Heute haben die Thomaner in der Liebfrauenkirche gesungen, am Sonnabend war endlich wieder Flohmarkt und ich hatte meine erste Stadtführung in diesem Jahr. Es ist ein gutes Gefühl, wenn das Leben in die Stadt zurückkehrt. Und wenn man gesagt bekommt, wie schön sie ist.
Ich bin schon ziemlich alt, aber zu einem Konzert des berühmten Leipziger Thomanerchores habe ich es bisher noch nie geschafft. Heute sind etwa 20 Thomaner zu uns gekommen und haben in der Liebfrauenkirche gleich zweimal eine ihrer berühmten Motetten gesungen, unterstützt vom umtriebigen Kantor Jörg Reddin. Der hatte schon vergangene Woche dafür gesorgt, dass die konzertlose Zeit in Arnstadt endlich ein Ende hatte. So mischte sich am Sonnabend die Kundschaft des ebenfalls von vielen so sehnlich vermissten Flohmarktes auf dem Markt mit dem Publikum des Bachkirchen-Konzertes und einer Gruppe von Sportlern aus Kassel, die sich ihre Partnerstadt mal ansehen wollten.
Außerdem hatte ich am Sonnabend meine erste Stadtführung in diesem Jahr. Corona-gerecht mit Headset und Abstandsgebot, die Gäste kamen aus Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, von der Nordsee und aus Zwickau. „Sie haben es aber schön hier“, sagte hinterher eine Frau aus Bad Salzuflen. „Ich habe gerade Weimar und Erfurt besucht, aber Arnstadt gefällt mir bisher am besten“.
Die Gäste waren besonders baff, wie grün die Stadt ist, dass es noch Litfaßsäulen gibt, wie viele Brunnen erhalten sind und in welchem guten Zustand sich die Arnstädter Bausubstanz befindet. Ich erzählte ihnen, welche Probleme es mit der Vermarktung von zum Teil sehr baufälligen Häusern gegeben hat und wie sich die Stadt dabei engagierte.
„Da müssen aber sehr kluge Leute bei Ihnen im Rathaus sitzen“, mutmaßte einer der Gäste. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, denn vor meinem inneren Auge zogen 20 Jahre regelmäßiges Bürgermeister-Bashing im Stadtrat und diverse Abwahlanträge vorbei.
Aber natürlich habe ich dem freundlichen Gast nicht widersprochen. Warum auch. Wahrscheinlich hätten viele Arnstädter bessere Laune, wenn sie öfter mal Besuch von außerhalb bekämen.