Auf und zu

Die Zahl der Corona-Fälle in der Gegend ist erfreulicherweise gering. Deshalb  zieht  – unter Beachtung von Abstands- und Hygieneregeln – auch ins öffentliche Leben wieder so etwas wie Normalität ein. Aber nicht überall.  Und keinesfalls einheitlich.

Das Arnstädter Schwimmbad ist wieder offen.  Die Bibliothek schon länger, der Tierpark auch. Im Schlossmuseum mit seiner sehenswerten Reklame-Sonderausstellung tut man sich noch schwer mit der Normalisierung, obwohl die Sommerferien schon einige Touristen auf Alternativsuche zu Ballermann oder Bali nach Arnstadt gespült haben. Das Museum  ist nur Freitag bis Sonntag für Leute  offen, die vorher auf der Toilette waren. Denn im Schlosse darf man nicht.

Aber sonst gehts eigentlich, wenn man eine Maske dabei und etwas Zeit hat.  Sogar bei Bäcker Nagel klappt es mit der Abstands- Warteschlange und den Masken.  Ich finde es übrigens gar nicht unangenehm, wenn mir keiner direkt von hinten ungebremst in den Nacken hustet. Ob da nun Corona-Viren dabei sind oder nicht.

Das Arnstädter Rathaus allerdings ist immer noch zu. Seit 19. März und bis auf weiteres, wie uns der entsprechende Aushang mitteilt. Zwar kann man die Tourist-Information auf der Marktseite besuchen und sich über die ausgewiesene Hotline auch einen Termin machen, wenn man zum Beispiel einen neuen Reisepass braucht. Aber wer braucht in diesen Zeiten schon einen neuen Reisepass. Einfach mal so reingehen ins Rathaus geht jedenfalls nicht.   Schon gar nicht auf die Toilette.  Aber das kennen wir ja schon vom Schlossmuseum.

Das grundsätzliche Besuchsverbot gilt nicht nur fürs Rathaus, sondern auch für Außenstellen wie die am Plan, wo das städtische Bauamt sitzt.   Das Gebäude beherbergt auch das  Stadt- und Kreisarchiv , das damit eigentlich auch geschlossen sein müsste. Ist es aber nicht. Es ist gleichzeitig offen und zu.

Dieser Zustand, den man sonst nur aus der Quantentheorie kennt,   hängt mit dem Umstand zusammen, dass zwar die  Corona-Fälle im Ilmkreis ziemlich gleichmäßig verteilt sind, nicht aber die Neigung der Behörden, sich wieder ihren Bürgern zu öffnen. Die Stadtverwaltung Ilmenau hat längst wieder reguläre Öffnungszeiten, das Amt Wachsenburg im Norden auch.  Und selbst die Kreisverwaltung lässt die Bürger wieder rein.

Da nun das Stadt- und Kreisarchiv der Landrätin untersteht, ist es somit wieder offen.  Da es sich aber am Plan hinter einer Tür befindet, die von der Stadt Arnstadt auf- und zugeschlossen wird, ist es gleichzeitig auch zu.  Denn man kommt einfach nicht hin.

Nun gibt es einen kleinen Trick. Man ruft bei der Archivarin an und wird dann über eine unscheinbare Nebentür eingelassen.   Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, die Öffnungen der Stadt- und Kreisbehörden irgendwie zu harmonisieren.  So weit wohnt man ja nicht voneinander weg.

Aber das ist wohl zuviel verlangt. Und außerdem gab es in Arnstadt zwar schon einige Anti-Corona Demos, von denen   leider die Krankheit auch nicht weggegangen ist.  Aber darüber, dass das Arnstädter Rathaus  im Gegensatz zu anderen Behörden nun schon über  fünf Monate geschlossen ist, hat sich meines Wissens noch niemand lautstark beschwert.  Vielleicht ist ja der Plan, das Ganze einfach so zu lassen.

Und für die Beschäftigten  ist es doch auch ganz schön, wenn einem der Arbeitgeber nicht dauernd über die Schulter schaut.

 

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