Öffentlich war es nur kurz ein Thema, aber in Arnstadt sprechen alle darüber: Die Feuerwehr der Stadt hat ihren wichtigsten Mann verloren, er wird einiger Straftaten beschuldigt und wurde als Stadtbrandmeister fristlos gekündigt. Es ist ein schwerer Schlag für alle Beteiligten.
So gut wie jeder in Arnstadt kennt seinen Namen, trotzdem soll er hier nicht genannt werden. Es gibt eine Reihe von schweren Vorwürfen gegen den jetzt fristlos entlassenen Stadtbrandmeister, aber zugleich gilt bis zu einer möglichen Verurteilung die Unschuldsvermutung. Und deshalb soll der Mann, um den es geht, hier Florian genannt werden. So heißt der Schutzheilige aller Feuerwehrleute. Und auch der Arnstädter Florian war lange Zeit so etwas wie der Schutzheilige des hiesigen Brandschutzes. Und er war das Gesicht der Arnstädter Feuerwehr. Bis vor einigen Wochen.
Seine Karriere begann 2009 nach einer mittleren Katastrophe. Im Jahr 2008 hatten Kameraden der Arnstädter Feuerwehr eine Notfallübung am Erfurter Kreuz boykottiert. Aus Protest gegen Schikanen aus der Abteilung Brandschutz im Rathaus, hieß es damals. Bürgermeister Hans-Christian Köllmer erkannte sofort den Ernst der Situation und griff hart durch: Der damalige Wehrführer und später auch sein Stellvertreter wurden abgesetzt, zahlreiche Kameraden verließen aus Protest dagegen die Feuerwehr. Keiner wusste so recht, wie es weitergehen sollte.
Doch es fand sich ein Duo, das den Neuanfang wagen wollte: Der als Feuerwehrmann erfahrene Elektromeister Jürgen Gutheil und Florian, ein junger Mann, den außerhalb der Einsatzabteilung damals kaum jemand kannte. Das mit dem Duo ging nicht sehr lange gut, dann zog sich Gutheil aus der Führungsspitze zurück. Florian aber machte weiter, mit einer Energie, die viele bewunderten. Er setzte sich noch einmal auf die Schulbank und erlangte die Abschlüsse, die man als führender Feuerwehrmann und hauptamtlicher Brandschützer braucht. Er organisierte die Feuerwehr neu, kümmerte sich um den Nachwuchs und sorgte für eine bessere Öffentlichkeitsarbeit: Auf einer Facebook-Seite werden seitdem alle Einsätze der Kameraden akribisch dokumentiert. Jeder kann dort nicht nur seine Neugier befriedigen, sondern das gute Gefühl bekommen: Die machen was bei der Feuerwehr, die werden gebraucht. Bei denen ist man in guten Händen.
Es dauerte nicht lange, da wurde Florian auch Stadtbrandinspektor. Er leitete nicht nur die freiwillige Feuerwehr, sondern nun auch hauptamtlich die Abteilung in der Stadtverwaltung, die für ihre Arbeit zuständig war. Vorfälle wie damals 2008 waren damit ausgeschlossen. Die Feuerwehr kann nicht gegen Maßnahmen der städtischen Verwaltung protestieren, wenn auf beiden Stühlen der gleiche Mann sitzt.
Aber Florian bewies nicht nur im Umgang mit Feuerwehr und Öffentlichkeit viel Geschick, sondern wusste auch mit Politikern umzugehen. In allen Fraktionen des Stadtrates fand er Unterstützer – und er ist wohl einer der wenigen, die mit allen Bürgermeistern seiner Amtszeit gut auskamen, ob sie nun Hans-Christian Köllmer, Alexander Dill oder Frank Spilling heißen. Alexander Dill, den großen Verkünder der Arnstädter Finanznot, brachte er sogar dazu, mitten in der größten Geldkrise den Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses auf den Weg zu bringen. Das größte, das Arnstadt je gesehen hat. Dills Nachfolger Frank Spilling hatte gar keine andere Wahl, als den beschlossenen Bau weiterzuverfolgen. Nun ist das Haus gegenüber dem Friedhof so gut wie fertig, bis auf die Zufahrt. Und der Arnstädter Stadtrat, wen wunderts, stimmte freudig dafür, das Straßenstück an der neuen Feuerwache in „Sankt-Florian-Straße“ umzubenennen.
Es hätte die Krönung von Florians Laufbahn sein können, kein Feuerwehrmann vor ihm hatte vergleichbare Erfolge vorzuweisen. Und er saß fest im Sattel, beliebt bei Politikern, der Presse, den Bürgern und seinen Feuerwehrleuten.
Aber offenbar nicht bei allen. Im Mai ging bei der Stadtverwaltung ein 15-seitiges anonymes Schreiben mit schweren Vorwürfen gegen Florian bei der Arnstädter Stadtverwaltung ein. Die Detailkenntnis des oder der Autoren lässt darauf schließen, dass es aus dem engeren Umfeld der Feuerwehr stammen muss, sagen Leute, die es gelesen haben. Bürgermeister Spilling reagierte vorsichtig auf die Anschuldigungen gegen einen seiner beliebtesten Leute und ließ des Inhalt zunächst durch eine Anwaltskanzlei prüfen, ehe er rechtliche Schritte einleitete. Aber die Prüfung ergab: Wahrscheinlich ist da etwas dran. Die Stadt erstattete Anzeige und Strafantrag bei der Erfurter Staatsanwaltschaft, Abteilung Wirtschaftskriminalität und sprach gegenüber Florian die fristlose Kündigung aus. Was ihm vorgeworfen wird: Verletzung von Dienstpflichten, Untreue, Vorteilsnahme und Diebstahl zum Schaden der Stadt.
Es gab ein kurze öffentliche Aufregung, aber danach war offiziell wieder Ruhe. Im Hintergrund allerdings tat sich einiges: Als Leiter für Brand- und Katastrophenschutz in der Arnstädter Stadtverwaltung taucht nun ein neuer Name auf und die Seite der Wehrführung der Arnstädter Feuerwehr ist (zumindest heute) „im Wartungsmodus“. Der vor kurzem noch so beliebte Florian verschwindet aus dem öffentlichen Gedächtnis.
Noch gilt die Unschuldsvermutung, Florian wehrt sich gegen seine Kündigung vor dem Arbeitsgericht. Aber selbst, wenn sich die Vorwürfe gegen ihn als haltlos erweisen sollten (wogegen das Ergebnis der Vorprüfung durch die Anwaltskanzlei spricht), er wird wohl nie wieder auf die alten Posten zurückkehren können. Es ist das Ende der Karriere eines Hoffnungsträgers, der so vieles bewegt hat und dabei sehr mächtig wurde. Des Mannes, der die Feuerwehr nicht nur leitete, sondern eigentlich die Feuerwehr war.
In der Arnstädter Feuerwehr ist die Verunsicherung mit Händen zu greifen. Wer waren die Autoren des anonymen Schreibens? Und wenn sich die Vorwürfe weiter erhärten, wer hat noch davon gewusst und sich vielleicht mitschuldig gemacht?
Eigentlich gleicht die jetzige Situation der von 2008: Es muss wieder einen Neuanfang geben – und er wird nicht leicht werden. Es ist der Arnstädter Feuerwehr und der ganzen Stadt zu wünschen, dass er gelingt.
das keine namen gesagt werden ist in meinen augen nicht in ordnung. jeder kennt unseren ehemaligen chef der feuerwehr. der stadt müssen doch die SCHREIBERLINGE dieses schreibens bekannt sein. jeder der ein wort schreibt wird öffentlich fertig gemacht. sollen sie doch ihre vorwürfe öffentlich vertreten. in meinen augen FEIGLINGE.
Da hat der Autor aber nur unvollständig recherchiert. Der junge Florian hatte neben den beiden genannten Ämtern noch weitere hochrangige Ämter inne. Und so war er mehrfach sein eigener Vorgesetzter. Für derartige Konstellationen gibt es mehrere Worte im deutschen Sprachgebrauch… Ämterhäufung, Alleinherrschaft, Machtkopplung.
Das haben in der näheren deutschen und Weltpolitik ja auch schon andere Personen erkannt und ausgenutzt.
Meines Wissens nach verschreiben sich Feuerwehrleute aber eigentlich einer Sache und nicht einer Person.
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre wird das große ehrenamtliche Engagement der Arnstädter Feuerwehrleute beschmutzt.
Im Übrigen ist die Feuerwehr nicht die Leistung eines Einzelnen, vielmehr zählt hier die Gemeinschaft. In Arnstadt ist nach außen aber immer nur von einer Person zu hören, die alles gemacht haben soll. Widersacher wurden stumm gemacht und aus dem Weg geräumt. Und selbst jetzt traut sich keiner der Betroffenen offen zu reden. Was ist das denn für eine Kultur?
Wenn man das hier als Erfolg verbuchte so liest muss man sich doch zwangsläufig die Frage stellen, wer das alles durchgewunken hat. In Zeiten größter Finanznot der Stadt den völlig überzogenen Feuerwehrpalast durchzuwinken grenzt schon an einen Schildbürgerstreich. Man munkelt ja auch der Bau sei um Einiges teurer geworden als geplant… Und offensichtlich bis heute nicht fertig.
Feuerwehr ist sicherlich eine wichtige Sache für eine Stadt, aber doch sicherlich nicht in dieser Art und Weise.
Florian, der allseits so beliebte junge Hoffnungsträger, der so vieles bewegt und gemacht hat – Er war die Feuerwehr! Sehr schön ironisch formuliert.
Und natürlich mochten ihn alle Fraktionen. Das zeigt dann auch das einstimmige Votum GEGEN ihn. Ein Kartenhaus, das gerade zusammenbricht.
Wenn es nicht so traurig wäre könnte man glatt drüber lachen.
Der Stadtbrandmeister um den es hier geht war sicherlich ein „Macher“. Offensichtlich aber wohl mehr für sich als für andere. Wenn nur ein Teil dessen stimmt was die Gerüchteküche gerade so von sich gibt war der Schritt längst überfällig. Bleibt zu hoffen, dass die Stadt in Zukunft ein besseres Händchen bei der Besetzung derartiger Posten hat. Und auch eine entsprechende Kontrolle ausübt, um derartige Dinge künftig zu vermeiden.
Ich habe nur die Ämter aufgeschrieben,die ich für wesentlich für die Geschichte hielt.
Es ist schon einiges an Zynismus notwendig, wenn man einer Person, die offensichtlich die Ideale einer Sache verraten, mißbraucht oder wenigstens zu seinen Gunsten genutzt hat, auch noch den Namen des Schutzpatron gibt.
Das macht mich dann doch sehr nachdenklich.
Glaubt man der Geschichte, muss Florian praktisch übermenschlich gewesen sein. Ein richtiger Schutzpatron für die Arnstädter Feuerwehr.
Wie das halt immer so ist mit Geschichten mangelt es manchmal ein wenig am Wahrheitsgehalt oder es wird halt mal kräftig überzogen. Wie auch hier in diesem Fall. Natürlich stand Florian gern vorn und hat sich und seine Leistungen ins rechte Licht gerückt.
Im Hintergrund aber durften andere die Arbeit verrichten und wurden – wen es mal nicht so lief – angezählt. Und wenn sie nicht ins Bild passten wurden sie entfernt.
Toller Schutzpatron!
Ich habe nur das Bild gezeichnet, das in der Öffentlichkeit entstanden ist. Dass es im Inneren der Feuerwehr anders ausgesehen haben muss, zeigt der anonyme Brief. Da wird sicher noch vieles aufzuarbeiten sein.
Ich gebe zu: Mir ist kein anderer Deckname eingefallen. Zynismus war dabei nicht im Spiel.
@Erdnann: Ein offener Umgang mit Problemen, geschweige denn das Ansprechen von festgestellten Dingen oder Sachverhalten war weder gewollt noch gewünscht und wurde systematisch unterdrückt – sofern es nicht einem Zweck diente, nämlich Seinem.
Eine Kontrolle des Wehrführers, Stadtbrandmeister und gleichzeitig auch noch Kreisbrandmeisters in einer Person durch Dritte erfolgte nicht mehr, daher konnte er seine Macht immer mehr ausdehnen. Unliebsame „Störenfriede“ wurden ruhig gestellt, schlecht gemacht und/oder entfernt.
Ich bin da ganz bei Florentine G., derartige Ämterhäufung ist nichts Gutes und führt nicht selten zu Machtmissbrauch. Nicht umhin gibt es in unserer Gesellschaft immer irgendwelche Kontrollgremien, die es hier wohl nicht (mehr) gab bzw. die wohl gehörig versagt haben.
Ist es angesichts derartiger Zustände verwunderlich, dass sich niemand mehr traut, offen zu agieren?
@Erdnann: Ein offener Umgang mit Problemen, geschweige denn das Ansprechen von festgestellten Dingen oder Sachverhalten war weder gewollt noch gewünscht und wurde systematisch unterdrückt – sofern es nicht einem Zweck diente, nämlich Seinem.
Eine Kontrolle des Wehrführers, Stadtbrandmeister und gleichzeitig auch noch Kreisbrandmeisters in einer Person durch Dritte erfolgte nicht mehr, daher konnte er seine Macht immer mehr ausdehnen. Unliebsame „Störenfriede“ wurden ruhig gestellt, schlecht gemacht und/oder entfernt.
Ich bin da ganz bei Florentine G., derartige Ämterhäufung ist nichts Gutes und führt nicht selten zu Machtmissbrauch. Nicht umhin gibt es in unserer Gesellschaft immer irgendwelche Kontrollgremien, die es hier wohl nicht (mehr) gab bzw. die wohl gehörig versagt haben.
Ist es angesichts derartiger Zustände verwunderlich, dass sich niemand mehr traut, offen zu agieren?
Nu da frage ich mich, wer kommt jetzt für den Schaden auf, der entstanden ist.
Interssant wäre doch mal für uns als Arnschter, was uns diese ganze Sache in Mark und Pfennig (noch) kostet bzw. gekostet hat.
Mir tut der Florian leid, der hat das doch bestimmt nicht mit Absicht gemacht, das Kerlchen. Guter Junge, gell.
Zum Schluss muss wohl wieder der Steuerzahler ran… Bin ich froh, dass ich schon lange Zeit Rentnerin bin…
Anmerkung: Nach meinen Informationen war “Florian“ NICHT auch noch Kreisbrandinspektor.
das war er in der Tat nicht. Kreisbrandinspektor und Kreisbrandmeister sind eben auch 2 verschiedene Funktionen.
Er hatte bzw. hat die Funktion des Kreisbrandmeisters für den Bereich um Arnstadt.
Feuerwehr ist manchmal nur sehr schwer zu verstehen. Vielleicht auch ein Grund für das Nichtverstehen Außenstehender.
Danke für die Aufklärung.
Interessant wären die Vorwürfe im einzelnen..
Geht es hier nur um eine Ladung Frostschutz die im eigenen Garten gelandet ist oder um wirkliche finanzielle Einbußen für die Stadt??
Laut Stammtisch sind der Anwalt und der Nachfolger mit dem Bürgermeister dicke😬
Es geht wohl mehr als um eine Ladung Frostschutz.
Es ist traurig das all hier zu lesen. Dem Autor könnte man fast unterstellen dass er im Auftrag von Florian gehandelt hat. Der Artikel ist ja phasenweise eine Beweihräucherung sondergleichen.
Wenn das stimmt was ich so vernommen habe aus den Worten der mir bekannten Kameradinnen und Kameraden, dann war es nur eine Frage der Zeit, dass hier erneut ein Paukenschlag aus der Feuerwehr Arnstadt hervorgeht.
Aufsicht in eigener Person über drei Instanzen, Macht-Hunger und Unterdrückung von Meinungsfreiheit waren das Bild bis dato in der Feuerwehr Arnstadt.
Dies ist mit Sicherheit für Außenstehende schwer zu glauben!
Hier hat sich jemand gekonnt eine eigene Welt aufgebaut wo man Amtsmissbrauch und Vorteilsnahme am wenigsten vermutete. Somit fiel es wohl all den Bürgermeistern auch besonders schwer, den bereits in den vergangenen Jahren von Kameraden angebrachten Kritiken und Bedenken gegenüber der Person Florian, nachzugehen.
Ganz im Gegenteil, jene kritischen Kameraden wurden am Ende zur „persönlichen“ Konfliktlösung an Florian verwiesen. Mit einem „stillen“ Ergebnis.
Das anonyme Schreiben ist aus meiner Sicht eher als „Brandbeschleuniger“ zu sehen. Die Führungskultur von Florian, welche schlecht rechtlich zu anden war und ist, ist dass was am Ende wirklich die Ursache allen Übels war bzw ist.
Es ist zu hoffen das die Kameradinnen und Kameraden, der gesamten Wehren der Stadt Arnstadt, ihr Schweigen brechen und darüber hinaus auch alle anderen Institutionen, welche mit Florian enger zusammen agiert haben.
Die Geschichte ist mit Sicherheit noch nicht zuende erzählt…
Ich hoffe, alle Firmen oder natürlichen Personen, die hier UNSCHULDIG mit reingezogen werden, stehen auf und wehren sich, sobald der Name des Verfassers bekannt ist!!!!
Wenn jemand verleumdet wird oder Gerüchte verbreitet werden, die nicht stimmen, haben wir es meist mit einem Rufmord zu tun. Das kann dann strafbar sein. Ein Rufmord, der Existenzen schädigen oder zerstören kann.
Irgendwann kommt der Tag an dem ich mir die Hände reibe und denke:
„Gottes Mühlen mahlen langsam, aber sehr fein und gerecht“.
Im Leben kriegt jeder das zurück was er anderen angetan hat, früher oder später.
Genau dann wenn man es nicht erwartet.
Sei geduldig, lehn dich zurück und schau es dir an.