien für ihn nicht so furchtbar wichtig. Zumindest ließ er den Christdemokraten nicht bei jeder Gelegenheit heraushängen, was ihm die Möglichkeit gab, auch in heiklen Fragen hinter den Kulissen zu vermitteln. Und so war er in einem Stadtrat, der sich häufig an ideologischen Fragen festzubeißen drohte, ein Ruhepol, der wieder Bewegung in eine Sache bringen konnte. Selbst die Linken im Stadtrat wussten, was sie an ihm hatten.
Im Laufe seiner politischen Karriere war Horst Höhne vieles: hauptamtlicher Beigeordneter, ehrenamtlicher Beigeordneter, Mitglied im Kreistag. Ich schätzte ihn besonders als Vorsitzenden des städtischen Bauausschusses, denn er leitete ihn auf seine eigene Weise. Mit ziemlich viel Freundlichkeit, aber bestimmt. Was ihm dabei viel nutzte: Man konnte Horst Höhne fast nichts abschlagen. Es war schier unmöglich, mit ihm zu tun zu haben und nicht zu seinem Duzfreund zu werden. Das hatte nichts völlig Vereinnahmendes. Damals, auf dem Bau, war das auch immer so. Ein Auftrag hört sich eben netter an, wenn der Auftraggeber einen duzt. Ein Auftrag aber bleibt es trotzdem.
Bis 2015 leitete er auch den Neideck-Verein, zu dessen Mitgründern er zählte. Auch in den letzten Jahren sah man ihn oft auf dem Neideck-Gelände oder im Gärtnerhäuschen. Wenn er da war, sah man das an seinem alten Golf, der hinter dem Landratsamt parkte. Mit dem Laufen hatte er es da schon nicht mehr so.
Trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, regelmäßig an Stadtratssitzungen teilzunehmen, wenn auch nur als Besucher. Ich genoss öfter das Privileg, neben ihm sitzen zu dürfen und ein wiederkehrendes Ritual zu beobachten: Horst Höhne setzte sich immer auf den Gangplatz, an dem die ankommenden Stadträte und Stadtmitarbeiter vorbei mussten. So gut wie alle hielten an, um ihn mit Handschlag zu begrüßen. Ich habe dabei aber nie erlebt, dass ihn jemand gesiezt hätte.
Auch ich bin daran nicht vorbeigekommen. Als er mir das Du anbot, war ich örtlicher Zeitungsredakteur und darüber gar nicht so erfreut, der nötigen Distanz wegen. Aber er lachte nur verschmitzt ob meiner Zurückhaltung und sagte: „Hauptsache, Du schreibst nichts Schlechtes über mich, wenn ich gestorben bin“.
Nein, ich kann nichts schlechtes über Dich schreiben, Horst. Aber ich hätte damit gern noch ein paar Jahre gewartet.
Auch ich habe Horst kennen gelernt . Ein standhafter Mensch der mit beiden Beinen auf dem Erdboden stand ! Er hat mich unterstützt als ich um unsere Schule in Marlishausen gekämpft habe . Und er hat sich immer mit ganzem Herzen für uns alle eingesetzt . Ich bin beruhigt das ich mich zu seinem letzten Geburtstag bei ihm für alles bedanken konnte . Ein Kämpfer für Arnstadt . Ich wünsche den Angehörigen viel Kraft und Stärke . In Trauer Bodo Weissenborn